"Der Ruf Sachsens ist fundamental im Arsch"

Erstveröffentlicht: 
28.08.2015

Der Schriftsteller Peter Richter (42) ist in Dresden geboren und arbeitet als Kulturkorrespondent für die Süddeutsche Zeitung in New York. In seinem vielbeachteten Roman "89/90" beschreibt er aus Sicht eines Jugendlichen die wilde Wendezeit an der Elbe. Im Interview äußert er sich zu Heidenau und den Folgen.

 

Heidenau hat es bis in die US- Medien geschafft. Wie nehmen Sie in New York die ausländerfeindlichen Vorgänge rund um Dresden und die Berichterstattung wahr?

 
Das ist schon ein Horror ganz spezieller Art, wenn einem so vertraute Ortsnamen plötzlich in der New York Times begegnen, und zwar in dem Rahmen, in dem sonst vom Irak oder Syrien berichtet wird, als Krisengebiete. Horror ist es auch deswegen, weil ich manchmal fast das Gefühl habe, diese Geister selbst herbeibeschworen zu haben, als ich hier in meinem Brooklyner Zimmerchen über die ausländerfeindlichen Vorgänge um 1990 schrieb. Kurz nachdem ich fertig war, ging es mit Pegida los. Heidenau ist da, so als Wiedergänger von Hoyerswerda '91, fast schon gar keine Überraschung mehr. Immerhin berichtet die New York Times in ihrem notorischen Bemühen um Ausgeglichenheit auch über die, die in Heidenau versuchen, den Flüchtlingen beizustehen. In deutschen Kommentaren, die ich im Internet lese, fällt mir eher der Drang auf, sich der eigenen Empörung zu vergewissern.


Sachsen gilt als Ost-Musterland auch in den USA. Wie gefährlich sind da Neonazi-Schlagzeilen und rassistische Entgleisungen für den guten Ruf?

 
Guter Ruf? Ich blicke lange genug von außerhalb drauf, und ich habe immer laut genug auf meine Herkunft hingewiesen, um recht sicher sagen zu können: Sachsen ist schon auch ein beeindruckend unbeliebtes Bundesland, was unter anderem an der sagenhaften Selbstverliebtheit liegt. Ist es nicht beeindruckend, wie vielen Leuten die polemische Forderung nach einem Saexit (Austritt Sachsens aus der Bundesrepublik, Anmerkung der Red.) tief aus dem Herzen zu sprechen scheint? Dauernd kann man Westdeutsche hören, die geradezu beruhigt feststellen, dass Fremdenfeindlichkeit doch schon ein sehr spezifisch ostdeutsches, sächsisches, dresdnerisches Phänomen sei. Natürlich ist das im Prinzip selber rassistisch, stumpfsinnig und selbstgerecht. Aber es lässt keinen Zweifel: Der Ruf des Landes ist so fundamental im sogenannten Arsch wie er tiefer gar nicht drin sein könnte.


Lässt sich da momentan überhaupt was ändern?

 
Das dürfte sich allein durch Ungerechtfinden und Selbstbeweihräucherung nicht so schnell ändern lassen. Was hier in den USA davon ankommt, ist ein bedenkliches Bild von den Zuständen in Deutschland generell. Das heißt nicht, dass sie hier alle die deutsche Politik gegenüber Flüchtlingen zu restriktiv finden, manche eher im Gegenteil, die Amerikaner haben ja selbst ihre issues mit der Immigration. Aber wenn Neonazis in Deutschland die Straße übernehmen, dann sorgt das hier natürlich nicht für die Art von Aufmerksamkeit, die das Dresdner Fremdenverkehrsamt sich vermutlich wünscht.


Erste Dresdener Wissenschaftseinrichtungen klagen schon über die Absagen von internationalen Spitzenforschern. Der Tourismus in Dresden meldet ebenfalls Einbußen, Zufall oder Konsequenz aus den Rassismus-Aktionen der letzten Wochen?

