Nach den Ausschreitungen von Autonomen am vergangen Freitag in Leipzig wird in der Politik über die Konsequenzen diskutiert. Sachsens Verfassungsschützer sehen die Anhänger der Szene bundesweit inzwischen in der ersten Liga.
Leipzig. Die autonome Szene in Leipzig ist in den vergangenen Jahren kräftig gewachsen. Nicht nur zahlenmäßig, auch in der Bedeutung haben die Anhänger laut sächsischem Verfassungsschutz bundesweite Ausstrahlung erlangt. „Leipzig boxt da in der ersten Liga“, sagte Behördensprecher Martin Döring dem Nachrichtenradio MDR Info.
Die Hälfte der sächsischen Autonomen mit rund 180 Personen mache der Verfassungsschutz inzwischen in Leipzig aus. Und noch etwas haben die Mitarbeiter des Landesamtes herausgefunden: „Die Szene ist gut vernetzt, homogen und kann schnell mobilisiert werden“, berichtete Döring weiter.
Die Zusammensetzung stelle sich für den Nachrichtendienst als „bunte Mischung“ dar. „Es sind Schüler, Studenten, Azubis und Arbeiter dabei“, so Döring weiter. Den Zuwachs der vergangenen Jahre führt er auf charismatische Anführer zurück.
Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU) verspricht Merbitz „volle Unterstützung bei der verstärkten Arbeit gegen Linksextremismus“. Die Gewaltausschreitungen seien alarmierend. „Die Polizeidirektion Leipzig wird sich die Reihe der Vorfälle genau anschauen. Wir müssen die Strategie bei der Arbeit gegen die linksextremistische Szene überdenken“, erklärte Ulbig.
Der SPD-Sicherheitsexperte und Landtagsabgeordnete Albrecht Pallas warnt vor einer Konzentrierung von Polizeikräften in Leipzig. „Eine Erhöhung der Präsenz geht zu Lasten anderer Regionen“, sagte er bei MDR Info.
Die Zahl der linksextremistischen Straftaten in Leipzig ist laut Lagebericht des Verfassungsschutzes im vergangenen Jahr auf 227 (Vorjahr: 186) gestiegen, davon 67 Gewalttaten (Vorjahr: 42). „Aktionen der Leipziger Antifa waren im Jahr 2014 in steigendem Maße von Gewalt geprägt“, so der Verfassungsschutz. Offenbar ist das eine Art Standortvorteil: „Das kann zur Folge haben, dass sich gewaltaffine Personen aus diesem Grund der Szene anschließen.“
Attraktiv sei die Messestadt, weil es hier mit Connewitz „im Gegensatz zu anderen Orten Sachsens ein ausgeprägtes Szeneviertel gibt. Dort verfügen die Autonomen über ein eigenes Milieu. Sie beanspruchen das betreffende Stadtviertel als ihren eigenen Freiraum“.
Gewalt werde von ihnen inzwischen „gezielt als Mittel der Politik eingesetzt“. Die Linksautonomen haben sich damit nach Auffassung des Verfassungsschutzes „zu einer eigenständigen politischen Kraft etabliert“. So hätten sie mit der Serie von Anschlägen von März bis Mai 2014 auf NPD-Stadtratskandidaten versucht, eine demokratische Wahl zu beeinflussen.