Legida und Pegida bündeln die Kräfte - 800 Teilnehmer bei "Großdemonstration"

Erstveröffentlicht: 
07.07.2015

Lutz Bachmann wirbt für Bürgerbegehren / Sechs Gegenveranstaltungen mit 800 Demonstranten

 

Von Andreas Tappert


Das Bündnis "Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Legida) hat gestern zum ersten Mal gemeinsam in Leipzig mit dem Dresdner Bündnis "Patriotische Europäer gegen die Islamisierung des Abendlandes" (Pegida) demonstriert. Beobachter hatten diesen Schritt als Versuch interpretiert, die seit Monaten auf niedrigem Niveau stagnierenden Teilnehmerzahlen von Legida wieder in die Höhe zu treiben.


Beim letzten Legida-Spaziergang am 5. Juni waren 400 Spaziergänger erschienen; beim Aufzug am 4. Mai 300. Für gestern hatten die Veranstalter angekündigt, ihre Kräfte zu bündeln und eine "Großdemonstration" mit 1000 bis 1500 Personen auf die Beine zu stellen. Tatsächlich gekommen waren nach Polizeiangaben 800 Teilnehmer. Sie versammelten sich unter der Überschrift "Gemeinsam für Deutschland. Für Heimat, Frieden und den Erhalt der deutschen Kultur. Gegen Islamisierung und Multikulti" auf dem Richard-Wagner-Platz.


Von dort zogen sie über den Goerdelerring und den Dittrichring zum Martin-Luther-Ring und wendeten in Höhe der Rudolphstraße, um wieder zum Richard-Wagner-Platz zurückzukehren. In Höhe der Thomaskirche wurden die Legida-Anhänger von einigen der rund 800 Gegendemonstranten mit Gemüse beworfen.
Der aus Dresden angereiste Pegida-Organisator Lutz Bachmann erklärte auf dem Richard-Wagner-Platz, man wolle bei kommenden Landtagswahlen mit eigenen Kandidaten antreten und um Direktmandate ringen. Dazu ermutigt fühlen sich die Pegidisten durch den Erfolg ihrer Dresdner OBM-Kandidatin Tatjana Festerling, die im ersten Wahlgang an der Elbe fast zehn Prozent geholt hatte.


Bachmann forderte erneut Sachsens Ausstieg aus dem Rundfunkstaatsvertrag. Wie berichtet, will Pegida für ein Bürgerbegehren 40000 Unterschriften sammeln, damit sich der Landtag mit der Forderung befassen muss. Der Pegida-Chef moniert unter anderem fehlende Staatsferne.


Griechenland war das Thema bei anderen Rednern. Die Griechen hätten sich viel zu lange ausrauben lassen, hieß es. Der nun von den Griechen beschrittene Weg sei auch der Weg, "den wir gehen werden". Auf den Transparenten waren Slogans zu lesen wie "Freiheit für Deutschland", "Volksentscheid Nato - Asylrecht - EU" oder "Rettet Europa vor der EU". Insgesamt erschien das Auftreten lauter und aggressiver als bei den vergangenen Legida-Veranstaltungen. Ein Journalist wurde von Legida-Anhängern angegriffen und der 44-jährige Tatverdächtige von der Polizei gestellt. Gegen ihn wird jetzt wegen Körperverletzung ermittelt. Ein Mitarbeiter der Versammlungsbehörde wurde von Legida-Anhängern verbal bedroht. Aber auch bei einigen Demonstranten der Gegenseite war ein extremeres Verhalten zu beobachten. Lutz Bachmann wurde im Verlauf von einer Frau mit roter Farbe angegriffen und am Auge verletzt. Ein Rettungswagen traf sofort ein und behandelte ihn. Der Straftatsverdacht einer Körperverletzung und einer Sachbeschädigung wird geprüft. Dennoch konnte der friedliche Verlauf durch die 900 eingesetzten Polizeibeamten weitestgehend gewährleistet werden.


Auch während der Kundgebung wurden die Redner von Gegendemonstranten mit Trillerpfeifen und lauten Zwischenrufen gestört. In der Innenstadt fanden sechs Gegenveranstaltungen statt; eine Spontandemonstration wurde ebenfalls noch angezeigt. Das Bündnis "Willkommen in Leipzig - eine weltoffene Stadt der Vielfalt" auf dem Nikolaikirchhof hatte auf die vermehrten Übergriffe auf Asylunterkünfte hingewiesen. Pegida und Legida hätten mit ihrem fremdenfeindlichen Treiben den Nährboden für Anschläge bereitet, hieß es. Weitere Gegenveranstaltungen gab es gestern unter anderem bei einer "Feministischen Demo gegen Legida". In der nächsten Woche will Pegida wieder in Dresden auf die Straße gehen, am 20. Juli in Chemnitz, dann wieder in Dresden. In vier Wochen werde man wieder in Leipzig demonstrieren, wurde angekündigt.