150 Scheiben von Bundeswehr-Transporter-Bussen zertrümmert

Erstveröffentlicht: 
30.12.2009

Mutmaßlich linksextreme Täter haben in der Nacht die Scheiben von 23 Bussen auf einem Abstellplatz in Berlin-Johannisthal eingeschlagen. Das Unternehmen war in einer linksextremen Zeitschrift erwähnt worden, weil es auch für die Bundeswehr fährt.

Von Jörn Hasselmann

In der Nacht zu Dienstag griff eine Gruppe Unbekannter Fahrzeuge eines privaten Busunternehmens an. Die Täter zerschlugen an 23 abgestellten Reisebussen, einem Lastwagen und vier Privatwagen etwa 150 Scheiben. Zudem leerten sie Feuerlöscher in den Bussen. Der Angriff wurde erst gegen 5 Uhr früh von einem Angestellten entdeckt, Zeugen gibt es keine, Anwohner ebenso nicht. Firmenchef Christian Herrmann schätzt den Schaden auf 50 000 Euro, dies ist der Materialwert, da die Busse selbst repariert werden können. Die Firma „Dr. Richard Herrmann“ veranstaltet mit 146 Bussen Gruppenreisen, Schülerfahrten und fährt auch für die BVG im Linienbetrieb. Betroffen seien zum Glück überwiegend Schülerbusse, die erst am 4. Januar wieder fahren müssen. Die BVG ist nicht betroffen.

Motiv für diese Tat waren die Aufträge der Bundeswehr. So organisiert die Firma seit Jahren beim zentralen Berliner Gelöbnis zum 20. Juli die Anfahrt der Rekruten und Gäste aus der Kaserne zum Appellplatz. Die Firma war gewarnt. In der im Untergrund produzierten Zeitschrift „Interim“ hatten Kriegsgegner im Oktober eine Liste mit Namen und Adressen aller beim Gelöbnis eingesetzten Busunternehmen veröffentlicht. Die entsprechende Seite war weder unterzeichnet noch mit politischen Parolen versehen. Zur Erklärung hieß es lediglich: „Diese Unternehmen haben die Soldaten bzw. die geladenen Gäste zum Gelöbnis vor den Reichstag gefahren.“

Der polizeiliche Staatsschutz hatte daraufhin alle genannten Firmen beraten. Wie Christian Herrmann sagte, habe man für einen wertvollen Fahrschul- Lkw, der zuvor auf der Straße abgestellt war, eine Halle gemietet. Das Werkstattgelände am Groß-Berliner Damm in Johannisthal sei zwar umzäunt, das Tor steht jedoch offen, da es auch von Baufahrzeugen genutzt wird.

Die Täter müssen die Firma ausgekundschaftet haben. Denn die in der Interim genannte Adresse war eine in Mahlsdorf, die Tat geschah jedoch in der abgelegenen Buswerkstatt. Nach Einschätzung des Firmenchefs hatten die Täter „massig Zeit oder es waren viele Leute“. Sie seien mit Autos zum Tatort gekommen, da sie etwa 18 Feuerlöscher mitgehen ließen sowie Dutzende Nothämmer. Möglicherweise sollte der Anschlag bereits in der Nacht zuvor stattfinden. Denn da sei die Alarmanlage eines Busses losgegangen. Genau dieser Bus, der einzige mit Alarmanlage, wurde dann in der Nacht zu Dienstag verschont.

Bereits im Herbst hatten Unbekannte direkt vor dem Roten Rathaus versucht, einen Bus der Bundeswehr anzuzünden. Der Fahrer bemerkte damals den Brandsatz. Wie gestern berichtet, erwartet Polizeipräsident Dieter Glietsch in diesem Jahr eine Verdreifachung der linksextremistischen Gewalt. In der Nacht zu Dienstag registrierte die Polizei noch einen Brandanschlag auf ein Arbeitsamt in Lichtenberg. Da ein Brandmelder Alarm auslöste, konnten die Flammen schnell gelöscht werden, der Schaden ist gering.