 
Ein Wunder ist es jedenfalls nicht. Aber es ist zum Verzweifeln. Sämtliche Leute, die ich in Dresden kenne, waren von Anfang an massiv gegen die sogenannte Pegida. Viele von denen sind dagegen auf die Straße gegangen, engagieren sich gegen Neonazis, für Flüchtlinge... Aber die anderen sind lauter. Die bestimmen das Bild, nicht zuletzt dank der von ihnen sogenannten Lügenpresse. 20000 Leute hatte Pegida zu ihren besten Zeiten mobilisieren können. Selbst wenn man davon die vielen aus dem Umland und all die Zugereisten von sonstwo mal als Dresdner rechnet, hätten die es nicht mal auf 5 Prozent der Wahlberechtigten in der Stadt gebracht. Tragisch ist, dass die anderen 95 Prozent sich von diesen paar Frustrierten so übertönen lassen.


Heidenau steht nun am medialen Pranger und im Shitstorm der sozialen Netzwerke. Was kann der Stadt noch helfen?

 
Jetzt haben ein paar hundert Hooligans in Heidenau mit einer offensichtlich überforderten Polizei ihren Spaß gehabt. Die einfachste Antwort darauf ist nun Heidenau-Bashing, das kann jeder Internetkommentator bequem aus seinem verpupten Sesselchen heraus erledigen. Bisschen konstruktiver wäre es aber vielleicht, jetzt den offenbar ganz redlichen Bürgermeister dort zu unterstützen und alle, die sich dort irgendwie um die Flüchtlinge zu kümmern versuchen. Wer Heidenau jetzt als Nazi-Nest abtut, besorgt, glaube ich, vor allem das Geschäft der NPD.


Heidenau, Freital, Meißen - es sind vor allem Orte rund um Dresden, die durch ausländerfeindliche Aktionen auffallen. Warum passiert das immer wieder in dieser Region so oft?

 
Jeder, in dessen eigener Heimatregion zwei ausländerfeindliche Exzesse pro Woche weniger vorkommen, hat dadurch immerhin was noch Schlimmeres zum mit dem Finger draufzeigen. Keine Ahnung, warum sich das gerade um Dresden herum so häuft. Zu DDR-Zeiten hatte ich nicht den Eindruck, dass es da schlimmer ist als in anderen Städten. Damals schien mir die Wahrscheinlichkeit, von Skinheads aufgeklatscht zu werden, wie das damals hieß, in Magdeburg oder Ostberlin wesentlich größer. Aber es war schon auffällig, wie gezielt Dresden nach der Wende zum Sammelbecken von Konservativen ausgebaut wurde.

Wie lässt sich das belegen?

 
Mir haben Adelige in Bayern erzählt, dass es immer die Reaktionärsten aus ihren Kreisen waren, die sich nach der Wende nach Sachsen orientiert haben. Und Dresden hatte das Pech, dass der Hamburger Neonaziführer Michael Kühnen damals seinen Unterling Rainer Sonntag in dessen alte Heimat zurückbeorderte, um die zur Hauptstadt der Bewegung zu machen. Irgendwie müssen diese Leute das Gefühl gehabt haben, dass es sich hier lohnen könnte. Ich weiß nicht, ob die Rechten wirklich Gramsci lesen, aber das Konzept der kulturellen Hegemonie schien eine Rolle zu spielen. Ich kann nicht einschätzen, wie sehr das noch nachwirkt. Ich hatte eigentlich immer den Eindruck oder zumindest die Hoffnung, dass die weltoffeneren Milieus in Dresden die aggressive Provinzialität aus dem Umland mit der Zeit aufgewogen hätten. Aber die Äußere Neustadt ist offensichtlich nicht dominant genug, und auf dem Weißen Hirsch waren und sind sich - mein vager Eindruck - viele schlicht zu fein für eine Beschäftigung mit derart unmusischen Zumutungen.


Hängen die offenbar weit verbreiteten Ressentiments gegen alles Fremde und Neuartige noch mit der medialen Abgeschottenheit zu DDR-Zeiten zusammen? Stichwort: Bezirk Dresden, das Tal der Ahnungslosen?

 
Tal der Ahnungslosen war ja eine ironische Selbstbeschreibung von Leuten, die zwar im Fernsehen nicht "Dallas" oder "Tutti Frutti" gucken konnten, aber dafür umso eifriger im Radio den Deutschlandfunk gehört haben. Ich würde sagen, dass "DDR-Denken", oder jedenfalls eine Identifikation mit der DDR, auch deswegen hier eher besonders wenig ausgeprägt war. Kein Westfernsehen gab es auch in Greifswald, ebenfalls so ein ewiger Unruheherd in der DDR. Solche Gegenden waren offensichtlich traditionell renitenter. Die beiden in den USA lehrenden Forscher Holger Lutz Kern und Jens Hainmueller haben 2009 in einer Studie gezeigt, dass das Westfernsehen das eigentliche Opium für die werktätigen Massen im Osten war und letztlich politisch eher sedierend gewirkt hat.


