Musiker fordert „Sieg Heil“-Rufe heraus

Erstveröffentlicht: 
03.07.2015

Beim Ellwanger Volksfest ist es zu einer schlimmen verbalen Entgleisung auf der Bühne gekommen. Beim Auftritt des „Originalen Gamsbart Trios“ am Sonntagabend hat ein Bandmitglied dem Publikum nicht nur das bierzeltübliche „Zickezacke Zickezacke“ zugerufen; es erklang von der Bühne auch drei Mal hörbar „Sieg“. Einige im Publikum, zum Glück wohl nicht allzu viele, antworteten mit „Heil“.

 

Brigitte L. (Name von der Redaktion geändert) war am Sonntag mit einer Freundin im Festzelt, als sich der Zwischenfall auf der Bühne ereignete. Dabei soll es nicht nur zu dem verbalen Ausrutscher gekommen sein; die Freundin von Brigitte L. meint auch einen erhobenen Arm gesehen zu haben. Die Frauen hätten sich in dem Moment ungläubig angeschaut. Reagiert hätten sie aber nicht.

 

„Wir hätten irgend etwas reinrufen sollen. Im Nachhinein schäme ich mich dafür, dass ich einfach still sitzen geblieben bin“, sagt Brigitte L.. Sie habe danach einige Tage mit sich gerungen, am Ende berichtetet sie unserer Zeitung in einem Leserbrief von dem Vorfall. „Gerade nach den Vorkommnissen mit den Rechten und Linken vor wenige Tagen, musste ich diesen Brief schreiben; auch um mein Gewissen zu erleichtern.“ Zumal sie den ganzen Auftritt der Band fragwürdig fand. Unter anderem sei ein Akteur der Gruppe mit Helm auf dem Kopf und einem Akkordeon in der Hand im nachgeahmten Stechschritt durch die Bierbänke marschiert.

 

Die verbale Entgleisung auf der Festzeltbühne haben am Sonntag nicht nur Brigitte L. und ihre Freundin gehört. Eine weitere Ellwangerin, die an dem Abend an einem anderen Tisch saß, bestätigte am Freitag auf Nachfrage unserer Zeitung den Vorfall. Sie habe das Ganze allerdings nicht so ernst genommen. „Ich glaube, die Aussage fiel vom Sänger eher im Spaß. Das Publikum im Zelt hat auch kaum reagiert. Die, die zurückgerufen haben, waren zu dem Zeitpunkt schon bierselig.“

 

Auch der Sprecher der Band, Hans Mattes, bestätigt den Vorfall und entschuldigt sich. „Das war ein schrecklicher Fauxpas. Das hätte nicht passieren dürfen. Aber wir können das nicht mehr rückgängig machen. Wir bedauern den Vorfall aufrichtig.“ Dem steierischen Harmonika-Spieler der Gruppe sei dieser Fehler beim Vortrag des Marsches „Alte Kameraden“ unterlaufen, „in der Hitze des Gefechts“, wie Mattes sagt. Allerdings auch nicht zum ersten Mal. Der Bandkollege orientiere sich bei dieser „Showeinlage“ wohl an einem Youtube-Video, das einen Auftritt des Komikers Jonny Buchardt aus dem Jahre 1973 beim Kölner Karneval zeigt. Auch da werde das Publikum zum „Sieg Heil“-Ruf provoziert und auf diese Weise verballhornt. „Diese Einlage ist auf gar keinen Fall politisch gemeint gewesen“, stellt der Bandsprecher klar. Dem Harmonika-Spieler werde nun trotzdem „gehörig der Kopf gewaschen“.

 

Festzeltveranstalter Sony-Boy Papert zeigte sich am Freitag entsetzt. Er sei nicht immer im Festzelt dabei. Hätte er diese Worte gehört, hätte er sofort den Stecker gezogen. „Solche Aussagen gehen natürlich gar nicht, das kann man einfach nicht bringen“, ärgert sich Papert am Telefon, der sich überhaupt nicht vorstellen konnte, dass es diese Rufe in seinem Zelt tatsächlich gegeben hat. Das „Original Gamsbart Trio“ werde von ihm regelmäßig engagiert; noch nie hätte es in dieser Richtung irgendwelche Beschwerden gegeben.

 

Die Polizei Ellwangen ist an der Aufklärung des Vorfalls interessiert. Zeugen, die das Konzert am Sonntag erlebt haben, werden um Hinweise gebeten, Telefon 07961 / 9300.