*22 Jahre Recherche und Dokumentation des staatlichen & gesellschaftlichen
Rassismus*
Die jetzt 22 Jahre umfassende Dokumentation ist ein Spiegelbild der
menschenverachtenden Lebensbedingungen, denen Flüchtlinge, Asylbewerber_innen
und Menschen ohne Papiere in Deutschland ausgesetzt sind. Anhand der vielen
Einzelgeschehnisse (circa 7000) wird der gesetzliche, behördliche und
gesellschaftliche Druck deutlich, der auf die Betroffenen kollektiv wirkt, und
den nur die wenigsten unbeschadet überstehen können.
Es sind nicht nur die restriktiven Rahmenbedingungen, die die bundesdeutschen Asylgesetze vorgeben und in denen die Flüchtlinge gefangen sind, es sind auch und vor allem Mitarbeiter_innen der Ämter, der Polizei, der Abschiebeknäste, medizinisches Personal bis hin zum Verwaltungs- und Bewachungspersonal in den Flüchtlingslagern, die oft mit Allmachtsgebaren, Willkür, Schikane, Erpressung, Rechtsbruch oder purer Gewalt gegen die Schutzsuchenden vorgehen. Dies ist auch eine Folge des rassistischen Konsens' von Staat und Gesellschaft, der vor 22 Jahren zur faktischen Abschaffung des Asylrechts führte: zu geschlossenen Grenzen, Schutzverweigerung, Verhinderung von selbstbestimmtem Leben durch Diskriminierung, Entmündigung, Ausgrenzung und Kriminalisierung – und in letzter Konsequenz zum Rausschmiß aus der BRD.
Die derzeitige Proklamierung einer
"Willkommens-Kultur" durch dieselbe rassistische Politik
kann
angesichts der Realität der hier lebenden Flüchtlinge nur als Hohn bezeichnet
werden.
Einige Beispiele aus der aktualisierten Dokumentation:
13. Juni 13:
La Ceiba in Honduras. Victor Osório
Turcios (42) stirbt nach der Abschiebung, weil seine Medikamente zu Ende
sind. 9. Januar 14: Der Tamile Y.A. schluckt
40 Tabletten seines Psychopharmakons.
20. Januar 14: Im Mittelmeer ertrinken zwei erwachsene und vier
minderjährige syrische Flüchtlinge, die zu ihren Verwandten in der BRD
wollten. 3. Februar 14: Eine Afghanin
(25) schluckt eine Überdosis ihres Psychopharmakons. 8./9. Februar: Ghayeb Y.
(33), Kurde aus Syrien, schneidet sich an Arm und Oberkörper auf. 11. Februar 14: Ahmad J. (43) aus Libyen
stirbt im Asylheim durch unterlassene Hilfeleistung. 20. Februar 14: Der Iraner Kahve Pouryazdani (49) übergießt sich
mit Benzin und stirbt den Feuertod.
Februar 14: Sharif X. (21) versucht, sich mit einem Rasiermesser zu
töten. 11. März 14: Eine 39-jährige
Abschiebungsgefangene versucht, sich durch Trinken von Shampoo zu
vergiften. 10. April 14: Der vier
Wochen alte Säugling der Ghanaerin Vita M. stirbt wegen unterlassener
Hilfeleistung. 23. April 14: Ein Iraner
(27) versucht, sich mit Tabletten zu vergiften. 14. Mai 14: Bei 100 km/h stürzt sich ein Somalier (27) aus einen
Polizeibus. 24. Mai 14: Muslim H. (28)
aus dem Kosovo wird von acht Bediensteten der JVA Landshut überwältigt und
erliegt einem "lagebedingten Erstickungstod". Sommer 14: Ein afrikanischer Flüchtling
erhängt sich. 26. Juli 14: Mokhtan
Meguitif (48) aus Algerien schneidet sich die Pulsadern auf. 27. Juli 14: Im Radkasten eines
Transport-Flugzeuges wird ein toter schwarzer Jugendlicher gefunden. 15. August 14: Im Heim Burbach wird Marwan
Rahmani (28) von Bediensteten gefoltert und gedemütigt. 2. September 14: Ein afghanischer
Flüchtling (24) schneidet sich die Pulsadern auf. 7. September 14: Eine Nigerianerin (29) versucht, sich und zwei
ihrer Kinder zu vergiften. 23.
