Erfurt – Bericht zum 3. ThüGIDA Aufmarsch

Nazis am Fronttransparent

Zum insgesamt 3. Mal liefen wieder Nazis unter dem Banner von THÜGIDA durch Erfurt. Der Abwärtstrend der letzten Wochen setze sich fort und es folgten noch rund 150 Nazis dem Aufruf. Rund 350 – 400 Menschen stellten sich dem rassistischen Mob entgegen und blockierten die Route durch die Innenstadt.

 

Standortwechsel in Erfurt

 

Nicht mehr im Erfurter Norden sondern direkt in der Innenstadt wollten die Nazis diesmal marschieren. Am alten Angerbrunnen war Auftakt der Veranstaltung und die Route sollte direkt über die zentralen Einkaufsstraßen der Stadt führen. Vermutlich mussten die Nazis nun doch einsehen, dass sie selbst an vermeintlichen sozialen Brennpunkten wie in Erfurt Nord nicht wirklich punkten konnten und der Zustrom von Anwohner sich bis auf einige Erwiderung auf die Parole „Wir sind das Volk!“ in Grenzen hielt. Nachdem die Stadt Erfurt bereits nach dem ersten Aufmarsch von THÜGIDA ein Verbot von Demonstrationen vor Flüchtlingsunterkünften verhängte, wollten die Organisatoren von THÜGIDA wohl ein breiteres Publikum erreichen. Die angemeldete Route führte dabei direkt über den Anger. Die rund 350 – 400 Gegendemonstranten, die sich in der Nähe der Auftaktskundgebung der Nazis befanden konnten jedoch den reibungslosen Ablauf der geplanten Route ändern. Eine Gruppe von mehreren Leuten schaffte es eine Sitzblockade auf der Route einzurichten und den Nazis so mit den Weg zu versperren. Diese änderten schließlich ihre Route und liefen an der Staatskanzlei vorbei, über den Karl-Marx Platz und Juri-Gagarin-Ring wieder zurück zum Alten Angerbrunnen. Dabei konnten die Nazis auf die Zuversichtlichkeit ihres Freund und Helfers zählen. Die Polizei eskortierte die Nazis ohne große Umstände auch an der Synagoge in Erfurt vorbei, wo die Nazis munter anfingen das Deutschland-Lied an zustimmen.

 

Die selben Nazis wie jede Woche

 

Viel geändert hatte sich in der Zeit der Osterpause bei den Nazis nicht. Der Anmelder war weiterhin der NPDler David Köckert aus Greiz und erhielt wieder technische Unterstützung von der Europäischen Aktion aus Thüringen. Diese war bereits in Suhl sowie bei den vorherigen THÜGIDA-Aufmärschen mit dabei und organisierte den Transporter und die Technik. Mit dabei waren auch der Antisemit Axel Schlimper von der EA, der bereits in der Vergangenheit immer wieder durch seine rassistischen und antisemitischen Reden bei diversen Thüringer Naziaufmärschen aufgefallen ist. So stellten auch die Nazis der EA wieder den Transporter mit dem Sonneberger Kennzeichen.

Als Highlight für die Veranstaltung war der Leipziger Neonazi Alexander Kurth angekündigt. Dieser war in Leipzig bereits erfolgloser Stadtratskandidat für die NPD und war als sogenannter „Stützpunktleiter“ ab 2013 für den Nachwuchs der Nazipartei zuständig. Mit seinem Antritt zur Stadtratswahl hatte Kurth, der selbst als verurteilter Gewalttäter mehrere Jahre seines Daseins im Gefängnis dahin vegetierte, die Leipziger in NPD in die Krise gestürzt. Er selbst hätte gar nicht erst antreten dürfen, was zu einer Wahlwiederholung im Wahlbezirk führte. Kurz danach wechselte Kurth von der NPD in die noch recht junge Nazipartei „Die Rechte“. In Zuge eines innerhalb der Naziszene ausgetragenen Konfliktes war Kurth aktiv an der Spaltung und Zerlegung der NPD in Leipzig und der Naziszene beteiligt. Angefangen von einer Austrittswelle bei der NPD bis hin zu gegenseitigen Verdächtigungen als Spitzel aktiv zu sein. Neben den Aktivitäten Kurths in der NPD war er u.a. im „Kampfbund Deutscher Sozialisten“ aktiv. Einen umfassenden Bericht zu Kurth gibt es bei einem Portal der Antifa Leipzig.

