Fenster eingeschlagen und Gebäude besprüht: Anschlag auf "Schützenhaus" in Mainz vor AfD-Auftritt

Erstveröffentlicht: 
25.06.2015

MAINZ - Unbekannte haben Donnerstagfrüh zwei Fenster sowie die Eingangstür im „Schützenhaus“ eingeschlagen und das Gebäude mit dem Spruch „Rechte Scheiße nirgendwo“ besprüht. Dies alles wenige Stunden, bevor am Abend AfD-Bundessprecher Bernd Lucke in der Gaststätte auf dem Hartenberg auftrat.

 

Wirt Ivan Mirko Miskovic zeigte sich gegenüber der AZ erbost über den Anschlag auf sein Restaurant, der einen Schaden im fünfstelligen Bereich verursacht haben dürfte. Über Mittag musste er das Gasthaus am Fort Gonsenheim geschlossen halten, weil Handwerker die zertrümmerten Fenster sowie die Tür provisorisch reparierten.

 

Veranstaltung findet statt

„Dass aber die Veranstaltung am Abend stattfindet, steht für mich außer Zweifel“, betonte er gegenüber dieser Zeitung. Er sei parteipolitisch nicht gebunden, sehe eine demokratische Verantwortung, seine Räumlichkeiten für Gruppen unterschiedlicher Couleur zur Verfügung zu stellen. „Wir haben hier den einzigen Veranstaltungsraum im Stadtteil – bei uns tagen SPD, CDU, alle möglichen Parteien.“ Er habe keinen Grund, der AfD eine Raumreservierung zu versagen. „Außerdem wohne ich hier mit meiner Frau und unserem dreijährigen Kind. Wir lassen uns nicht vertreiben – und wir lassen uns keine Angst machen.“

 

Zeitungsausträger entdeckt den Anschlag

Die Täter müssen in der Zeit von Mitternacht bis 3.46 Uhr am Schützenhaus gewesen sein. Bis gegen 24 Uhr war die Gaststätte geöffnet. Um 3.46 Uhr entdeckte ein Zeitungsausträger Farbanschlag und eingeschlagene Fenster und informierte die Polizei, die den Schaden umgehend dokumentierte. Miskovic: „Wir haben es am nächsten Morgen bemerkt, als meine Frau zur Arbeit wollte. Offenbar war nicht klar, dass wir auch im Haus wohnen.“

Miskovic berichtete von einem ominösen Besuch am Montagabend. Da habe ihn ein unbekannter älterer Mann gewarnt, „Linke“ könnten im „Schützenhaus“ die Scheiben einwerfen, wenn er solche Veranstaltungen wie mit Lucke zulassen würde. Sein Rat: Er solle es sich doch im eigenen Interesse noch einmal überlegen, „sich mit solchen merkwürdigen Gestalten einzulassen“. Miskovic: „Ich habe ihm geantwortet, die einzig merkwürdige Gestalt im Augenblick sei er.“

 

Reaktion der AfD

Der Vorsitzende der Mainzer AfD Uwe Volkmer betonte, Prof. Lucke sei demokratisch gewählter Europaabgeordneter. Zugleich fragte er: „Herrscht in unserer Stadt ein Klima von Furcht und Gewalt, welches demokratische und verfassungsmäßig verbriefte Rechte beschränkt?“ Der Landesvorsitzende der rheinland-pfälzischen AfD, Prof. Uwe Zimmermann, erklärte: „Die Art und Weise, wie Gastronomen in Angst und Schrecken versetzt werden, um die Versammlungs- und Meinungsfreiheit Andersdenkender massiv einzuschränken, erinnert an dunkelste Zeiten in Deutschland.“

Die AfD hatte zwei geplante Veranstaltungen mit Lucke im Raum Mainz absagen müssen, weil erst das Finther Atrium und anschließend der Essenheimer Domherrenhof Ungemach durch Gegendemonstranten befürchteten, wenn sie die AfD beherbergten.