1000 neue Flüchtlinge für Sachsen: Dresden baut weiteres Zeltlager auf

Erstveröffentlicht: 
08.09.2015

Innenminister Markus Ulbig (CDU): Suchen nach weiteren Einrichtungen für die Erstaufnahme

 

Von christoph springer


Dresden. Sachsen muss von den Flüchtlingen, die seit dem Wochenende aus Ungarn kommend in München eintreffen, etwa 1000 aufnehmen. Das sagte gestern Innenminister Markus Ulbig (CDU). Sie werden voraussichtlich in Dresden untergebracht. Dazu entsteht gerade die vierte provisorische Erstaufnahmeeinrichtung: ein weiteres Zeltlager nach dem Hauptbahnhof. Dort sollen ab Donnerstag rund 600 Plätze in drei großen Zelten zur Verfügung stehen.


Damit gibt es in der Stadt vier Erstaufnahmeeinrichtungen. Vorerst. Denn das Finanzministerium und der Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement suchen nach weiteren Plätzen für die Erstaufnahme. Das kündigte Ulbig an, nachdem er die Asylbewerberaufnahme in der Sporthalle der Offiziersschule des Heeres (OSH) am Rand der Dresdner Heide in Augenschein genommen hatte. Ulbig sparte dabei nicht mit Dank für die am Aufbau Beteiligten. Oberst Helmut Baumgärtner, Chef des Landeskommandos Sachsen der Bundeswehr, schloss sich an: "Was hier handwerklich vor allen Dingen vom DRK und dem THW auf die Beine gestellt wurde, war sensationell", berichtete er von den Vorbereitungsarbeiten in der Sporthalle. Am Sonnabend um 18 Uhr hatte der Aufbau begonnen; als der erste Bus mit Flüchtlingen nachts gegen 2 Uhr eintraf, war alles präpariert. "Das war ein tolles Beispiel für gelungene zivil-militärische Zusammenarbeit", erklärte Oberst Baumgärtner.


Die Halle hinter dem OSH-Unterrichtsgebäude ist mit mobilen Zäunen vom Schulgelände abgetrennt. Wachposten stehen am Eingang, Zutritt haben nur Flüchtlinge und Helfer. Auch für die Offiziersschüler ist sie tabu. 271 potenzielle Asylbewerber sind dort untergebracht, sagte Innenminister Ulbig, darunter 80 Kinder. Sie stammen vor allem aus Syrien und aus dem Irak.


"Überraschend groß ist der Anteil von Familien", erzählte Lars Rohwer, CDU-Landtagsabgeordneter und DRK-Kreisvorsitzender in Dresden. "Sie haben alle erst einmal bis etwa Sonntagmittag geschlafen", sagte er über die ersten Stunden in der neuen Asylbewerberunterkunft. Das habe den Verantwortlichen Zeit verschafft, um die Registrierung der Neuankömmlinge vorzubereiten.


Während diese Arbeiten liefen, stand bereits fest, dass Dresden noch eine weitere Erstaufnahmeunterkunft bekommt. Innenminister Ulbig rechnet damit, dass Sachsen entsprechend dem von den Bundesländern vereinbarten Verteilungsschlüssel mindestens noch 700 der in München ankommenden Asylbewerber aufnehmen muss. Für sie werden die Großzelte nahe dem Hauptbahnhof aufgebaut. Die zwei bereits bestehenden Dresdner Flüchtlingsunterkünfte, die Zeltstadt an der Bremer Straße und die Sporthallen der TU an der Nöthnitzer Straße, seien mit rund 900 und 600 Flüchtlingen voll ausgelastet, so Rohwer.


Ulbig machte gestern keinen Hehl daraus, dass er von den Landkreisen und Städten Sachsens mehr Kooperationsbereitschaft bei der Suche nach geeigneten Unterkünften für die Erstaufnahme von Flüchtlingen erwartet. Wenigstens 300 Personen müssten darin Platz finden, so die Pläne des Freistaats. Dass der Bund jetzt verstärkt auch auf Bundesimmobilien und -einrichtungen wie die Offiziersschule in Dresden setzt, versteht Ulbig als positives Signal aus Berlin. Sollten sich aber einzelne Kreise oder Kommunen weiter beharrlich sträuben, das Land bei Einrichtung von Erstaufnahmeeinrichtungen für Flüchtlinge zu unterstützen, sieht Ulbig "eine weitere Eskalationsstufe" auf sich zukommen. Das heißt, der Minister schließt nicht aus, dass die Landesregierung dann auch ohne Konsens vor Ort solche Einrichtungen durchsetzen könnte.


Oberst Baumgärtner hofft, dass es dazu nicht kommen muss. Nach den positiven Beispielen für die herzliche Aufnahme von Flüchtlingen in München am Wochenende setzt er auf die Unterstützung der Bevölkerung. "Ich wünsche mir als Dresdner Bürger, dass es dieses Willkommen auch hier gibt", sagte Baumgärtner. Keinesfalls dürften immer "zuerst die Hässlichen aufmarschieren", sagte er mit Blick auf die Proteste von Asylkritikern in Dresden, Freital und Heidenau.