Der Ausschluss vom Westfernsehen bis 1989 hat also mit der heutigen Mentalität der Sachsen im Grunde genommen gar nichts mehr zu tun?

 
Ich sehe ein, dass es für Journalisten im Rest des Landes verlockend sein muss, sich die Sache mit der Vorstellung von einem "Tal der Ahnungslosen" vom Leib zu halten, in dem ein paar Zurückgebliebene in Inzucht vor sich hin maulen. Aber es ist, fürchte ich, leider ein Irrtum und zwar ein tückischer. Ich habe den Eindruck, es herrscht bei den Leuten, die diese Proteste gegen die Flüchtlingsheime organisieren, sogar eine sehr präzise Ahnung von der Welt, und es herrscht eine genauso präzise Vorstellung davon, was man will und was nicht. Das Verhältnis zur Bundesrepublik scheint mir dabei gar nicht mal so viel anders als früher das zur DDR: Das für einen selbst Vorteilhafte wird gerne angenommen, der Rest zurückgewiesen und/oder beschimpft. Westgeld, Autobahnen, Weltmeisterschaftssiege: ja, Verpflichten: nö. Und das Perfide ist, dass dieses Benehmen zwar das Letzte sein mag, aber Erfolg hat. Um 1990 musstest du Mosambiquaner in der Straßenbahn zusammentreten, und Du bekamst zur Besänftigung einen eigenen Jugendklub, in dem der akzeptierende Sozialarbeiter dir noch die Fussel von den Störkraft-Platten putzt. Heute musst du lange genug vor einem Heim randalieren, bis die Flüchtlinge doch lieber im Westen untergebracht werden, und Heidenau deutsch bleiben darf. Wenn man das mal deutsch nennen will, bei einem Dialekt, der sich im Grunde mit kyrillischen Buchstaben fast einfacher schreiben lässt.


War Pegida eine Art geistige Vorhut für die gewaltsamen Angriffe? Ist die Saat damit aufgegangen?

 
Sieht ganz so aus. Als ich Anfang des Jahres bei einem Heimatbesuch mal bei einer Kundgebung von denen war, um es mal mit eigenen Augen gesehen zu haben, bestand das Publikum zur Hälfte aus erlebnisorientierten Jugendlichen, die sich schon gleich zu Beginn die Hooligan-Handschuhe übergezogen hatten, und zur anderen aus sogenannten Normalbürgern, die dauernd "Volksverräter!" schrien, als ob sie Schöffendienst in Freislers Volksgerichtshof hätten.


Sie beschreiben in Ihrem Buch die Welt eines 16-jährigen linken Dresdners, der sich in der Wendezeit gegen Neonazis behaupten muss. 25 Jahre später sind es quasi die Kinder dieser Neonazis, die gegen Flüchtlinge Stimmung machen. Sehen Sie da eine mentale Linie?

 
Ich würde meinen Protagonisten eher als jemanden bezeichnen, der in jener Zeit ganz einfach dadurch zum Linken gemacht wird, dass er kein Rechter sein will. Bei vielen hatte das ja zunächst eher mit Pop zu tun als mit Politik, mit Provokation und Abgrenzung von ihren Eltern, gerade wenn die in der SED oder gar bei der Stasi gewesen waren. Aber dann stellte sich raus, dass viele Ältere vieles daran sogar ganz okay fanden. Auch damals stand hinter jedem Jugendlichen, der sich cool fand, wenn er mit Hitlergruß herumhampelte, ein Frührentner im Kurzarmhemd, der beifällig nickte, weil ihm die "die Asylanten"auch zuviel waren.


Ist das Gedankengut von "1989/90" quasi über eine Generation vererbt worden?

