Bachfest, Zeitgeschichtliches Forum, Runde Ecke - bei diesem Leipzig-Programm wollte es eine US-Delegation nicht bewenden lassen. Rechtsextremismus mit Legida im Fahrwasser beunruhigt auch transatlantisch die Gemüter. An der Uni Leipzig trafen die Gäste Extremismus-Forscher Oliver Decker.
Leipzig. Eine US-Delegation hat am Montag das Kompetenzzentrum für Rechtsextremismus und Demokratieforschung (KReDo) an der Universität Leipzig besucht. Auf Initiative des Auswärtigen Amts und des Goethe-Instituts ist die Gruppe auf zweiwöchiger Rundreise in Deutschland. Leipzig stand mit seinem Bachfest im Programm. Die Teilnehmer interessierten sich aber brennend für ein politisches Thema: Die Aufmärsche von Pegida und Legida.
Bei den Gästen handelte es sich um High-School-Lehrer aus verschiedenen US-Bundesstaaten. „Das sind Multiplikatoren, und sie waren sehr gut informiert“, so KReDo-Vorstandssprecher Oliver Decker. Der Experte untersucht seit 2002 rechtsextreme Einstellung in Deutschland und dokumentiert federführend mit Elmar Brähler die Ergebnisse in den „Mitte“-Studien der Universität Leipzig. Am Montag leitete Decker das Gespräch mit der US-Delegation.
Singuläres Phänomen in Sachsen
In Amerika werde das Erstarken rechtspopulistischer Gruppen als europaweites Phänomen wahrgenommen. Mit Blick auf Legida und Pegida sehe man aber auch, dass es sich in dieser Stärke „um ein singuläres Phänomen in Sachsen“ handele. In keinem anderen Bundesland habe sich die Bewegung so festigen können.
Er habe bei der amerikanischen Delegation „schon so etwas wie Besorgnis“, vor allem aber eine hohe Aufmerksamkeit für das Thema registriert. Im vergangenen Jahr habe sich der Fokus rechtsextremer Aktivitäten auffällig auf Muslime und Asylbewerber verschoben. „Diese spezielle inhaltliche Ausprägung löst Erschrecken aus“, so Decker im Gespräch im LVZ.de.
Leipzig hat gut reagiert
Decker konnte aber auch vermitteln: Leipzig hat gut auf die Legida-Bewegung reagiert. Die breite Mobilisierung aller gesellschaftlichen Gruppen wertet der Experte als sehr positiv. Es sei auch wichtig, dass Aktionsbündnisse der Legida-Bewegung weiterhin entgegenträten, so Decker auf Nachfrage. „Die Gruppen haben die wichtige Funktion von Seismographen“, sagt er. Nichts zu tun, um den Rechtsextremen kein Forum zu bieten, sei die schlechtere Alternative. Das könne die Extremisten zumindest vorübergehend stärken, weil sie davon ausgingen, dass ihre Positionen unwidersprochen hingenommen würden.
Selbst wenn Legida zahlenmäßig schrumpft, mahnt der Wissenschaftler zu Wachsamkeit: „Die Abstände, in denen es der extremen Rechten gelingt, Themenfelder zu besetzen, werden kürzer“, sagte er. Am Montagabend wird Legida wieder Teile der Innenstadt lahmlegen. Die US-Delegation ist dann schon nach Berlin abgereist.