HTWK-Sporthalle soll bis Ende der Woche leer sein

Erstveröffentlicht: 
02.09.2015

Landesdirektion will für Flüchtlinge andere Quartiere finden und Zwangsmaßnahmen vermeiden

 

Von Frank Döring


Möglichst bis Ende der Woche sollen die Flüchtlinge aus der baufälligen HTWK-Turnhalle in der Arno-Nitzsche-Straße ausziehen. Wie Jana Klein von der Landesdirektion gestern auf Anfrage der LVZ sagte, soll dies ohne Zwang, im Einverständnis mit den Asylsuchenden geschehen.


Wie berichtet, war die Sporthalle am 18. August belegt worden, weil ein Zeltlager in Chemnitz geräumt werden musste. Zunächst war diese Notlösung bis 24. August befristet. Doch eine geplante Verlegung der Menschen nach Heidenau, wo es zu massiven Krawallen von Rechtsradikalen gekommen war, hatten Demonstranten verhindert. Vorigen Donnerstag zogen 21 Flüchtlinge in die Erstaufnahmeeinrichtung in der Friederikenstraße, deren Kapazitäten damit nach Angaben der Landesdirektion erschöpft sind.


Die übrigen Asylsuchenden - sie stammen nach LVZ-Informationen vorwiegend aus Pakistan, Irak, Kosovo, Albanien, Syrien, Indien, Tunesien und Eritrea - weigern sich, restliche Plätze in der Ernst-Grube-Halle zu nutzen. "Die dortigen Zustände sind abschreckend, ekelerregend und unwürdig", heißt es in einem Forderungskatalog, der von den Flüchtlingen stammen soll und vom Bündnis "Refugees Welcome" veröffentlicht wurde. "Wir wollen in eine bessere Unterkunft. Solange das nicht möglich ist, wollen wir in der HTWK-Turnhalle bleiben."


Doch das ist völlig ausgeschlossen, wie die Landesdirektion gestern noch einmal bekräftigte. Die Halle sei eine Baustelle, für die dauerhafte Unterbringung von Menschen absolut ungeeignet. "Je nach Möglichkeiten muss die Halle freigezogen werden", so Behördensprecherin Klein. Man sei im Gespräch mit den Asylsuchenden und versuche, schnellstmöglich andere Unterbringungsmöglichkeiten zu finden. Doch Alternativen zur baufälligen Halle sind zumindest in Leipzig rar, die Situation unübersichtlich und schwer planbar. Derzeit ändern sich die verfügbaren Kapazitäten mehrmals pro Tag, so die Landesdirektion, weil Bewohner aus Unterkünften wieder ausziehen, neue hinzukommen. Außerdem wollen die Planer in der Behörde mehr als bisher darauf achten, durch die Zusammensetzung in den Unterkünften religiöse oder ethnische Konflikte zu vermeiden. Vorigen Dienstag hatten in der Friederikenstraße rund 50 Syrer und 40 Marokkaner aufeinander eingeprügelt, am Wochenende kam es in der Grube-Halle zu einer Schlägerei unter Flüchtlingen.


In der HTWK-Halle harrten nach Angaben der Leipziger Landesdirek- tion gestern Vormittag noch 28 Menschen aus, unterstützt von Aktivisten aus dem linken Spektrum mit Transparenten. Derzeit sei die Lage absolut friedlich, so die Polizei, einen Grund zum Einschreiten gebe es nicht. Die Behörden hoffen, dass dies so bleibt. Als am vorigen Freitag die Halle geräumt werden sollte, hatten Blockierer laut Polizei Barrikaden errichtet und Steine bereitgelegt. Eine Eskalation blieb zum Glück aus.