Kommunen im "Leipziger Speckgürtel" haben kaum Vertriebene aufgenommen / Unterkünfte in Vorbereitung
Von Jörg ter Vehn
Markkleeberg. Hunderte von Flüchtlingen
sollten nach den Plänen des Landkreises auch in den Städten und
Gemeinden des sogenannten Speckgürtels von Leipzig untergebracht werden
können. Doch die ausgeprägte Einfamilienhausstruktur, die hohe Nachfrage
nach Wohnungen und das Fehlen größerer Landes- und Bundeseinrichtungen
verhindert dies.
So waren mit Stand Donnerstag genau 22
Flüchtlinge in Markranstädt untergebracht. Die vom Landkreis empfohlene
Quote liegt derzeitig bei 200. In Abstimmung mit den Vermietern habe
die Stadt dem Landratsamt Möglichkeiten für eine dezentrale
Unterbringung gemeldet, erklärte das Rathaus. Unabhängig davon bemühe
sich das Landratsamt ebenfalls um Wohnungen. "Fakt ist jedoch auch, dass
zu wenig geeignete und leerstehende Wohnungen zur Verfügung stehen", so
die Stadt.
Ähnlich ist die Lage in Zwenkau. Laut Kontingent sollte
Platz für bis zu 120 Flüchtlinge sein, aktuell untergekommen sind
gerade mal fünf. Bürgermeister Holger Schulz (CDU) erklärt, die Stadt
habe keinen eigenen Wohnraum, sei auf Private und deren Angebote
angewiesen. Was die unternähmen, erfahre er mitunter erst hinterher.
43 Flüchtlinge seien bislang in Markkleeberg (Quote: 320) dezentral
untergebracht worden, erzählt Oberbürgermeister Karsten Schütze (SPD).
Dazu komme noch eine unbekannte Anzahl von Kontingentflüchtlingen, die
aus humanitären Gründe bleiben dürften und selber auf Wohnungssuche
in Markkleeberg gehen. Das könnten knapp 130 sein, so Schütze. In der
Stadt gebe es so gut wie keinen Leerstand. Aber die Kommune wolle ihrer
Verantwortung gerecht werden und prüfe derzeit, auf welchen
kommunalen Grundstücken womöglich Container für Flüchtlinge aufgestellt
werden könnten, sagt Schütze. Zudem bereite sich die Verwaltung
natürlich auch auf Notfälle bei der Unterbringung vor.
Großpösna
(Quote: 72) hat bislang noch gar keine Flüchtlinge aufgenommen, "wie elf
andere, überwiegend ländlich geprägte Kommunen im Kreis auch", erklärt
Bürgermeisterin Gabriela Lantzsch (parteilos). "Wir haben einfach keine
Wohnungen frei", sagt sie. Auch junge Paare, die nach Großpösna ziehen
wollten, ständen Schlange. Diese Woche seien im Technischen Ausschuss
aber ein paar Möglichkeiten öffentlich vorgestellt worden: So würden im
Rittergutshof Dreiskau-Muckern bis zum Jahresende zwei Gewerbeeinheiten
zu Wohnungen umgebaut. Sie sei mit der Kirchgemeinde im Gespräch, dass
im ehemaligen Rathaus unterm Dach Wohnungen entstehen könnten. Das alte
Pflanzenschutzamt nahe der Feuerwehr, das Großpösna unlängst erwarb, um
es abzureißen, könnte bis zu 30 Personen als Übergangseinrichtung
aufnehmen. Ein Investor plane zudem, einige Wohnbürocontainer im
Gewerbegebiet Störmthal für Flüchtlinge aufzustellen, informierte
Lantzsch ihre Räte. Zuständig sei aber jeweils der Kreis, so Lantzsch.
Für den dortigen Sozial-Beigeordneten Thomas Voigt sind die Mieten im
Umland ein echtes Problem. "Wir haben hier im Durchschnitt die höchsten
Mieten in Sachsen", gibt Voigt zu bedenken. Es gebe klare Regularien im
Kreis. Die Miete für Flüchtlinge dürfe nicht teurer sein als die für
Hartz-IV-Empfänger. Daher habe der Kreis schon Wohnangebote Privater
abgelehnt. "Teilweise wurde doppelt so viel von uns verlangt", erklärt
er. Aus Gründen der Gleichbehandlung gebe es aber nur sehr wenig
Spielraum. Auf allen Ebenen werde jedoch nach Lösungen gesucht.