Grundstücks-Eigentümerinnen zeigen Willkommenszelt-Aktivisten an

Erstveröffentlicht: 
07.09.2015

Gegenüber der bedarfsorientierten Erstaufnahmestelle (BEA) in Freiburg haben linke Gruppen ein Willkommenszelt aufgeschlagen - auf einem Privatgelände. Ob geräumt wird, ist noch unklar.

 

Die beiden Eigentümerinnen des brach liegenden Geländes erstatteten Anzeige wegen Hausfriedensbruch, Polizisten nahmen Personalien von Aktivisten auf. Die linken Gruppierungen, die das Zelt dort aufgebaut haben und eigenen Angaben nach den Flüchtlingen "praktische Solidarität im Kampf für Selbstbestimmung und gegen Entrechtung" anbieten wollen, sind in Aufregung.

Im Willkommenszelt gibt es Gebäck – und Informationen


Die Gruppen – unter anderem Aktion Bleiberecht Freiburg, Forum aktiv gegen Ausgrenzung und viele mehr – teilten am Sonntag mit, die Polizei habe sie aufgefordert, das Willkommenszelt abzubauen und das seit Jahren brach liegende Gelände zu verlassen. Die Aktivisten reagieren verärgert. In den Zelten würden warme Getränke, Gebäck, Infomaterialien für Geflüchtete und Anwohner und Gelegenheiten zur Vernetzung angeboten. "Bisher wurden die Zelte von Anwohnern sowie Geflüchteten durchweg positiv aufgenommen", heißt es in einer Mitteilung. Bewohner der BEA besuchten die Zelte und knüpften Kontakte.

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Eine der beiden Eigentümerinnen des Geländes sagte auf Anfrage der BZ, es laufe hier eine Daueranzeige – weil immer wieder in der Vergangenheit Gruppierungen das Gelände für sich genutzt hätten. Die Bauzäune am Gelände seien einfach entfernt worden, mit ihnen gesprochen habe niemand. "Und das ist der Knackpunkt. Das geht einfach nicht." Sie wären in Bezug auf die BEA und die Flüchtlinge gesprächsbereit gewesen, sagte die Eigentümerin weiter. Dies sei für sie überhaupt nicht das Thema.

In der Nacht sollen Holzpaletten verbrannt worden sein


Auch ein Nachbar stört sich an der Entwicklung. In der Nacht auf Sonntag seien Dutzende Holzpaletten verbrannt worden, sie seien in ihrer Wohnung regelrecht eingeräuchert worden – das Palettenholz sei teilweise giftstoffhaltig gewesen. Die BEA sei für ihn überhaupt kein Problem, aber der "Belagerungszustand" auf dem Grundstück neben ihrem Haus könne nicht bleiben. "Wir haben Paletten kleingemacht und das Holz in einer kleinen Feuertonne verbrannt", sagt ein Aktivist vor Ort. Er will die Reaktion von Nachbarn, den Eigentümerinnen und der Polizei nicht verstehen. Etliche Anwohner kämen vorbei und lobten sie für ihr Engagement. Es gebe Unterstützung, sie dürften Toiletten benutzen.

Die Aufforderung, das Gelände zu verlassen, sei eine Kriminalisierung der Solidaritätsinitiativen, beklagen sich die linken Gruppierungen. Dies "zeigt uns leider immer wieder, dass es nicht gewünscht ist, ein Willkommensklima für Geflüchtete zu schaffen". Es sei bedauernswert, dass in diesen Zeiten solidarischen Strukturen Steine in den Weg gelegt würden. Die Polizei kündigte indes an, weitere Maßnahmen würden abgestimmt. Ob das Gelände geräumt wird, war bis Montagabend nicht klar.

Darüber, wie das brach liegende Grundstück in Zukunft einmal genutzt werden könnte, liefen Gespräche mit der Freiburger Stadtverwaltung, sagte die Eigentümerin. Eine Wohnbebauung komme als Nutzung infrage.