 
Ich glaube, vielen, die man jetzt dort als Nazis bezeichnet, geht das völkische Gebrabbel der NPD letztlich genauso zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus wie früher das internationalistische der SED. Ich glaube vielmehr, eine ganze Menge von denen, die da gegen Flüchtlingsheime zu Felde ziehen, sind von viel banaleren Impulsen getrieben. Ich hatte zum Beispiel nicht den Eindruck, dass die Leute bei dieser Pegida-Kundgebung sich wirklich sonderlich für die Herausforderungen durch den Islam interessieren. Das Thema stellt sich ja in Dresden auch noch kaum. Es war eher die Empörung über Wirtschaftsflüchtlinge, die die Leute da umzutreiben schien: Dass da jemand kommen und was kriegen könnte, was vermeintlich nur einem selber zusteht. Und das war deswegen so frappierend, weil die mich bis in ihren Hang zu Deutschlandfähnchen und Anoraks hinein so an die Leute erinnert haben, die im Dezember '89 vor der Frauenkirche von Helmut Kohl das Westgeld und die Wiedervereinigung verlangt und letztlich bekommen haben: Das waren im Prinzip ja auch Wirtschaftsflüchtlinge, die hatten nur das Glück, nicht mal ihre Heimat verlassen zu müssen.


Haben Sie als Weltbürger mit Dresdner Wurzeln eine Idee, wie das Land vor allem in der Region Dresden zu seiner selbst propagierten Weltoffenheit finden kann? 

 
Hinziehen. Das angenehmere Dresden stärken. Die Stadt und vor allem die Umgebung sind, trotz der Bausünden seit 1990, immer noch zu schön, um sie Leuten zu überlassen, die mit vorgeschobenem Unterkiefer argumentieren. Ich weiß: Ich sitze in New York und kann reden. Aber ich will eines Tages schon ganz gerne dahin zurück. Deshalb bin ich dankbar für jeden, der es in der Zwischenzeit auf sich nimmt, dort für eine Öffnung der Mentalität und am besten auch des Genpools zu sorgen.


Interview: André Böhmer

 


 

 

Zur Person 

 

Dresdner Arras-Stiftung ehrt Peter Richter


Peter Richter erhält den Dresdner Arras-Preis 2015. Dieser ist mit 5000 Euro dotiert und wird jährlich an Künstler verschiedener Sparten vergeben. Die öffentliche Verleihung findet am Sonntag, dem 6. September, um 19 Uhr im Dresdner Kulturzentrum Scheune statt. Der Kunstpreis der Hanna-Johannes-Arras-Stiftung, geschaffen von Gerth Arras, wurde im Jahr 2000 erstmals vergeben. Er dient der Förderung von Künstlern im Raum Dresden. Der Preis versteht sich als Stipendium und möchte Künstler in deren kreativen Arbeit unterstützen. Er wird jährlich wechselnd auf den Gebieten der Musik, Literatur, und der Künste verliehen. Namensgeber der Stiftung sind die Großeltern Hanna und Johannes Arras, die einst in Dresden ihren Wirkungskreis hatten. Ihnen ist die Stiftung gewidmet, sie versteht sich als Dank an die Großeltern und zugleich als Dank an die Stadt Dresden. 


Peter Richter wurde im Juli 1973 in Dresden geboren und wuchs im Stadtteil Loschwitz auf. 1992 machte er Abitur an der Kreuzschule. Nach dem Studium der Kunstgeschichte in Hamburg und Madrid (Promotion 2006) war er Feuilleton-Redakteur bei der FAZ sowie bei der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung (FAS) und schrieb mehrere Sachbücher. Seit 2012 berichtet er als Kulturkorrespondent für die Süddeutsche Zeitung aus New York. Sein im März 2015 erschienener Roman "89/90" (Luchterhand) gilt als Meilenstein der Literatur, die sich im Rückblick mit der Erosion der DDR beschäftigt. Richter beschreibt darin mit seiner lakonisch klaren Sprache die Erlebnisse eines 16-jährigen Dresdners in der Zeit der Wende. Der Roman steht auf der Longlist (20 Bücher) für den Deutschen Buchpreis 2015. 


