Zeugen melden Schusswaffen in den Räumen des Kurdischen Kulturvereins. Die Polizei rückt aus und findet Plastikgewehre. Der Vorfall lässt sich schnell aufklären, sorgt aber dennoch für Stress.
Eine Theatergruppe des Kurdischen Kulturvereins in Freiburg probte am
vergangenen Samstag mit Kindern und Jugendlichen eine kurze, politisch
brisante Theaterszene im Kurdischen Gesellschaftszentrum an der Kehler
Straße. Sie handelt von der Alltagserfahrung jessidischer Familien im
Sengal-Gebirge im Nordirak sowie von kurdischen Familien im Norden
Syriens, die von Terroristen des Islamischen Staates überfallen,
entführt, vergewaltigt und misshandelt werden. Die Szene wurde am
Sonntag, also einen Tag später, auf einem kurdischen Fest auf einem
Grillplatz an der Opfinger Straße aufgeführt. Das Fest sei vom Gedanken
an Völkerverständigung und Frieden im Nahen Osten getragen, heißt es in
einer Pressemitteilung des Kurdischen Kulturvereins.
Gegen 18.30 Uhr hatten mehrere Zeugen unabhängig voneinander bei der
Polizei angerufen und gesagt, dass in der Kehler Straße im Stadtteil
Brühl-Beurbarung jemand Schusswaffen aus einem Auto in das dortige
Kurdische Gesellschaftszentrum trage.
"Für uns war das natürlich ein Anlass nachzuschauen", sagt
Polizeisprecher Walter Roth. "Das muss man schon ernst nehmen." Auch am
Vortag habe es schon solche Anrufe gegeben, allerdings habe die Polizei
da vor Ort niemanden mehr angetroffen.
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Die Polizei rückte aufgrund der für sie brisanten Anrufe und weil sie
die Situation als möglicherweise gefährlich einschätzte gleich mit
mehreren Streifenwagen an. Und stellte vor Ort schnell fest, dass es
sich um "Scheinwaffen" (Roth) handelte – um Gewehre, die täuschend echt
aussehen, aber keine echten Waffen sind und lediglich als
Theaterrequisit verwendet wurden. Polizeisprecher Roth bestätigt: "Es
sollte wirklich nur ein Theaterstück geprobt werden."
Die Situation habe sich dann rasch geklärt. "Die Brisanz war schnell
draußen", sagt Roth. Die Polizei beschlagnahmte dennoch vier falsche
Gewehre. Der Grund: Laut Roth handelt es sich um eine
Ordnungswidrigkeit, echt aussehende Waffen müssten verhüllt oder
verpackt transportiert werden. Der Polizeisprecher geht aber davon aus,
dass die Theatergruppe die Waffen zurückbekommt.
Gülezar Bayram vom Kurdischen Kulturverein findet das Vorgehen der
Polizei übertrieben. Der Verein beschwert sich in der Pressemitteilung
über das Verhalten der Polizei und ordnet es politisch ein: "Wir lehnen
die stete Diskriminierung unserer Arbeit für eine friedliche
Verständigung der Völker, Religionen und Geschlechter durch Polizei und
Behörden ab und fordern alle Beteiligten auf, den Weg für eine
(plastik)waffenfreie Welt mit statt gegen uns zu gehen."
Die Polizei verteidigt indes ihr Vorgehen. Es habe keinerlei politischen
Hintergrund gehabt, und es sei auch niemand in diesem Zusammenhang
observiert worden, sagte Sprecher Walter Roth.