Polizei nimmt bekannte Linksautonome fest / Frauke Petry unterbricht Urlaub und besucht Tatort
Von Frank Döring
Mitten in der Nacht attackieren Vermummte eine Firma in Plagwitz, wenig
später geht vor dem Polizeiposten in der Eisenbahnstraße ein
Funkstreifenwagen in Flammen auf: Nach zwei mutmaßlich
linksextremistischen Anschlägen ermitteln seit gestern Staatsschutz und
Operatives Abwehrzentrum. Sechs Tatverdächtige wurden festgenommen,
darunter polizeibekannte Autonome.
Donnerstag gegen 2 Uhr: Auf dem Betriebsgelände der von AfD-Chefin
Frauke Petry gegründeten Firma Purinvent in der Weißenfelser Straße
klirren Scheiben. Ein Anwohner beobachtet mindestens drei Personen,
womöglich vermummt, bewaffnet mit Knüppeln oder Baseballschlägern. Als
er sie zur Rede stellt, rennen sie weg. Polizeibeamte stellen fest, dass
die Täter Scheiben der Produktionshalle eingeworfen, stinkende
Buttersäure und eine teerähnliche Flüssigkeit verschüttet haben. Auch
ein Security-Auto ist beschädigt.
Eine Stunde später in der etwa sechs Kilometer entfernten
Eisenbahnstraße: Zwei Beamte im Polizeiposten werden durch einen lauten
Knall alarmiert. Sie stellen fest, dass die verglaste Eingangstür von
einem größeren Wurfgeschoss getroffen wurde. Durch das zersplitterte
Glas sehen sie, dass ihr Funkstreifenwagen in Flammen steht - Schaden
allein hier: 30000 Euro. Die Polizisten rufen Verstärkung. Einsatzkräfte
nehmen sechs Verdächtige fest. Ein 16-Jähriger und zwei Frauen (17,
21) sind unbeschriebene Blätter. Nicht so ihre Komplizen: Ein
22-Jähriger ist bereits als "linksmotivierter Straftäter" erfasst. Gegen
einen 18-Jährigen laufen Ermittlungen wegen Landfriedensbruch, weil er
am 30. März mit einer Gruppe versucht haben soll, am Rande des
Legida-Aufzugs eine Polizeisperre zu durchbrechen. Ein dritter
Verdächtiger (21) ist aktenkundig, weil er bei Protesten gegen Legida am
vorigen Montag vermummt war.
Die Ermittler prüfen nun, inwieweit die Festgenommenen mit den beiden
Anschlägen in Verbindung stehen. Spuren wurden gesichert, Durchsuchungen
und Vernehmungen fanden statt. "Beide Taten werden als politisch
motiviert klassifiziert", erklärte Polizeisprecher Andreas Loepki.
Dafür spricht auch ein Bekennerschreiben, das in der Nacht bei
Indymedia veröffentlicht wurde. "Wir haben uns bewusst dazu entschieden,
Frauke Petrys Unternehmen anzugreifen, um sie zur Verantwortung zu
ziehen und um ihren wirtschaftlichen Rückzugsraum zu sabotieren", heißt
es da. "Mit der Aktion wollen wir auf die sich drastisch zuspitzende
rassistische Stimmung in Deutschland aufmerksam machen. Die AfD muss als
Verlängerung der Rassisten von Pegida, Legida und Co. und der fast
täglich agierenden Brandstifter gesehen werden."
Nach LVZ-Informationen unterbrach Petry gestern für kurze Zeit ihren
Urlaub, besichtigte am Mittag den Tatort in dem Chemieunternehmen, in
dem sie nach der Insolvenz 2013 weiterhin als Geschäftsführerin tätig
ist. Ein Statement überließ sie ihrem parlamentarischen Geschäftsführer
im Sächsischen Landtag, Uwe Wurlitzer: "Ich hoffe, dass diese Verbrecher
ihrer gerechten Strafe zugeführt werden können", teilte dieser mit.
"Dieser Anschlag ist ein weiterer Beleg dafür, wie wichtig der
politische Kampf der AfD ist, wenn es darum geht, Linksextremismus
genauso intensiv straf- und verfassungsrechtlich zu ächten wie
Rechtsextremismus." Der Leipziger AfD-Kreisverband forderte eine
Arbeitsgruppe mit Vertretern aller Parteien im Stadtrat zum Thema
"Extremismus in Leipzig".