Hungerstreik-Erklärung von Gülaferit Ünsal vom 6. April 2015
“Schluss mit der Zensur von Büchern, Zeitschriften und Zeitungen !
Schluss mit dem Komplott, mit der Provokation und dem Mobbing!
Ab dem 6. April 2015 beginne ich mit einem unbefristeten Hungerstreik für folgende untenstehende Forderungen:
- Aushändigung der Zeitschrift Yürüyüs.
- Tägliche, zeitgerechte Aushändigung der Zeitungen Hürriyet, Özgür Politika, Junge Welt und TAZ, ohne Entfernung einer einzigen Seite.
- Erlaubte Buchsendungen dürfen nicht willkürlich und illegalerweise in die Buchhandlungen zurückgeschickt werden.
- Alle legalen Zeitschriften müssen mir ohne jegliche Antragstellung und Anfrage um Erlaubnis ausgehändigt werden.
- Alle Bücher, Zeitschriften und Postsendungen müssen zuerst vor meinen Augen geöffnet und dürfen nicht beschlagnahmt werden.
- Faschistische Komplotte, Provokationen und Mobbing müssen beendet werden.
1. Die Zeitschrift Yürüyüs, die ich 5 Monate lang ohne Probleme erhalten habe, wird seit 1 Monat mit dem Vorwand der „Kontrolle“ beschlagnahmt. Trotz zahlreicher von mir gestellter Anträge und Gespräche mit dem Gefängnisleiter wurde mir im Bezug auf die Aushändigung bzw. Nichtaushändigung der Zeitschrit keinerlei Antwort erteilt.
2. Beim Erhalt von Tageszeitungen gibt es teilweise immer noch Probleme.
Daten, an denen ich keine Zeitungen erhielt:
- 30. – 31. Januar
- 9. Februar
- 2. – 4. März (Obwohl die Zeitung Hürriyet am 2. März gekommen ist, wurde sie erst am 4. März ausgehändigt)
- 4. April (Obwohl ich Junge Welt und TAZ erhalten habe, hieß es, Hürriyet und Politika seien nicht angekommen)
- Nachdem ich am 27. März nach einem Gespräch mit dem Gefängnisleiter bezüglich des Erhalts von Zeitschriften und Büchern zum Zimmer der Gefängniswärter(innen) ging, um meine Tageszeitungen zu holen, wurden mir meine türkischen Zeitungen nicht ausgehändigt. Ich wurde aufgefordert, einen Antrag zum Erhalt der türkischen Zeitungen zu stellen.
- Ich sagte, dass ich vom ersten Moment meiner Verhaftung an eine Genehmigung des Bundesgerichtshofs zum Erhalt der Zeitungen Hürriyet und Politik erhielt, dass ich sie in diesem Gefängnis seit 6 Monaten täglich erhalten habe. Ich fragte, weshalb ich dazu gezwungen werden, einen Antrag für türkische Zeitungen zu stellen, während mir die deutschen Zeitungen so ausgehändigt werden.
- Der/Die Wärter/in sagte offen, er/sie werde sie nicht herausgeben. Und ich sagte, dass ich ohne die Zeitungen nirgendwo hingehen werde. Daraufhin wurden 2 weitere Wärter/innen gerufen und ich wurde mit der Einschließung in eine Einzelzelle bedroht. Nach diesem Vorfall kamen 2 Wärter/innen und der Gefängnisleiter. Sie haben mich gezwungen, für die Zeitungen und Zeitschriften einen Antrag zu stellen. Gegen diese Situation habe ich 1 Stunde lang mit einem Sitzstreik protestiert. Nach 1 Stunde wurden mir Hürriyet und Politika ausgehändigt.
3. Meine Anträge zum Erhalt von Büchern am 16. Januar und 3. Februar blieben unbeantwortet. Obwohl ich 3 Jahre lang von beliebigen Buchhandlungen Bücher erhalten durfte, wurde dies nun auf 2 türkische Buchhandlungen eingeschränkt.
- Die Einschränkung wurde nach einem Einspruch meinerseits nach einer Weile aufgehoben.
- Obwohl ich den notwendigen Antrag gestellt habe, wurde das Bücherpaket, ohne mir irgendetwas davon zu berichten, zur Buchhandlung zurückgeschickt. Ich habe die Bücher bis heute nicht bekommen.
