Vattenfall will Kernkraftwerk Krümmel abbauen

Erstveröffentlicht: 
25.08.2015

Die Nachricht dürfte für Genugtuung bei Atomkraftgegnern sorgen: Das Kernkraftwerk Krümmel soll abgebaut werden. Einen entsprechenden Antrag hat der Betreiber jetzt eingereicht.

Geesthacht . Der Energiekonzern Vattenfall will das Kernkraftwerk Krümmel in Geesthacht bei Hamburg endgültig stilllegen und komplett abbauen. Ein entsprechender Antrag sei der Atomaufsicht Schleswig-Holstein am Montag übergeben worden, teilte Vattenfall am Dienstag mit. Bis die ersten Bagger anrollen können, wird es allerdings noch einige Jahre dauern. Denn die Antragstellung war nur ein erster Schritt, dem ein aufwendiges Genehmigungsverfahren folgt. Mit dem Abriss kann erst begonnen werden, wenn die Genehmigungsvoraussetzungen vollständig erfüllt sind. Vattenfall rechnet damit, dass der Gesamtprozess rund 15 bis 20 Jahre dauern wird.

 

Schleswig-Holsteins Energiewendeminister Robert Habeck (Grüne) begrüßte den Schritt. „Es ist gut, dass Vattenfall jetzt bereit ist, den Rückbau des Atomkraftwerks Krümmel einzuleiten - auch wenn der Konzern parallel noch vor einem internationalen Schiedsgericht versucht, Schadenersatz für die deutsche Entscheidung zum Atomausstieg zu erhalten.“ So sei klar, dass Vattenfall nicht heimlich doch auf einen Wiedereinstieg in die Atomkraft in Deutschland hofft. Vattenfall selbst teilte mit: „Der Antrag beinhaltet keinen Verzicht auf bestehende Genehmigungen.“

 

Krümmel steht wegen einer Pannenserie seit Mitte 2007 fast ununterbrochen still. Das Kernkraftwerk ist das zweite in Schleswig-Holstein, das komplett zurückgebaut werden soll. Für den Meiler in Brunsbüttel, der ebenfalls seit 2007 fast ununterbrochen vom Netz ist, hatte Betreiber Vattenfall bereits Ende 2012 den Rückbau beantragt.

 

Die beiden Meiler gehören zu den acht Kraftwerken in Deutschland, die seit 2011 als Konsequenz aus der Katastrophe von Fukushima keinen Strom mehr erzeugen dürfen. Explizite Festlegungen, in welchem Zeitrahmen Betreiber dieser Meiler Stilllegungsanträge stellen und eine Stilllegung abwickeln müssen, gibt es im Atomgesetz nach Angaben der schleswig-holsteinischen Atomaufsicht indes nicht. In Schleswig-Holstein ist allein das von Eon betriebene Kernkraftwerk Brokdorf noch am Netz.