Nach einem Brandanschlag auf das Alternative Kulturwerk (AKW) in Bitterfeld-Wolfen hat die Polizei zwei mutmaßliche Täter festgenommen. Wie die Staatsanwaltschaft Dessau-Roßlau mitteilte, stammen die 24 und 28 Jahre alten Männer aus dem Landkreis Anhalt-Bitterfeld. Sie sitzen derzeit in U-Haft.
Ausgebrannter Wohnwagen
Am 18. April hatten Unbekannte zwei
Brandsätze über den Zaun des AKW geworfen. Sie trafen einen Wohnwagen,
der ausbrannte. Verletzt wurde niemand. Die beiden Festgenommenen sollen
an dem Brandanschlag beteiligt gewesen sein.
In der Nacht zum
30. Mai konnte die Polizei einen erneuten Brandanschlag auf das
alternative Kulturprojekt verhindern. Bei einer Fahrzeugkontrolle
entdeckten die Beamten mehrere griffbereite Molotow-Cocktails sowie
einen Baseballschläger. Die Polizei nahm einen 26 und einen 30 Jahre
alten Verdächtigen in der Nähe des Kulturzentrums fest. Bei mindestens
einem der Männer geht die Staatsanwaltschaft aufgrund einer Tätowierung
von einem rechtsextremistischen Hintergrund aus.
Wiederholt Ausschreitungen in Bitterfeld-Wolfen
Der Brandanschlag war ein trauriger
Höhepunkt einer ganzen Reihe von Ausschreitungen zwischen Anhängern
linker und rechter Gruppen. Auslöser waren die so genannten
Montagsdemonstrationen, die seit fast einem Jahr in Bitterfeld
stattfinden und bei denen ähnlich wie bei Pegida politisch unzufriedene
Bitterfelder vor dem Rathaus am Mikrofon ihrem Ärger Luft machten.
Einige "Reichsdeutsche" und AfD-Mitstreiter warnten dort vor
Überfremdung.
Diese Zusammenkünfte wurden lange Zeit nicht
wirklich ernst genommen, bis die Neonazi-Szene hellhörig wurde -
plötzlich tauchten nach Schätzungen der Polizeidirektion Ost bis zu 100
Teilnehmer auf - nicht nur aus Bitterfeld, sondern auch aus Leipzig und
Berlin. Von diesen Demonstrationen fühlte sich dann die linke Szene in
Bitterfeld provoziert. Bei ihren Störmanövern wurde sie von Mitstreitern
aus umliegenden Städten unterstützt.
Hohe Gewaltbereitschaft
Die Polizei sprach von einem großen Gewaltpotenzial auf beiden Seiten. Steine flogen, Raketen wurden abgeschossen, Hauswände mit Graffiti besprüht. Die Polizei bekam es mit einer ganzen Reihe von Straftaten in Bitterfeld-Wolfen zu tun: Linksgerichtete wurden in ihren eigenen Wohnungen überfallen, ein junger Mann bekam sogar einen Schraubenzieher in den Oberschenkel gerammt. Nachdem die montäglichen Versammlungen abgesagt wurden, kehrte zunächst wieder Ruhe ein.