4. Obwohl ich die Zeitschriften seit 3,5 Jahren sowohl in der JVA Lichtenberg als auch in der JVA Pankow problemlos erhalten habe, wurde ich aufgefordert, für die Zeitschriften einen Antrag zu stellen
In einem Gespräch mit dem Gefängnisleiter erfuhr ich, dass 1 Rote Hilfe Zeitung, 2 Asi ? Zeitungen und 2 Yürüyüs Zeitschriften ohne mein Wissen beschlagnahmt wurden. Ich erhielt die Zeitschriften dann, abgesehen von der Zeitschrift Yürüyüs.
5. Mit dem Vorwand, ich hätte einen erforderlichen Antrag für den Erhalt des Buches „Berkin Elvan-Kind der Hoffnung“ nicht gestellt, wurde es vor meinen Augen beschlagnahmt. Aber, dass mit dem gleichen Vorwand die Bücher „Es sprechen jene, die Geschichte schreiben“ und „Unser Name ist der Aufstand“ ohne mein Wissen beschlagnahmt wurden, erfuhr ich dann am 27. März. Nach einem Gespräch mit dem Gefängnisleiter bekam ich die Bücher zurück.
6.Am 28. März begann eine brasilianische Frau, als ich in der Küche Essen zubereitete, auf aggresivste Weise mit mir zu diskutieren, nur weil ich sie bat, 5 Minuten zu warten. Sie ließ dies zu einem Streit ausarten, indem sie mit einem scharfen Messer, welches sie vom Gefängnis erhielt, hantierte und sagte, sie werde es mir in die Augen stechen.
Dass eine andere Frau im Gruppenraum saß und hereinkam, hat mich vielleicht vor einer großen Gefahr gerettet.
Auf den Streit hin kam eine Wärterin. Nachdem sie die Situation erfuhr, holte sie noch eine weitere Wärterin hinzu. In diesem Moment ging ich aus der Küche hinaus und setzte mich in den Gruppenraum. Denn diese kaputte Persönlichkeit hat 19 Jahre wegen Mordes in einem brasilianischen Gefängnis verbracht, war vorher ein Mann und ließ sich mittels Operation ihr Geschlecht angleichen. Die Person ist eine totale Psychopatin und leidet an Paranoia. Sie ist zu allem fähig.
Ich versuchte den Wärterinnen zu erklären, dass diese Person gefährlich sei, dass sie ein Messser in der Hand hat und versuchte zu berichten, was sie getan hat. Die psychopatische Frau führte eine Show auf und sagte, sie hätte kein Messer in der Hand.
Zum ersten Mal in meinem Leben hat jemand ein Messer vor mir gezogen. Während ich versuchte, mich von diesem Schock zu erholen, haben die Wärterinnen, weil ich weiter diskutierte, gedroht, uns beide in eine Einzelzelle zu stecken. Ich sagte, dass das ungerecht ist und wollte, dass sie weggehen.
Am 1. April bin ich dann mit einer nach einem Scherz anmutenden Situation konfrontiert worden. Ich habe durch einen Brief von der Polizei erfahren, dass die Frau oder die Frauen, die mich mobben, vor viereinhalb Monaten gegen mich eine Anzeige bei der Polizei wegen „Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung“ gemacht hätten. Mir werden Körperverletzung, Beleidigung und Betrug vorgeworfen.
Ich werde Euch informieren, wenn ich nähere Einzelheiten darüber erhalten habe.
Es ist nun klar, dass die Faschisten, die mit der Polizei zusammenarbeiten, ganz bewusst Provokationen und Komplotte schmieden.
Daraufhin habe ich einen Antrag bei der Anstalt gestellt, um die Provokation, das Mobbing und die Komplotte, die durch die Polizeikollaborateure vorbereitet wurden, zu stoppen.
Ich habe erfahren, dass die brasilianische Psychopathin, die mich mit einem Messer bedroht hatte, seit zwei Monaten ein Messer in ihrer Zelle aufbewahrt. Obwohl ich den Wärtern eine Woche lang versucht habe, zu erklären, dass dieser Mensch gefährlich ist und ihr kein Messer gegeben werden darf, wurden ihr trotzdem Messer gegeben. Diese Person hat anderen Gefangenen erzählt, dass ich ein Messer gezogen hätte und somit versucht, die Situation zu manipulieren.
Während meines Hofgangs am 3. April hat sie aus einer anderen Zelle im dritten Stock meine Gespräche mit anderen Gefangenen belauscht. Bei meiner Rückkehr auf die Station wartete sie dann bereits auf dem Korridor und kam auf mich zu. Ich habe den Wärter gerufen, damit er in die Station vorausgeht. Der Wärter, der sie kaum beherrschen konnte, hat versucht, sie in ihre Zelle zu bringen. Ich habe am Stationseingang gewartet. Ich habe zusammen mit einem anderen Wärter, der wegen des Lärms gekommen war, die Station betreten. Ich habe dem Wärter gesagt, dass dieser Mensch eine Provokateurin und Psychopathin ist und dass sie mich angreifen wollte.
