Ein Neonazi aus Neukölln urinierte in der Berliner S-Bahn auf zwei Kinder und beschimpfte die Familie fremdenfeindlich. Ein Reporterteam von Spiegel TV hat den Mann gefunden - und ihn mit seiner Tat konfrontiert. Offenbar ist er auch ein Mitläufer bei den Bärgida-Demos in Berlin.
Die Tat hatte weltweit für Empörung gesorgt: Vor einer Woche hatten zwei Männer im Alter von 32 und 37 Jahren in der Berliner S-Bahn der Linie 41 eine Frau und deren beiden Kinder aus Osteuropa rassistisch beleidigt. Sie brüllten unter anderem Naziparolen wie „Heil Hitler“, hoben den rechten Arm zum Hitlergruß und sagten Sätze wie „Wir sind die Herrenrasse, ihr seid keine Arier.“ Dann entblößte sich der 32-jährige Christoph Sch. vor den Kindern im Alter von etwa 5 und 15 Jahren und urinierte auf sie.
Zahlreiche Zeugen beobachteten die Tat und riefen die Polizei. Die Bundespolizei konnte die betrunkenen Neonazis festnehmen. Gegen sie wird wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen, Beleidigung und Körperverletzung ermittelt. Dass die beiden Männer nach dem Verhör durch die Polizei wieder auf freien Fuß gesetzt wurden, stieß auf heftige Kritik. Als Grund führten die Ermittler an, dass ein Antrag auf Haftbefehl wenig Aussicht auf Erfolg habe. Politiker verschiedener Parteien verurteilten dies scharf.
Fotos des Täters auf linken Internetseiten
Christoph Sch, der Mann, der auf die beiden Kinder urinierte, ist offenbar auch Mitläufer bei den Bärgida-Demonstrationen, dem Ableger von Pegida in Berlin, die am Montagabend wieder am Berliner Hauptbahnhof stattfinden sollte. Dies zeigen Fotos, die seit Montag auf linken Internetseiten verbreitet werden.
Ausgelöst wurde dies durch einen Bericht von Spiegel-TV. Reporter machten den 32-Jährigen ausfindig und konfrontierten ihn mit seiner Tat. "Auf der Spur des hässlichen Deutschen", ist der Titel des Beitrags, der am Sonntagabend bei RTL ausgestrahlt wurde und online zu sehen ist (ab Minute 11).
Mehr als "Haut ab!" bringt er nicht über die Lippen
Darin stellten die Reporter den 32-jährigen Christoph Sch. am S-Bahnhof Hermannstraße zur Rede. Der Reporter fragt ihn, warum er so etwas Menschenverachtendes getan habe. Christoph Sch., der angetrunken wirkt, weiß nicht recht zu antworten. Mehr als "Haut ab!" bringt er nicht über die Lippen.
Sein Begleiter brüllt die Reporter an, sie sollen verschwinden. Dann nimmt Christoph Sch. zwei Flaschen Bier, die am Boden stehen, und flüchtet auf den Bahnsteig.
Christoph Sch. wurde mehr als 20 Mal verurteilt
Christoph Sch. aus Neukölln ist der Polizei seit Jahren als Rechtsradikaler bekannt und immer wieder durch Delikte aufgefallen. Er wurde mehr als 20 Mal verurteilt und saß bereits mehrere Male in Haft. Unter anderem ging es dabei um das Verbreiten von Naziparolen, Körperverletzung und Diebstahl, aber auch diverse Drogendelikte. Der in Sömmerda (Thüringen) geborene 32-Jährige ist in Sachsen gemeldet, lebt in Berlin und übernachtet bei Freunden aus der Trinker- und Drogenszene.
Die Polizei sucht unterdessen weiter nach der Mutter und ihren beiden Kindern. Sie waren nach der Tat in der S-Bahn weitergefahren.