Airport Schkeuditz als Verteilzentrale für Asylbewerber geplant / Neue Messe ab heute Aufnahmelager
Von Matthias Puppe, Björn Meine, Evelyn ter Vehn und Michael Frömmert
Leipzig. Neue Entwicklung in der Flüchtlingskrise: Leipzig wird
neben München zum Drehkreuz für die Verteilung von Asylbewerbern in
Deutschland. Dies bestätigte gestern Abend das sächsische
Innenministerium. Damit solle die bayrische Landeshauptstadt entlastet
werden, wo seit Tagen eine Vielzahl von Flüchtlingen aus Ungarn ankommt.
Das Drehkreuz wird jetzt in kürzester Zeit am Flughafen Leipzig/Halle
aufgebaut. An einem extra dafür eingerichteten Cargo-Terminal werden
schon in den kommenden Tagen bis zu 5000 Asylbewerber erwartet. Sie
sollen dort nur für kurze Zeit - teilweise für Stunden - untergebracht
und anschließend auf Erstaufnahmeeinrichtungen im Osten der Republik
verteilt werden. Zwei weitere Drehkreuze sollen in West- und
Norddeutschland entstehen: Neben München und Leipzig wird es demnach
insgesamt vier zentrale Anlaufstellen geben.
Für die Liegenschaft am hiesigen Flughafen ist das
Bundesinnenministerium zuständig. Details zu den Plänen lagen aus Berlin
zunächst nicht vor. Ausschlaggebend für die Wahl des Standorts, so hieß
es aus dem sächsischen Innenministerium, sei unter anderem die gute
Verkehrsanbindung des Airports gewesen. Die Flüchtlinge könnten direkt
per Zug oder Bus zu dem Areal gebracht werden.
Die Entscheidung für Leipzig soll vor allem die Situation in München
entspannen. Hier kommen derzeit täglich Tausende Flüchtlinge an. In den
Stadtteilen rings um den Hauptbahnhof wurden Notunterkünfte
eingerichtet. Allein in der Nacht zum Montag wurden 3300 zusätzliche
Betten aufgestellt. Die Asylbewerber sollen dort nur eine Nacht bleiben,
viele reisten aber schon nach wenigen Stunden weiter in andere Städte.
Auch Leipzigs Stadtsprecher Matthias Hasberg bestätigte gestern auf
Anfrage, dass die Messestadt aller Voraussicht nach Verteildrehkreuz für
Flüchtlinge werde. Um die Situation zu bewältigen, gebe es auch in
Leipzig Überlegungen, ähnlich wie in München Messehallen für die
zeitweilige Unterbringung von Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen.
Auch hier geht die Entwicklung sehr schnell voran: Nach
LVZ-Informationen wird die Neue-Messe-Halle 4 bereits ab heute zur
Erstaufnahmeeinrichtung. Unabhängig von der Entscheidung zum
Flüchtlingsdrehkreuz wird die Messehalle nach und nach mit anreisenden
Asylbewerbern belegt. Täglich sollen dort rund 250 schutzsuchende
Menschen ankommen. Maximal können in der Halle rund 2000 Flüchtlinge
untergebracht werden.
Messe-Sprecher Steffen Jantz bestätigte, dass die Halle bis heute früh
für die Erstaufnahme vorbereitet werde. Dazu müssten neben Betten auch
mobile Toiletten und Duschen nachgerüstet werden. Bis Mitte Dezember
könne die Halle zur Verfügung gestellt werden. "Wir sagen keine
Veranstaltung ab, das ist für uns wichtig", sagte Jantz. Im ersten
Quartal 2016, wenn große Messen wie die Partner-Pferd, die
Haus-Garten-Freizeit und die Buchmesse anstünden, brauche die Messe die
Halle wieder selbst.