Das Asylrecht wird reformiert

Erstveröffentlicht: 
22.09.2015

Union und SPD verständigen sich - doch die Grünen im Bundesrat werden gebraucht

 

Von Fabian Meurer

 

Berlin. Intern hat sich die Große Koalition in Berlin schon auf viele Reformen verständigt, die vor allem ein Ziel haben - die Aufnahme von Asylbewerbern und Flüchtlingen in Deutschland soll beschleunigt werden. Rascher soll entschieden werden, wer bleiben darf und wer nicht. Am Donnerstag dann folgt die wichtige Abstimmung mit den Ländern, denn für einige Reformen ist eine Mehrheit im Bundesrat nötig, die rot-grün regierten Länder müssen also ihre Zustimmung geben. Das ist im Einzelnen geplant:


Balkan-Regeln: Im vergangenen Jahr sind bereits Bosnien, Serbien und Mazedonien zu "sicheren Herkunftsstaaten" erklärt worden. Das heißt: Wer von dort Asyl beantragt, muss mit einem schnelleren Verfahren rechnen, da politische Verfolgung in der Regel nicht besteht und damit kein Asylgrund vorhanden ist. Diese neue Einstufung hat zu einem Rückgang der Antragsteller geführt. Nun wollen Union und SPD offenbar Albanien und Montenegro in diese Liste aufnehmen und damit erreichen, dass die Zahlen der Asylbewerber von dort zurückgehen. Allerdings: Der Bundesrat müsste zustimmen, bisher sind die Grünen dagegen. Viele Asylbewerber aus diesen Ländern sind Roma.


Sozialleistungen: Die Union plante zunächst, solchen Asylbewerbern, die über ein sicheres EU-Land einreisen, nur Proviant und eine Rückfahrkarte zu geben. Nach dem Dublin-Verfahren muss das EU-Land, in dem sie zuerst ankommen, die Asylverfahren durchführen. Allerdings sind derzeit Italien, Griechenland und Ungarn damit überlastet. Im Fall der Syrien-Flüchtlinge in Ungarn waren die Dublin-Regeln von Berlin ausgesetzt worden. Die Pläne der Union sind nun gestutzt worden, wie Innenminister Thomas de Maizière erläuterte. Die Regel mit Proviant und Rückfahrkarte soll nur für jene Asylbewerber gelten, deren Verfahren in Deutschland beendet und die nicht anerkannt worden sind.


Gesundheitskarte: Für Flüchtlinge soll es offenbar die Gesundheitskarte geben, damit ihre Arztbesuche abgerechnet werden können, und zwar wohl auf Kosten der Staatskasse.


Geld für die Länder: Bisher stellt der Bund für 2016 sechs Milliarden Euro zusätzlich für die Unterbringung, Verpflegung und Sprachschulung der Flüchtlinge in Aussicht. Drei Milliarden davon sollen die Länder erhalten. Die SPD sagt, die Länder benötigten mehr Geld, da ja auch die Flüchtlingszahl gestiegen sei. De Maizière versprach "deutlich mehr Geld", nannte aber keine Summe.


Beschleunigung: 250000 Asylanträge beim Bundesamt für Migration sind bisher unbearbeitet. Die SPD fordert eine Aufstockung der Stellen, der neue Behördenleiter Frank-Jürgen Weise denkt daran, Fachleute aus anderen Behörden abzuordnen. Dabei, heißt es, könne auch die Bundeswehr helfen. Außerdem soll die Unternehmensberatung McKinsey Tipps zu einer effektiveren Registrierung, Erfassung und Versorgung der Menschen entwickeln.


Erstaufnahmeplätze: 40000 neue Plätze will der Bund bereitstellen. Aus Sicht der Länder ist das allerdings zu wenig.

 


 

Von Gipfel zu Gipfel: Lösungen für die Krise?


Angesichts der Spannungen zwischen ihren Mitgliedsstaaten startet die EU einen neuen Versuch, eine gemeinsame Haltung zur Flüchtlingskrise zu finden. Den Auftakt machte am Montag ein Treffen von osteuropäischen Außenministern mit ihrem luxemburgischen Kollegen und amtierenden EU-Ratspräsidenten Jean Asselborn.


Am Mittwoch ist ein Krisengipfel der EU zur Flüchtlingsfrage geplant, zur Vorbereitung tagen heute die Innenminister. Wie aus dem Umfeld der luxemburgischen Präsidentschaft verlautete, erwägen die Minister inzwischen eine abgeschwächte Version des ursprünglichen Vorschlags der EU-Kommission zur Umverteilung von Flüchtlingen in der EU.


Am Donnerstag trifft sich Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der Länder zum Gipfel über die Flüchtlingskrise. Es geht vor allem um mehr Geld vom Bund für die Länder für die Unterbringung von Aslybewerbern und um eine Verkürzung der Anerkennungsverfahren.