Kurioser Knarrenalarm im Kurdischen Kulturverein

Die Waffen waren nicht echt.
Erstveröffentlicht: 
18.08.2015

Zeugen melden Schusswaffen in den Räumen des Kurdischen Kulturvereins. Die Polizei rückt aus und findet Plastikgewehre. Der Vorfall lässt sich schnell aufklären, sorgt aber dennoch für Stress.

 

Eine Theatergruppe des Kurdischen Kulturvereins in Freiburg probte am vergangenen Samstag mit Kindern und Jugendlichen eine kurze, politisch brisante Theaterszene im Kurdischen Gesellschaftszentrum an der Kehler Straße. Sie handelt von der Alltagserfahrung jessidischer Familien im Sengal-Gebirge im Nordirak sowie von kurdischen Familien im Norden Syriens, die von Terroristen des Islamischen Staates überfallen, entführt, vergewaltigt und misshandelt werden. Die Szene wurde am Sonntag, also einen Tag später, auf einem kurdischen Fest auf einem Grillplatz an der Opfinger Straße aufgeführt. Das Fest sei vom Gedanken an Völkerverständigung und Frieden im Nahen Osten getragen, heißt es in einer Pressemitteilung des Kurdischen Kulturvereins.

Gegen 18.30 Uhr hatten mehrere Zeugen unabhängig voneinander bei der Polizei angerufen und gesagt, dass in der Kehler Straße im Stadtteil Brühl-Beurbarung jemand Schusswaffen aus einem Auto in das dortige Kurdische Gesellschaftszentrum trage.

"Für uns war das natürlich ein Anlass nachzuschauen", sagt Polizeisprecher Walter Roth. "Das muss man schon ernst nehmen." Auch am Vortag habe es schon solche Anrufe gegeben, allerdings habe die Polizei da vor Ort niemanden mehr angetroffen.

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Die Polizei rückte aufgrund der für sie brisanten Anrufe und weil sie die Situation als möglicherweise gefährlich einschätzte gleich mit mehreren Streifenwagen an. Und stellte vor Ort schnell fest, dass es sich um "Scheinwaffen" (Roth) handelte – um Gewehre, die täuschend echt aussehen, aber keine echten Waffen sind und lediglich als Theaterrequisit verwendet wurden. Polizeisprecher Roth bestätigt: "Es sollte wirklich nur ein Theaterstück geprobt werden."

Die Situation habe sich dann rasch geklärt. "Die Brisanz war schnell draußen", sagt Roth. Die Polizei beschlagnahmte dennoch vier falsche Gewehre. Der Grund: Laut Roth handelt es sich um eine Ordnungswidrigkeit, echt aussehende Waffen müssten verhüllt oder verpackt transportiert werden. Der Polizeisprecher geht aber davon aus, dass die Theatergruppe die Waffen zurückbekommt.

Gülezar Bayram vom Kurdischen Kulturverein findet das Vorgehen der Polizei übertrieben. Der Verein beschwert sich in der Pressemitteilung über das Verhalten der Polizei und ordnet es politisch ein: "Wir lehnen die stete Diskriminierung unserer Arbeit für eine friedliche Verständigung der Völker, Religionen und Geschlechter durch Polizei und Behörden ab und fordern alle Beteiligten auf, den Weg für eine (plastik)waffenfreie Welt mit statt gegen uns zu gehen."

Die Polizei verteidigt indes ihr Vorgehen. Es habe keinerlei politischen Hintergrund gehabt, und es sei auch niemand in diesem Zusammenhang observiert worden, sagte Sprecher Walter Roth.