 

 

Leserbriefe


Zum Leitartikel "Es sind genug Bananen für alle da" von Jan Emendörfer (LVZ vom 27. August), in dem es um die Flucht von DDR-Bürgern 1989 und Flüchtlingspolitik heute ging, schreiben Leser (alle per Mail):

 

Nicht nur Radikale machen sich Gedanken

Ich bin davon überzeugt, dass es nicht nur radikale (egal welche Richtung) Menschen sind, die sich über die ­Einwanderungspolitik ernsthafte Gedanken machen. Dies ohne die flüchtigen Menschen zu verhöhnen oder zu bedrohen. Und ich hoffe, dass es ganz wenige sind, die, wie Sie plakativ behaupten, ihre kleinbürgerliche Existenz bedroht sehen und von Sozialneid getrieben sind. An uns allen liegt es, ­tatsächlich ­bedrohten Familien in ­vollem Umfang zu helfen. Wir haben eine gemeinsame ­Verantwortung, dass Deutschland seiner Rolle als Sozialstaat gerecht wird. Aber wir haben auch das Recht, wie andere Länder, entsprechende Einwanderungsgesetze zu erlassen und deren ­Um­setzung mit allen Mitteln durchzusetzen. Volker Kallé

 

"...weil die hier alles geschenkt bekommen"

Ich war einer der 70000 Menschen, die vor 26 Jahren in Leipzig demonstriert haben. Deshalb muss ich Ihnen widersprechen. Wir sind nicht auf die Straße gegangen, weil wir in den goldenen Westen wollten! Wir sind gegangen, weil wir hier vieles, oder zumindest ­etwas verändern wollten! Wir haben die ­Bereitschaftspolizei, die Kampftruppen, Hundestaffeln, Wasserwerfer, Schwimmpanzer und so weiter gesehen, trotzdem ging es um hiesige Taten. Genau darin liegt aber ein Unterschied, zu den Asylanten jetzt. Die erst mal kommen, weil die hier alles geschenkt bekommen, weil wir ja ­regelrecht Einladungen verschicken und die Leute auch noch abholen! Gernoth Böhme

 

Das kann man nicht mit 1989 vergleichen

Sie können die Grenzöffnung in dem anderen Teil Deutschlands von '89 doch allen Ernstes nicht mit den jetzigen Flüchtlingsströmen, auch nur im Ansatz, vergleichen. Ich lebe seit meiner Geburt hier in Leipzig, auch als ich 1983 zum ersten Mal in den Westen konnte, habe ich mir gesagt, bei uns muss auch vieles besser werden; davon bin ich nun nicht mehr so richtig überzeugt, was in ­Zukunft besser werden soll. Wir haben uns nun auf das Abenteuer der Asyl- aufnahme ohne richtige Vorbereitung einge­lassen, so wird es nicht funktionieren, immer nur auf unsere ­Menschen verbal einzudreschen.
Annemarie Opitz

 

Sorge um kulturelle Identität vorgeschoben

Mit Ihrer brillanten Ursachenanalyse haben Sie dem rechten Pack die Maske vom Gesicht gerissen. Sie haben scharfsinnig erkannt, es geht um die Bananen. Alle Schutzbehauptungen von AfD bis Pegida, ihre eigentliche Fremden­feindlichkeit sei bloße Kritik an der Asyl­politik oder gar Sorge um kultu­relle Identität, sind nur vorgeschoben. Es ist billiger Bananenneid und sicher auch heimliche Missgunst über den hohen Ausbildungsstand der tunesischen und pakistanischen Ärzte und Ingenieure. Vielen Dank für Ihr mutiges Eintreten. Wolfgang Krüger

 

Es gehört Mut dazu, die Heimat zu verlassen

Danke und Bravo für diesen Leitartikel! Ganz gleich warum diese Menschen ein besseres und sichereres Leben suchen: Es gehört sehr viel Mut und Ver­zweiflung dazu, seine Heimat, seine Familie und Freunde zu verlassen und auf eine wagemutige Reise mit ungewissem Ausgang zu gehen. Schon vergessen, wie viele Ostdeutsche ihr Glück im Westen und "westlichen Ländern" suchten und suchen? Das scheint für jeden "Wutbürger" völlig legitim.
Ute Trinkkeller

 

Flüchtlinge sind große Herausforderung

Ihr Leitartikel ist doch sehr interessant. Besonders ab dem Absatz "Es sind genug Bananen ". Aber genau darum geht es doch. Ein Politologe hat einmal bezugnehmend auf Pegida gesagt, keiner kommt als Rechter oder Linker, als Guter oder Böser auf die Welt. Geformt werden die Menschen später unter anderem durch Familie und Gesellschaft... Die Flüchtlinge sind für alle eine ­große Herausforderung und wir können es auch nur gemeinsam lösen. Dazu müssen aber auch die Menschen hier spüren, dass sie mit ihren täglichen kleinen Problemen nicht allein gelassen werden. Werner Wehefritz