Leipzig. Die Situation rund um die Legida-Demonstration am Montag verschärft sich. Im Internet ist jetzt ein Gewaltaufruf aus offenbar linksautonomen Kreisen aufgetaucht. Aus Wut und Enttäuschung, dass die Aufmärsche des fremdenfeindlichen Legida-Bündnisses bisher nicht unterbunden werden konnten, sollen sich Angriffe nun auch gegen Objekte in der Stadt und gegen die Polizei richten.
„Lasst es krachen und knallen in Leipzig“, heißt es in dem Schreiben, das am Samstag auf der Plattform linksunten.indymedia.org veröffentlicht und mit „RiotCrew“ unterschrieben wurde. Die Absender laufen verbal Sturm dagegen, dass sich "weite Teile der so genannten Zivilgesellschaft" aus dem Protest gegen Legida zurückgezogen hätten. Eine inhaltliche Auseinandersetzung habe kaum stattgefunden.
„Machen wir die City platt!“ – Kripo ermittelt
Öffentliche Kritikpunkte seien nun weniger der Rassismus von Legida, sondern Straßensperrungen und Beeinträchtigungen beim Konsum durch die Demonstrationen. Linke Gegen-Demonstranten würden außerdem von der Polizei angegriffen. Am Montag wolle man zwar vor allem Legida stoppen. Das Dokument gipfelt aber in dem Aufruf „Gehen wir die Cops an! Machen wir die City platt!“
„Das Schreiben ist uns bekannt, und wir nehmen das ernst“, sagte Andreas Steudel aus dem Führungs- und Lagezentrum der Polizei am Sonntag gegenüber LVZ-Online. Die Kriminalpolizei ermittelt wegen Androhung von Straftaten. Sowohl die Justiz, als auch die Stadt Leipzig seien verständigt worden, so Steudel weiter.
Die Beamten prüfen offenbar auch Zusammenhänge zur Spontandemonstration im Januar , bei der Linksradikale eine Spur der Verwüstung durch die Stadt zogen. Das Schreiben bezieht sich auch darauf. Neben zerbrochenen Fensterscheiben und demolierten Polizeifahrzeugen gab es damals auch Schmierereien am Bundesverwaltungsgericht.
Legida läuft auf dem südlichen Ring
Vor genau dieser Kulisse am Simsonplatz startet am Montag der Legida-Aufzug. Die Einsatzkräfte würden gemäß der neuen Lage eingeteilt, hieß es aus dem Führungs- und Lagezentrum. Details wollte die Polizei dazu nicht bekannt geben. Da der Gewaltaufruf sich auch direkt gegen die Beamten richtet, seien diese aufgerufen, verstärkt auf die Eigensicherung zu achten.
Nach Kooperationsgesprächen hatte die Stadt die favorisierte Route von Legida abgelehnt . Diese sollte mit rund 1000 Teilnehmern vom Richard-Wagner-Platz über den Goerdelerring zum Neuen Rathaus und zurück führen. Die Kommune verfügte aber einen Laufweg vom Simsonplatz über Martin-Luther-Ring bis zum Augustusplatz und zurück. Die Veranstaltung von Legida wurde für die Zeit von 19 bis 22 Uhr genehmigt.
Neue Gegendemos angemeldet
Verschiedene Veranstaltungen mit dem Ziel des friedlichen Gegenprotests wurden ebenfalls genehmigt (siehe Übersicht). Das Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz“, das die Demonstration von Refugees Welcome ab 17 Uhr vom Markt aus durch die City unterstützt, hat am Sonntag weitere Kundgebungen angekündigt. Unter dem Motto „Gegen Neurechte und Verschwörungsideologien“ wollen sich die Legida-Gegner am Neuen Rathaus, in der Petersstraße neben dem City-Tunnel und auf dem Roßplatz positionieren. Die neuen Veranstaltungen müssen von der Stadt allerdings noch bestätigt werden.
Die bisher angemeldeten Gegenveranstaltungen im Überblick:
Bündnis 8. Mai, „Willkommen in Leipzig - eine weltoffene Stadt der Vielfalt“, Nikolaikirchhof, 19 bis 21 Uhr, 40 Teilnehmer.
„LEGIDA - Das Original. Leipziger Ethanolfreunde gegen die Illegalisierung des Alkohols“, Augustusplatz/Opernseite, 18 bis 19 Uhr, 1000 Teilnehmer.
„Nie wieder Montag! Gegen jede rassistische Mobilmachung!“, Markt (Sammlung & Auftakt) → Thomasgasse → Thomaskirchhof → oberer Dittrichring → Große Fleischergasse → Brühl → Katharinenstraße → Markt → Thomasgasse → Thomaskirchhof → oberer Dittrichring → Lotterstraße → Burgplatz (Abschlusskundgebung & Beendigung), Initiative Refugees welcome, 17 bis 20 Uhr, 200 Teilnehmer.
„Gegen Neurechte und Verschwörungsideologie“, Neues Rathaus / Petersstraße neben dem Citytunnel / Roßplatz, jeweils ab 18 Uhr.