Ich habe dann gehört, wie die psychopathische Provokateurin vor dem Wärterzimmer mich als „Terroristin“ anschrie. Ich bin dann hinter ihr her und habe gerufen: „Du bist eine faschistische Provokateurin, wer hat Dich hergeschickt, du Faschistin?“
Nachdem die Wärter sie in ihre Zelle gesperrt hatten, wollten sie auch mich in meine Zelle sperren. Obwohl ich ihnen versucht habe zu erklären, dass sie auf mich vor der Korridortür gewartet hat, um mich anzugreifen, und dass sie mich als „Terroristin“ bezeichnet hat, entgegneten die Wärter, dass ich sie aber als „Faschistin“ bezeichnet hätte. Ich habe ihnen gesagt, dass ein klares, faschistisches Komplott vorliegt, dass jemand, der mich als „Terroristin“ bezeichnet auch eine Antwort erhält und dass ich nicht in meine Zelle gehen werde. Daraufhin wurde noch ein Wärter gerufen. Ich habe eine halbe Stunde lang mit den Wärtern darüber diskutiert, dass sie Unrecht tun. Eine halbe Stunde vor Einschluss habe ich erklärt, dass ich gegen dieses faschistische Komplott protestiere und verlangt, ein Protokoll anzufertigen. Dann bin ich in meine Zelle gegangen.
Als am selben Abend die Zellentüren geöffnet wurden, erhielt ich eine eindeutige Drohung, wobei es hieß, dass es egal sei, wer einen Streit beginne, dass wenn eine von uns beiden einen Streit anfange, wir beide für drei Tage in die Zelle gesperrt würden. Ich habe wieder einen Antrag eingereicht, in dem ich erklärte, dass sie nicht mich, sondern die faschistische Provokateurin einsperren sollen, dass ich diese Entscheidung nicht akzeptiere und gegen dieses faschistische Komplott und die Provokation protestiere. Die psychopathische Provokateurin wurde dann in eine andere Zelle auf dem Korridor verlegt.
Sei es die Anzeige, die bei der Polizei gegen mich gemacht wurde, oder seien es die Angriffe der brasilianischen Psychopathin, denen ich seit einer Woche ausgesetzt bin. Dass die Gefängnisleitung das schweigend hinnimmt und versucht, mich zu bestrafen. Dass sie mir meine Zeitungen und Bücher nicht aushändigt. All das zeigt, dass ich hier ganz klar mit einem faschistischen Komplott und einer Provokation konfrontiert bin.
Diese Provokation wird von Gefangenen mit faschistischem, psychopathischem und käuflichem Charakter, von der Gefängnisleitung und der Polizei gemeinsam organisiert. Während ich einerseits provoziert werde, erhalte ich andererseits die Drohung, in die Zelle gesperrt zu weden, wenn ich mich dagegen wehren sollte.
In sämtlichen politischen Morden und faschistischen Komplotten der Geschichte wurden – wie auch in meinem Fall – „Psychopathen“, „Drogenabhängige“ und „Mörder“ benutzt. Es ist einfach, diese Menschen zu kaufen und zu benutzen.
Sollte mir etwas zustoßen, so trägt die Gefängnisleitung die politische Verantwortung. Es sollte niemand der Lüge glauben, dass diese Situation keine politische Dimension besäße, dass es nur ein Streit zwischen zwei Frauen sei oder dass es nur ein Angriff durch eine psychologisch kranke Person sei.
In einem Bericht zu meiner Person, den das Gefängnis einem Abgeordneten schickte, wird erklärt, dass es kein Mobbing gäbe und ich werde darin anhand von Lügen beschuldigt.
Um die Angriffe, die Drohungen, die Provokationen und das Komplott, welche vom Gefängnis, der Polizei, den Faschisten und den Psychopathen gemeinsam organisiert werden, zu verurteilen und gegen die Nicht-Aushändigung meiner Bücher, Zeitungen und Zeitschriften zu protestieren, beginne ich einen unbefristeten Hungerstreik.
Gülaferit Ünsal, JVA Pankow, Arkonastr.56, 13189 Berlin
(PS: Die brasilianische Psychopathin sagt, dass sie mich bei der Polizei anzeigen werde. Ihr Ziel sei es, anhand einer zweiten Anzeige ein Verfahren gegen mich einleiten zu lassen. Ich werde den faschistischen Komplott ins Leere laufen lassen.)”