September 14: Ein Aserbaidschaner übergießt sich mit Benzin und zündet sich
an. 28. September 14: Siwar Jouma (16)
aus Syrien trinkt eine Flasche Shampoo und springt aus dem Fenster. 7. November 14: Ein Asylbewerber (32)
verletzt sich durch eine "selbst beigebrachte Verletzung" schwer.
Ausführungen zu diesen und mehr Daten: siehe PDF-Datei: "Beispiele" =>
Normal
0
21
www.ari-berlin.org/doku/titel.htm
Die Dokumentation umfaßt den Zeitraum vom 1.1.1993 bis 31.12.2014:
179 Flüchtlinge töteten sich
angesichts ihrer drohenden Abschiebung oder starben bei dem Versuch, vor der
Abschiebung zu fliehen, davon 64 Menschen in Abschiebehaft.
1383 Flüchtlinge verletzten sich aus
Angst vor der Abschiebung oder aus Protest gegen die drohende Abschiebung
(Risiko-Hungerstreiks) oder versuchten, sich umzubringen, davon befanden sich
659 Menschen in Abschiebehaft.
5 Flüchtlinge starben während der
Abschiebung und 472 Flüchtlinge wurden durch Zwangsmaßnahmen oder Mißhandlungen
während der Abschiebung verletzt.
34 Flüchtlinge kamen nach der
Abschiebung in ihrem Herkunftsland zu Tode, und 584 Flüchtlinge wurden im
Herkunftsland von Polizei oder Militär mißhandelt und gefoltert oder kamen
aufgrund ihrer schweren Erkrankungen in Lebensgefahr.
71 Flüchtlinge verschwanden nach der
Abschiebung spurlos.
194 Flüchtlinge starben auf dem Wege
in die Bundesrepublik Deutschland oder an den Grenzen, davon allein 130 an den
deutschen Ost-Grenzen, 3 Personen trieben in der Neiße ab und sind seither
vermißt.
590 Flüchtlinge erlitten beim
Grenzübertritt Verletzungen, davon 321 an den deutschen Ost-Grenzen.
19 Flüchtlinge starben durch direkte
Gewalteinwirkung von Polizei oder Bewachungspersonal entweder in Haft, in
Gewahrsam, bei Festnahmen, bei Abschiebungen, auf der Straße oder in Behörden -
mindestens 899 wurden verletzt.
20 Flüchtlinge starben durch
unterlassene Hilfeleistung.
75 Flüchtlinge starben bei Bränden, Anschlägen auf Flüchtlingsunterkünfte
oder durch Gefahren in den Lagern, 980 Flüchtlinge wurden z.T. erheblich
verletzt.
19 Flüchtlinge starben durch
rassistische Angriffe auf der Straße und 922 Flüchtlinge wurden durch Überfälle
auf der Straße verletzt.
Durch staatliche Maßnahmen der BRD kamen seit 1993 mindestens 451 Flüchtlinge
ums Leben –
durch rassistische Übergriffe und die Unterbringung in Lagern (u.a.
Anschläge, Brände) starben 94 Menschen.
Die
Dokumentation umfaßt zwei Hefte (DIN A4 - ca. 725 S.).
Bestellung =>> http://www.ari-berlin.org/doku/bestell.htm
Antirassistische Initiative Berlin >> DokumentationsStelle <<
ari-berlin-dok@gmx.de -- www.ari-berlin.org/doku/titel.htm
Fon 030 617 40 440 -- Funk 0177 37 55 924