Gewaltschwelle sinkt weiter

Erstveröffentlicht: 
28.08.2015

Auch in Brandenburg ist die rassistische Gewalt in diesem Jahr drastisch angestiegen. Das zeigt die Statistik des Vereins Opferperspektive.

In den ersten sieben Monaten dieses Jahres haben sich in Brandenburg so viele rechte Angriffe wie im gesamten Vorjahr ereignet. Die Geschäftsführerin des Vereins Opferperspektive, Judith Porath, bilanziert, die Angriffe würden flächendeckend durchgeführt. Sie geht von einer hohen Dunkelziffer und Nachmeldungen aus und spricht von einer alarmierenden Lage. Der Verein hat zwischen Januar und Juli 88 rechte Angriffe gezählt, das sind nur vier Angriffe weniger als in den gesamten zwölf Monaten des Vorjahres. Als häufigstes Tatmotiv registriert der Verein Rassismus, die zweitmeisten Angriffe richteten sich gegen politisch aktive Gegner. Dabei sei die Schwelle zur Gewalt merklich gesunken, sagt Porath. Knapp drei Viertel der Angriffe waren gefährliche und einfache Körperverletzungen. Weitere Delikte waren Brandstiftungen an geplanten Flüchtlingsunterkünften, Bedrohungen und Sachbeschädigungen.

Die Methode Gewalt zur Einschüchterung scheint zu wirken, befürchtet Porath: „Wir erfahren aus Beratungsgesprächen immer wieder, dass Menschen aus Angst vor weiteren Attacken nur noch für die wichtigsten Erledigungen das Haus verlassen. Rassistische Gelegenheitstäter fühlen sich offenkundig durch die allgemeine Mobilisierung gegen Flüchtlinge bestärkt, ihre Menschenverachtung und ihren Hass spontan in Gewalt umzusetzen“. Auffallend sei der steigende Anteil der Täter, die sich selbst nicht der organisierten Neonazi-Szene zuordnen. Für den Anstieg rechter Gewalt macht der Verein die massive Mobilisierung gegen Flüchtlinge in Politik, Medien und in den sozialen Netzwerken verantwortlich. „Zeigen Politiker auch noch Verständnis für die ‚diffusen Ängste und Sorgen‘ von Rassisten und fordern mehr Maßnahmen zur Abschreckung von Flüchtlingen, erinnert uns das an die verheerende ‚Das Boot ist voll‘-Rhetorik der 1990er Jahre“, so Porath.