Anschläge auf Firma von AfD-Chefin und Polizei in Eisenbahnstraße

Erstveröffentlicht: 
07.08.2015

Polizei nimmt bekannte Linksautonome fest / Frauke Petry unterbricht Urlaub und besucht Tatort

 

Von Frank Döring


Mitten in der Nacht attackieren Vermummte eine Firma in Plagwitz, wenig später geht vor dem Polizeiposten in der Eisenbahnstraße ein Funkstreifenwagen in Flammen auf: Nach zwei mutmaßlich linksextremistischen Anschlägen ermitteln seit gestern Staatsschutz und Operatives Abwehrzentrum. Sechs Tatverdächtige wurden festgenommen, darunter polizeibekannte Autonome.


Donnerstag gegen 2 Uhr: Auf dem Betriebsgelände der von AfD-Chefin Frauke Petry gegründeten Firma Purinvent in der Weißenfelser Straße klirren Scheiben. Ein Anwohner beobachtet mindestens drei Personen, womöglich vermummt, bewaffnet mit Knüppeln oder Baseballschlägern. Als er sie zur Rede stellt, rennen sie weg. Polizeibeamte stellen fest, dass die Täter Scheiben der Produktionshalle eingeworfen, stinkende Buttersäure und eine teerähnliche Flüssigkeit verschüttet haben. Auch ein Security-Auto ist beschädigt.


Eine Stunde später in der etwa sechs Kilometer entfernten Eisenbahnstraße: Zwei Beamte im Polizeiposten werden durch einen lauten Knall alarmiert. Sie stellen fest, dass die verglaste Eingangstür von einem größeren Wurfgeschoss getroffen wurde. Durch das zersplitterte Glas sehen sie, dass ihr Funkstreifenwagen in Flammen steht - Schaden allein hier: 30000 Euro. Die Polizisten rufen Verstärkung. Einsatzkräfte nehmen sechs Verdächtige fest. Ein 16-Jähriger und zwei Frauen (17, 21) sind unbeschriebene Blätter. Nicht so ihre Komplizen: Ein 22-Jähriger ist bereits als "linksmotivierter Straftäter" erfasst. Gegen einen 18-Jährigen laufen Ermittlungen wegen Landfriedensbruch, weil er am 30. März mit einer Gruppe versucht haben soll, am Rande des Legida-Aufzugs eine Polizeisperre zu durchbrechen. Ein dritter Verdächtiger (21) ist aktenkundig, weil er bei Protesten gegen Legida am vorigen Montag vermummt war.


Die Ermittler prüfen nun, inwieweit die Festgenommenen mit den beiden Anschlägen in Verbindung stehen. Spuren wurden gesichert, Durchsuchungen und Vernehmungen fanden statt. "Beide Taten werden als politisch motiviert klassifiziert", erklärte Polizeisprecher Andreas Loepki.


Dafür spricht auch ein Bekennerschreiben, das in der Nacht bei Indymedia veröffentlicht wurde. "Wir haben uns bewusst dazu entschieden, Frauke Petrys Unternehmen anzugreifen, um sie zur Verantwortung zu ziehen und um ihren wirtschaftlichen Rückzugsraum zu sabotieren", heißt es da. "Mit der Aktion wollen wir auf die sich drastisch zuspitzende rassistische Stimmung in Deutschland aufmerksam machen. Die AfD muss als Verlängerung der Rassisten von Pegida, Legida und Co. und der fast täglich agierenden Brandstifter gesehen werden."


Nach LVZ-Informationen unterbrach Petry gestern für kurze Zeit ihren Urlaub, besichtigte am Mittag den Tatort in dem Chemieunternehmen, in dem sie nach der Insolvenz 2013 weiterhin als Geschäftsführerin tätig ist. Ein Statement überließ sie ihrem parlamentarischen Geschäftsführer im Sächsischen Landtag, Uwe Wurlitzer: "Ich hoffe, dass diese Verbrecher ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können", teilte dieser mit. "Dieser Anschlag ist ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig der politische Kampf der AfD ist, wenn es darum geht, Linksextremismus genauso intensiv straf- und verfassungsrechtlich zu ächten wie Rechtsextremismus." Der Leipziger AfD-Kreisverband forderte eine Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Parteien im Stadtrat zum Thema "Extremismus in Leipzig".