Wohnprojekt zieht von Plagwitz ans Dunckerviertel / LWB verspricht, bei Problemen Interessen ihrer Mieter zu schützen
VON KLAUS STAEUBERT
Leipzig.. Ein mit Planen verhängter
Gitterbauzaun, ein schwarzes Brett und ein großes weißes, zwischen
Bäumen aufgespanntes Bettlaken mit der Aufschrift "Hier entsteht ein
neuer Wagenplatz" signalisieren seit einigen Tagen den Passanten in der
Saalfelder Straße: Das Dunckerviertel in Lindenau bekommt neue Mieter.
Die Stadt schloss mit dem Verein "Jetze Wagenplätze" einen
Pachtvertrag.
Doch die Neuankömmlinge, die auf dem parkähnlichen
städtischen Gelände am Rande des sanierten Quartiers mit den für die in
den 50er-Jahren typischen Mietshäusern ihre Unterkünfte aufstellen,
sind nicht bei jedem willkommen. Horst Beigang (75) fühlt sich geradezu
überrumpelt: "Die passen hier nicht hin." Der pensionierte Betriebswirt,
der vor sechs Jahren mit seiner Frau ins Dunckerviertel zog, hat noch
den Wagenplatz in der Karl-Heine-Straße vor Augen, den das Wohnprojekt
jetzt aufgeben muss. Die 30 bis 40 Wohnwagen dort waren nicht mal an die
öffentliche Müllentsorgung angeschlossen, geht aus der Antwort des
Ordnungsdezernates auf eine Stadtratsanfrage hervor.
Zustände, die
nicht nur Beigang in seinem Wohnumfeld nicht haben möchte. Viele im
Viertel würden so denken. "Wir haben nichts gegen alternative
Lebensformen", sagt er. "Aber es ist nicht hinnehmbar, dass den
Interessen von Minderheiten zulasten der von Mehrheiten nachgegeben
wird. Hier müssten wenigstens dieselben Standards wie für die
Einrichtung eines Campingplatzes gelten", findet der Rentner und fragt:
"Hat das Grundstück überhaupt einen Wasser- und Abwasseranschluss?"
Eine Frage, die die LVZ gestern auch ans Rathaus richtete, auf die es
aber keine Antwort gab.
"Die LWB hat vor zwei Jahren erst die Miete
erhöht, unter anderem mit dem Hinweis auf die hohe Lebensqualität",
berichtet Beigang. "Die Leute haben das geschluckt." Nun sieht er das
Unternehmen in der Pflicht, sich für seine Mieter einzusetzen.
LWB-Sprecherin Samira Sachse verweist jedoch darauf, dass das
Wagenplatz-Gelände der Stadt gehört. "Die LWB kann zwar die Bedenken
ihres Mieters teilweise nachvollziehen, nicht aber die prinzipielle
Ablehnung des alternativen Wohnens auf dem neu entstehenden Wagenplatz",
sagt sie. "Zudem besteht beispielsweise zwischen den LWB-Häusern in der
Dunckersiedlung und dem künftigen Wagenplatz kein Sichtkontakt." Dessen
ungeachtet werde die LWB auch in Zukunft für die Interessen ihrer
Mieter aktiv, "sollte es zu Problemen in deren Wohnumfeld kommen".
Die Wagenplatz-Leute jedenfalls hoffen auf gute Nachbarschaft. Für
kommenden Monat laden sie die Anwohner zu einem Tag der offenen Tür ein.