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Erstveröffentlicht:
07.06.2015
Jahrelang hat die Öffentlichkeit die fragwürdigen Aussagen und Texte von Naidoo weitestgehend ignoriert. Nun geht es um einem möglichen Start beim ESC – und um das Ansehen Deutschlands.
Xavier Naidoo und Jürgen Elässer (Foto: Oliver Feldhaus)
„Ich schneide Euch jetzt mal die Arme und die Beine ab und dann fick ich Euch in’n Arsch, so wie Ihrs mit den Kleinen macht.
Ich bin nur traurig und nicht wütend. Trotzdem würd ich Euch töten. Ihr tötet Kinder und Föten und ich zerquetsch Euch die Klöten.
Ihr habt einfach keine Größe und Eure kleinen Schwänze nicht im Griff. Warum liebst Du keine Möse? Weil jeder Mensch doch aus einer ist.
Wo sind unsere Helfer? Unsere starken Männer? Wo sind unsere Führer? Wo sind sie jetzt?“
Für diesen unterirdischen Text musste Xavas, ein Projekt der Sänger Xavier Naidoo und Kool Savas, im Jahr 2012 zwar etwas Kritik einstecken, der Mainstream kümmerte es aber weiterhin eher wenig, dass Naidoo solche schwulfenfeindlichen, sexistischen und gewalttätigen Botschaft verbreitet.
Naidoo
gilt gemeinhin als harmloser Barde; bei denen, die seine Musik weniger
mögen, als „Heulboje“. Zu seinem Image als softer Soulsänger wollen
verschwörungstheoretische oder menschenverachtende Inhalte scheinbar
nicht passen.
„Nie die Absicht…“
In
dem Song „Wo seid Ihr jetzt?“, aus dem der obige Textauszug stammt,
gehe „es um furchtbare Ritualmorde an Kindern, die tatsächlich ganz viel
in Europa passieren, über die aber nie jemand spricht, nie jemand
berichtet“,
erklärte Naidoo im Jahr 2012 . Kool
Savas ergänzte: “Ich möchte klar stellen, dass es nie die Absicht
unseres Liedes war, Homosexualität und Pädophilie gleichzusetzen, oder
zur Gewalt gegen Menschen aufzurufen. Ich hatte auch nie den Eindruck,
dass die Textzeilen von Xavier falsch verstanden werden könnten.”
Mir
erscheint es unklar, wie man solche Texte nicht „falsch“ verstehen
soll. Und was der Hinweis auf „Mösen“ und „Föten“ eigentlich bedeutet,
bleibt ebenfalls unklar bzw. nicht unklar – was wahrscheinlich wiederum
aber auch alles nicht so gemeint sein soll.
Deutschland – das Bielefeld unter den Staaten?
Nun
will Xavas beim Eurovision Song Contest für Deutschland antreten – was
doch etwas überrascht angesichts der Einstellungen und Texte Naidoos.
Das
Blog „Tapfer im Nirgendwo“ merkte treffend an:
Die Frage ist nur, wie kann Xavier Naidoo ein Land vertreten, von dem er sagt, es sei “kein richtiges Land” ?
Zu solchen politischen Aussagen passt es, dass Xavas derzeit unter dem Titel „Gespaltene Persönlichkeit“ auf Tour geht.
Im Januar schrieb
Roland Sieber auf publikative.org zu Naidoo:
Während Neonazis gegen eine angebliche „Zionist Occupied Government (ZOG)“ demonstrieren und Truther gegen eine „Neue Weltordnung (NWO)“ mobilisieren, singt der Popstar Xavier Naidoo gegen das „Babylon System“ an. Inhaltlich geht es gegen ein ähnliches Feindbild: Eine herbeifantasierte geheime jüdische Weltregierung. Der Sänger und seine ehemalige Band „Söhne Mannheims“ transportieren Antisemitismus und rufen sogar zum Systemsturz auf.
Einige Monate zuvor hatte Naidoo eine
Veranstaltung von
Querfront-Kadern in Berlin unterstützt. Dabei trug er ein T-Shirt mit
der nationalistischen Parole „Freiheit für Deutschland“.
Naidoo bei Montagsmahnwachlern in Berlin (Foto: Oliver Feldhaus)
Zuletzt thematisierten große Zeitungen die fragwürdigen Aussagen und Texte von Naidoo. Auf der Facebook-Seite zum ESC Deutschland wurde nun die Crowd gefragt, was sie von Xavas als deutschen Vertreter halten würde. Die Reaktionen fallen deutlich aus… (Link zu Facebook: https://www.facebook.com/EurovisionDE).
Viele
Jahre interessierte sich die Öffentlichkeit wenig für Naidoos
fragwürdige Texte und Aussagen, das böse „System“ meinte es gut mit ihm.
Nun scheint sich der Wind langsam zu drehen, was die öffentliche
Aufmerksamkeit angeht. Und zwar just in dem Moment, da es um das
deutsche Ansehen beim ESC, also im Ausland, geht.
„Ich glaube, wir könnten etwas von Deutschland repräsentieren,
was sehr positiv ist. Wir sind beide Deutsche, die nicht typisch
deutsch sind“, sagte Savas der Welt mit Blick auf den
Migrationshintergrund beider Musiker. Ob Naidoo mit seinen politischen
Einstellungen ebenfalls „etwas von Deutschland repräsentiert, was sehr
positiv ist“, dürfen die Juroren und Zuschauer beim ESC entscheiden. Und
dann heißt es wieder einmal: Deutschland – null Punkte.