Flughafen Leipzig wird Drehkreuz für bis zu 5000 Flüchtlinge

Erstveröffentlicht: 
08.09.2015

Airport Schkeuditz als Verteilzentrale für Asylbewerber geplant / Neue Messe ab heute Aufnahmelager

 

Von Matthias Puppe, Björn Meine, Evelyn ter Vehn und Michael Frömmert


Leipzig. Neue Entwicklung in der Flüchtlingskrise: Leipzig wird neben München zum Drehkreuz für die Verteilung von Asylbewerbern in Deutschland. Dies bestätigte gestern Abend das sächsische Innenministerium. Damit solle die bayrische Landeshauptstadt entlastet werden, wo seit Tagen eine Vielzahl von Flüchtlingen aus Ungarn ankommt.


Das Drehkreuz wird jetzt in kürzester Zeit am Flughafen Leipzig/Halle aufgebaut. An einem extra dafür eingerichteten Cargo-Terminal werden schon in den kommenden Tagen bis zu 5000 Asylbewerber erwartet. Sie sollen dort nur für kurze Zeit - teilweise für Stunden - untergebracht und anschließend auf Erstaufnahmeeinrichtungen im Osten der Republik verteilt werden. Zwei weitere Drehkreuze sollen in West- und Norddeutschland entstehen: Neben München und Leipzig wird es demnach insgesamt vier zentrale Anlaufstellen geben.


Für die Liegenschaft am hiesigen Flughafen ist das Bundesinnenministerium zuständig. Details zu den Plänen lagen aus Berlin zunächst nicht vor. Ausschlaggebend für die Wahl des Standorts, so hieß es aus dem sächsischen Innenministerium, sei unter anderem die gute Verkehrsanbindung des Airports gewesen. Die Flüchtlinge könnten direkt per Zug oder Bus zu dem Areal gebracht werden.


Die Entscheidung für Leipzig soll vor allem die Situation in München entspannen. Hier kommen derzeit täglich Tausende Flüchtlinge an. In den Stadtteilen rings um den Hauptbahnhof wurden Notunterkünfte eingerichtet. Allein in der Nacht zum Montag wurden 3300 zusätzliche Betten aufgestellt. Die Asylbewerber sollen dort nur eine Nacht bleiben, viele reisten aber schon nach wenigen Stunden weiter in andere Städte.


Auch Leipzigs Stadtsprecher Matthias Hasberg bestätigte gestern auf Anfrage, dass die Messestadt aller Voraussicht nach Verteildrehkreuz für Flüchtlinge werde. Um die Situation zu bewältigen, gebe es auch in Leipzig Überlegungen, ähnlich wie in München Messehallen für die zeitweilige Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen.


Auch hier geht die Entwicklung sehr schnell voran: Nach LVZ-Informationen wird die Neue-Messe-Halle 4 bereits ab heute zur Erstaufnahmeeinrichtung. Unabhängig von der Entscheidung zum Flüchtlingsdrehkreuz wird die Messehalle nach und nach mit anreisenden Asylbewerbern belegt. Täglich sollen dort rund 250 schutzsuchende Menschen ankommen. Maximal können in der Halle rund 2000 Flüchtlinge untergebracht werden.


Messe-Sprecher Steffen Jantz bestätigte, dass die Halle bis heute früh für die Erstaufnahme vorbereitet werde. Dazu müssten neben Betten auch mobile Toiletten und Duschen nachgerüstet werden. Bis Mitte Dezember könne die Halle zur Verfügung gestellt werden. "Wir sagen keine Veranstaltung ab, das ist für uns wichtig", sagte Jantz. Im ersten Quartal 2016, wenn große Messen wie die Partner-Pferd, die Haus-Garten-Freizeit und die Buchmesse anstünden, brauche die Messe die Halle wieder selbst.