Angst essen Seele auf, das wusste schon Rainer Werner Fassbinder und zeigte dies 1974 in seinem gleichnamigen Film. Und es sind die großen Gefühle Angst und Liebe, die uns ein Leben lang antreiben. Auch unbewusst und dennoch vehement. Nicht wenige Bundesbürger, auch Menschen mit Wurzeln aus fernen Ländern, die hier schon seit Jahrzehnten leben, fühlen sich unwohl beim Betrachten der Berichterstattungen über die vielen Flüchtlinge, die bei uns Schutz, Genesung und Erholung von den unfassbaren Strapazen ihrer Flucht suchen.
Dieses Gefühl des Unwohlseins, dieses Gefühl der Angst verleitet Menschen, Neues und Unbekanntes abzulehnen. Menschlichkeit und Empathie werden verdrängt und eine einfache Lösung wird gesucht. Die Dümmsten der Dummen und die mit einer hohen kriminellen Energie werden darüber sogar gewalttätig. Gewalttätig gegen die Ärmsten der Armen. Aber die, die ihren Verstand bewahrt haben, können ihre Ängste ablegen, in dem sie nicht in dem negativen Gefühl verharren, sondern handeln. Indem sie eine Flüchtlingsunterkunft aufsuchen und mit den Menschen, die dort Schutz suchen, in Kontakt treten. Dort hingehen, eventuell sich vorher bei einem der Helfer vor Ort anmelden und den Menschen dort in die Augen schauen. Das Gespräch suchen und zuhören. Keiner ist böse und keiner ist gut.* Nur Taten zählen und jeder ist für seine Äußerungen und sein Handeln selber verantwortlich.* Hörspiel von Rainer Werner Fassbinder, 1972