Burladingen - Die Burladinger Kinobetreiber Doris und Ludwig Schülzle zeigen ab Freitag doch den Film über Hitler-Attentäter Georg Elser. Die Polizei hat angekündigt, verstärkt Streife zu fahren, um weitere Angriffe aus der rechten Szene zu verhindern.
Von Julia Brenner
Die Burladinger Kinobetreiber Doris und Ludwig Schülzle haben in den vergangenen Tagen viel Zuspruch erhalten. "Das Telefon steht nicht still", erzählt Doris Schülzle. Das Ehepaar hatte den Film "Elser – Er hätte die Welt verändert" abgesagt, nachdem anonyme Schmierer an ihrem Kino rechtsradikale Parolen gesprüht hatten. Als mutmaßlicher Auslöser dafür galt eine Veranstaltung der antifaschistischen Organisation "Alboffensive". Die hatte in den Burladinger Alblichtspielen die Dokumentation "Blut muss fließen: Undercover unter Nazis" gezeigt. Ein paar Tage später folgten die Schmiereien. Dass die Schülzles den Film über Hitler-Attentäter Georg Elser daraufhin aus dem Programm nahmen, stieß sowohl auf Verständnis, als auch auf Empörung – und in ganz Deutschland auf großes Medieninteresse.
Das Ehepaar habe aber nie vorgehabt, den Film nicht zu zeigen, haben die beiden Kinobesitzer nun verkündet. Sie hätten einfach ein wenig Luft lassen wollen zwischen den beiden Filmen und "nicht gleich nach diesen Angriffen wieder nachlegen", erklärt Doris Schülzle. Der Film "Elser" hat am morgigen Freitag um 20 Uhr seine Premiere in Burladingen.
Die Polizei ist informiert und hat zugesagt, in Burladingen "verstärkt präventiv" tätig zu sein. "Wir haben ein Auge drauf", sagt Pressesprecher Michael Aschenbrenner. Der Polizeiposten Burladingen und das Revier Hechingen wüssten von der Brisanz. "Die Täter dürfen sich nicht sicher fühlen", sagt Aschenbrenner.
Auch die Alboffensive hat sich inzwischen zu den Vorfällen geäußert. "Nicht einschüchtern lassen", mahnt die Gruppe. Die Lage, "was rechte Umtriebe auf der Alb angeht", spitze sich derzeit enorm zu.
"Wir haben uns dazu entschlossen am 20. April den Film ›Blut muss Fließen‹ im Kino Burladingen zu zeigen. Die Folgen waren für uns nicht absehbar und unser Mitgefühl und unsere Solidarität gilt den Kinobetreiber_Innen, die sich nach dem feigen Anschlag auf ihr Filmspielhaus genötigt sahen einen weiteren Film zum Thema Nationalsozialismus aus dem Programm zu nehmen."
Wie lange der Film Elser nun in Burladingen auf dem Programm steht, ist noch nicht sicher. "Das kommt auf die Besucherzahlen an", sagt Doris Schülzle. Ob sie sich Sorgen macht? "Man kann sich ja nicht immer verstecken", sagt Doris Schülzle, "aber eine gewisse Angst ist schon immer da".
Kommentar: Rein ins Kino
Die Burladinger Kinobetreiber zeigen ab Freitag doch noch den Film über den Hitler-Attentäter Georg Elser. Diese Entscheidung ist richtig und verlangt dem Ehepaar Schülzle eine Menge Mut ab. Dass die beiden sich anfangs entschieden hatten, den Film vorerst nicht zu zeigen, kann kritisiert werden. Doch niemand, der Naziparolen an der eigenen Hauswand stehen hat, nimmt so etwas auf die leichte Schulter. Deshalb ist es ein wichtiges Zeichen, dass das Ehepaar Schülzle in den vergangenen Tagen so viel Unterstützung erfahren hat. Wichtig: Dieser Beistand darf jetzt nicht verebben. Die Kinobesitzer haben richtig gehandelt. Das kann man ihnen zeigen, indem man den Film "Elser – Er hätte die Welt verändert" in den Burladinger Alblichtspielen anschaut. Je mehr Zuschauer kommen, desto mehr Rückhalt wird demonstriert. Rein ins Kino!