Landesdirektion will für Flüchtlinge andere Quartiere finden und Zwangsmaßnahmen vermeiden
Von Frank Döring
Möglichst bis Ende der Woche sollen die Flüchtlinge aus der
baufälligen HTWK-Turnhalle in der Arno-Nitzsche-Straße ausziehen. Wie
Jana Klein von der Landesdirektion gestern auf Anfrage der LVZ sagte,
soll dies ohne Zwang, im Einverständnis mit den Asylsuchenden geschehen.
Wie berichtet, war die Sporthalle am 18. August belegt worden, weil ein
Zeltlager in Chemnitz geräumt werden musste. Zunächst war diese
Notlösung bis 24. August befristet. Doch eine geplante Verlegung der
Menschen nach Heidenau, wo es zu massiven Krawallen von Rechtsradikalen
gekommen war, hatten Demonstranten verhindert. Vorigen Donnerstag zogen
21 Flüchtlinge in die Erstaufnahmeeinrichtung in der Friederikenstraße,
deren Kapazitäten damit nach Angaben der Landesdirektion erschöpft sind.
Die übrigen Asylsuchenden - sie stammen nach LVZ-Informationen
vorwiegend aus Pakistan, Irak, Kosovo, Albanien, Syrien, Indien,
Tunesien und Eritrea - weigern sich, restliche Plätze in der
Ernst-Grube-Halle zu nutzen. "Die dortigen Zustände sind abschreckend,
ekelerregend und unwürdig", heißt es in einem Forderungskatalog, der von
den Flüchtlingen stammen soll und vom Bündnis "Refugees Welcome"
veröffentlicht wurde. "Wir wollen in eine bessere Unterkunft. Solange
das nicht möglich ist, wollen wir in der HTWK-Turnhalle bleiben."
Doch das ist völlig ausgeschlossen, wie die Landesdirektion gestern noch
einmal bekräftigte. Die Halle sei eine Baustelle, für die dauerhafte
Unterbringung von Menschen absolut ungeeignet. "Je nach Möglichkeiten
muss die Halle freigezogen werden", so Behördensprecherin Klein. Man sei
im Gespräch mit den Asylsuchenden und versuche, schnellstmöglich andere
Unterbringungsmöglichkeiten zu finden. Doch Alternativen zur
baufälligen Halle sind zumindest in Leipzig rar, die Situation
unübersichtlich und schwer planbar. Derzeit ändern sich die verfügbaren
Kapazitäten mehrmals pro Tag, so die Landesdirektion, weil Bewohner aus
Unterkünften wieder ausziehen, neue hinzukommen. Außerdem wollen die
Planer in der Behörde mehr als bisher darauf achten, durch die
Zusammensetzung in den Unterkünften religiöse oder ethnische Konflikte
zu vermeiden. Vorigen Dienstag hatten in der Friederikenstraße rund 50
Syrer und 40 Marokkaner aufeinander eingeprügelt, am Wochenende kam es
in der Grube-Halle zu einer Schlägerei unter Flüchtlingen.
In der HTWK-Halle harrten nach Angaben der Leipziger Landesdirek- tion
gestern Vormittag noch 28 Menschen aus, unterstützt von Aktivisten aus
dem linken Spektrum mit Transparenten. Derzeit sei die Lage absolut
friedlich, so die Polizei, einen Grund zum Einschreiten gebe es nicht.
Die Behörden hoffen, dass dies so bleibt. Als am vorigen Freitag die
Halle geräumt werden sollte, hatten Blockierer laut Polizei Barrikaden
errichtet und Steine bereitgelegt. Eine Eskalation blieb zum Glück aus.