Meßstettens Bürgermeister Lothar Mennig wird im kommenden November nicht für eine erneute Amtszeit antreten. „Ich habe mich hinsichtlich meiner persönlichen Zukunft frühzeitig entschieden, nach insgesamt 24 Jahren nicht mehr für dieses verantwortungsvolle Amt zu kandidieren“, teilt Mennig mit, dessen dritte Amtszeit Ende November enden wird und der dieses Jahr seinen 60. Geburtstag feiert.
„Hinter mir liegt eine äußerst intensive kommunalpolitische Zeit“, blickt Mennig zurück. In all den Jahren seiner Amtszeit sei es ihm stets ein Anliegen gewesen, die Infrastruktur sowohl des Hauptorts als auch der Stadtteile in allen Bereichen kontinuierlich weiter zu entwickeln. „Insofern hat sich das Gesicht der Stadt so gut wie komplett verändert“, bilanziert er seine Amtszeit. „Gleichzeit bin ich aber auch immer dafür eingetreten, Meßstetten überörtlich entsprechend zu positionieren und Gehör zu verschaffen. Gerade in letzter Zeit, hat dies noch einmal neue Dimensionen erreicht“, stellt das Stadtoberhaupt mit Blick auf die Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge des Landes (LEA) und die Weiterentwicklung des ehemaligen Kasernengeländes fest. Wie mehrfach berichtet, sehen die Pläne vor, dass die Erstaufnahmestelle in der früheren Zollernalb-Kaserne mit ihren rund 1200 Flüchtlingen bis Ende 2016 aufgelöst werden wird. Für die weitere Nutzung eines Teils des ehemaligen Kasernen-Geländes ist Meßstetten derzeit neben Rottweil mit dem Standort Esch zudem der letzte Kandidat im Rennen um den Bau einer Justizvollzugs-Anstalt. Die Entscheidung darüber, wo gebaut wird, wird im Sommer erwartet.
Mit Blick auf seine Amtszeit, fährt Mennig fort, dass ihm darin auch stets eine solide Haushaltsführung, die für die weitere Zukunft der Kommune beste Chancen eröffnete, am Herzen gelegen habe. „Nun bin ich bereits darauf gespannt, wie später einmal ein Tagesablauf aussieht, der nicht mehr ausschließlich fremdbestimmt ist sondern von mir selbst festgelegt werden kann“, heißt es in einer Erklärung des Bürgermeisters zu seinem Entschluss.
In einer Reaktion auf die Rücktritts-Ankündigung zeigt sich Andreas Hauser, Vorsitzender der „Unabhängige Liste Meßstetten“ (ULM) und Kreisrat für die Partei „Die Linke“, überrascht von der Ankündigung. „Lothar Mennigs Verzicht auf eine Kandidatur für das Amt des Meßstetter Bürgermeisters hat die Unabhängige Liste Meßstetten überrascht. Wir zollen Herrn Mennig Respekt für diese Entscheidung. Sein persönlicher Einsatz für die Stadt und bleibende Verdienste werden in die Meßstetter Geschichte eingehen.“ So laute die einhellige Ansicht des ULM-Vorstands, teilt Hauser mit, der selbst nicht dem Gemeinderat angehört. Und in der Mitteilung heißt es weiter: „Dennoch eröffnet der Rückzug auch Chancen für neue Prioritäten und ein anderes Verständnis für das Miteinander.“
Die Gemeinderäte der ULM, Doris und Francisco Vivas, sähen die solide Haushaltsführung, die Pflege eines regen Vereinslebens und eine intakte Infrastruktur als anerkennenswerte Merkmale der zurückliegenden Amtszeit Mennigs. „Fast zweieinhalb Jahrzehnte permanenter Einsatz an der Belastungsgrenze unter weitgehendem Verzicht auf Privatleben können kaum durch Wertschätzung aufgewogen werden.“ Die nach der Schließung des Bundeswehrstandorts durch das Land eingerichtete Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge und die Diskussion um einen Gefängnisstandort hätten Meßstetten weit über die Region hinaus in die Schlagzeilen gebracht. Bürgermeister Mennig habe dabei konstruktive Arbeit geleistet. „Meßstetten zeigt, wie das Wort Willkommenskultur buchstabiert wird“, sei in den Medien zu vernehmen gewesen und dies sei eine eindrucksvolle Anerkennung der immensen Hilfsbereitschaft der Stadt, des Landkreises und der Bevölkerung gewesen.
„Hoffen wir, dass dies auch so bleibt. Jüngste Entwicklungen erfordern weiterhin große Aufmerksamkeit. Die rechte Szene ist in Meßstetten auf Immobiliensuche, um hier einen Stützpunkt für ihre Hetze gegen Flüchtlinge aufzubauen“, teilt Hauser mit. „Nicht nur in dieser Hinsicht bietet die ULM Mennig für seine verbleibende Amtszeit eine Fortführung der konstruktiven Zusammenarbeit an.“ Laut Mennig, werde sei längerem kolportiert, dass die NPD am Kauf einer Gaststätte in der Stadt interessiert sei. „Wir waren deshalb mit vielen Akteuren schon im Gespräch und sehen derzeit keine Gefahr“, sagt der Bürgermeister.