Irgendwie lief es ganz anders, als es die Vertreter der Stadt Leipzig am 7. Juli bei der ersten von zwei Informationsveranstaltungen zu neuen Notunterkünften erwartet haben. Weil sie so etwas wohl auch noch nicht erleben durften. Bei bei den zurückliegenden Informationsabenden mit Anwohnern zum Thema Asyl waren die Themen meist andere, angstvolle. Im Neubau der 3. Grundschule trafen Sozialdezernent Thomas Fabian und Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst auf rund 400 Menschen, die in der Summe nur eines wissen wollten: Wie können wir es angehen, dass es ein harmonisches Miteinander wird? Wo können wir konkret anpacken?
Gut informiert und mit konkreten Fragen waren sie gekommen. Eines darf man schon vor den Instantsetzungsmaßnahmen und dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge an der Scharnhorststraße sagen: irgendetwas ist im Süden Leipzigs eben doch anders. Hier wird nicht stundenlang über die eigenen Ängste lamentiert, man will helfen, mit den eigenen Kindern über die neue Situation sprechen, Probleme erkennen und gemeinsam lösen.
Gerufen hatte die Stadt Leipzig zur Informationsveranstaltung am Dienstag, 7. Juli, mit folgender Mitteilung. „Um alle nach Leipzig zugewiesenen Asylbewerber mit einer Unterkunft zu versorgen, werden Flüchtlinge zeitlich befristet in ungenutzten Schulgebäuden wohnen. Hierzu sind zwei Schulgebäude vorgesehen: das alte Gebäude der 3. Schule in der Scharnhorststraße 24 und das alte Gebäude der Pablo-Neruda-Schule in der Tarostraße 6. So bald wie möglich, spätestens im August, sollen die Flüchtlinge einziehen.“
Dabei sollen im ehemaligen Gebäude, also im Altbau der 3. Schule, zum nächstmöglichen Zeitpunkt bis zu 200 Personen wohnen, im ehemaligen Gebäude der Pablo-Neruda-Schule bis zu 150 Personen. Der Stadtrat hatte dazu am Mittwoch, 8. Juli, im Eilverfahren 2 Millionen bewilligt, eine weitere Million als eventuell notwendige Zuschusssumme, um die kommenden Aufgaben in weiteren Notmaßnahmen für noch mehr Flüchtlinge und deren Betreuung zu meistern.
Statt „Hilfe sie kommen“ sagt man offenbar im Leipziger Süden deutlich: „sie kommen und wir wollen helfen.“ Nicht nur ein Novum in Zeiten von Freital und Meißen, wohl auch ein Zeichen für ein aufgeklärtes Bürgertum mit geradem Rücken. Was man im Mitschnitt der ersten Informationsveranstaltung am 7. Juli hier nachhören kann. Einziges Manko des Abends vielleicht: Die Stadtvertreter standen hier unter einem ganz anderen Druck, als den, den sie bislang kannten. Sie mussten sich erklären, warum nicht mehr für Flüchtlinge in Leipzig getan wird und wo nun die Hilfe konkret ansetzen soll.
Zur Unterbringung von 150 Flüchtlingen ab voraussichtlich August 2015 im alten Gebäude der Pablo-Neruda-Grundschule in der Tarostraße 6, findet am Donnerstag, 9. Juli 2015, von 19:00 bis 20:30 Uhr in der Aula des Reclamgymnasiums, Tarostraße 4, ein Infoabend statt.