Trio nach Anschlag auf Polizeifahrzeug vor Gericht
Von Sabine Kreuz
Mehr als zwei Jahre nach einem versuchten Sprengstoffanschlag auf ein
Fahrzeug der Bundespolizei in Leipzig begann gestern der Prozess gegen
die mutmaßlichen Täter. Die drei jungen Männer, die aus Wernigerode und
Blankenburg (Landkreis Harz) stammen, sollen am 20. März 2013 im
Parkhaus West am Hauptbahnhof einen dort abgestellten
VW-Passat-Dienstwagen für eine Explosion präpariert haben.
Staatsanwalt Ulrich Jakob warf ihnen vor, gegen 18.30 Uhr einen
Sprengsatz mit zwei Lunten in den Auspuff geschoben und angezündet zu
haben. Dabei sei das Trio arbeitsteilig vorgegangen. Ermittlungen
zufolge soll Sven R. (27/ohne Job) aus Feuerwerkskörpern den Sprengsatz
gefertigt und Patrick B. (23/Pflegehelfer) diesen platziert haben. Der
24-jährige Kevin W. wiederum "filmte mit seinem Handy", sagte der
Staatsanwalt zum Prozessauftakt am Leipziger Amtsgericht. "Das Feuer
erlosch, das Fahrzeug blieb unversehrt."
Das Trio war jedoch dabei beobachtet worden, "wie es sich an dem
Polizeifahrzeug zu schaffen machte", berichtete gestern Wachmann Elias
H. (35). "Eine Passantin sprach uns an, weil es geraucht und gequalmt
hatte." Die Frau habe sich das Kennzeichen des Wagens gemerkt, mit dem
sich die drei jungen Männer aus dem Staub gemacht hatten. Wie es gestern
hieß, handelte es sich um den silbernen VW Golf von Kevin W., der in
der Firma seines Vaters jobbt - und an jenem Märztag vor zwei Jahren mit
seinen beiden Kumpanen eigentlich in Leipzig eine Einkaufstour hatte
unternehmen wollen.
Die Bundespolizei wertete eine Vielzahl von Aufnahmen der
Überwachungskameras aus. "Ich wollte eine Beweiskette herstellen, damit
wir die Täter identifizieren können", sagte Hauptkommissar Robert R.
(36). Wie berichtet, fanden bei den Verdächtigen, die damals der
rechtsextremen Szene zugeordnet worden waren, Hausdurchsuchungen statt.
Zum Motiv wurde in anschließenden Vernehmungen offenbar, dass die teils
vorbestraften Beschuldigten die Polizei "nicht leiden" könnten.
Gestern äußerte sich das Trio nicht zu den Beweggründen. Patrick B. gab
aber zu: "Es war meine Idee. Wir wollten es knallen lassen." Wobei
Verteidigerin Kerstin Linnemann betonte, dass "lediglich die Substanz
verpuffen", aber "keine Beschädigung ausgelöst" werden sollte. Sven R.
mochte eigentlich nichts sagen, meinte dann nur, dass er die Böller
zufällig dabei hatte. Und der Dritte im Bunde, Autobesitzer Kevin W.,
will zum Filmen der Szenerie gar nicht mehr gekommen sein. Es sei eh
"nur Jux" gewesen, habe "nicht im geringsten einen gemeinsamen Tatplan"
gegeben, so die Verteidigung. Ein Urteil wird am Freitag erwartet.