Begleitet wurde die ganze Veranstaltung wieder vom hysterischen Gekreische von David Köckert. Ein weiterer Redner war 'Peter aus Hessen' der bereits in Suhl beim 9 .SÜGIDA Aufmarsch als Redner auftrat.

 

Gegenprotest und Erfurts „Gute Stube“

 

Trotz einer recht mageren Mobilisierung, die sich auf einige Posts bei NoThügida und einige wenige Erwähnungen am Rande auf einschlägigen Blogs beschränkte, kamen rund 350 – 400 Menschen zusammen die sich gegen den Aufmarsch stellten. Durch eine Sitzblockade über die Gleise der Straßenbahn konnte ein Marsch der Nazis über den Anger verhindert werden. Zumindest für die Nazis eine kleine Niederlage ihrer Menschenverachtung einem nicht ganz so großen Publikum zu präsentieren. Für die Stadt Erfurt natürlich ein Grund zum Feiern und sich als besonders gewappnet gegen die Neonazis zu präsentieren, die nicht durch die „Gute Stube“, wie es die Thüringer Allgemeine schrieb, marschieren konnte. Für das lokale Schmierblatt war es auch besonders wichtig einen „Vorzeige-Ausländer“ zu finden und diesen zu interviewen. Der junge Mann, welcher in Deutschland studiert und somit eine Fachkraft und als besonders nützlich in der Verwertungslogik betrachtet werden kann, konnte der Zeitung bisher nur positives über seine Erfahrungen mit Deutschland berichten. Schließlich werden in Erfurt auch die gut behandelt, die einen ordentlichen Mehrwert für Deutschland produzieren. Für diese Leute gibt es dann auch einen eigenes 'Welcome-Center' direkt am Bahnhofsvorplatz in Erfurt. Die weniger nützlichen, oder sollte man sagen unproduktiven Nicht-Deutschen, ist das einzige 'Welcome-Center' die Ausländerbehörde. Dort werden sie nicht mit offenen Armen und Hilfe empfangen sondern in Heime gesteckt, für dumm verkauft und letztlich bis zur Abschiebung drangsaliert.

Eine wirkliche inhaltliche Intervention in den Gegenprotest blieb aus oder, wenn vorhanden, ungehört. Ein Großteil der Aktionen gegen den Aufmarsch dienten aktuell dafür der Stadt Erfurt ihr Image einer 'bunten und weltoffenen' Stadt zu verfestigen. Ein wirklicher Protest oder eine nach Außen getragene Kritik konnte und, wie man an einigen Stellen vermuten muss, wollte nicht artikuliert werden. Das der Gegenprotest und die Aktionen von Teilen der linken Szene, wie es die TA betitelte, im Nachhinein für eine Stadtimage instrumentalisiert werden verwundert an dieser Stelle nicht.

 

Ausblick

 

Vorerst war es der letzte Aufmarsch der Nazis von THÜGIDA in Erfurt. Für den kommenden Montag kündigten die Organisatoren um Köckert an in Eisenberg zu demonstrieren. Dort befindet sich eine der Erstaufnahmestellen für Flüchtlinge in Thüringen. Das die Nazis an diesem Tag versuchen werden vor das Heim zu ziehen und verpasstes Erlebnis von Erfurt nachzuholen ist nicht unwahrscheinlich. Ebenfalls ist noch unklar inwiefern sich die Teilnehmerzahlen im abgelegen Eisenberg in Ostthüringen entwickelt werden.

Mittlerweile haben die Nazis ihren Treffpunkt in der Lessingstraße (Verkehrsgarten) gegenüber der Aral-Tankstelle an der B7 in Eisenberg bekannt gegeben. Als Redner werden die selben Akteure wie bisher angekündigt. Kurth, Patrik Weber und David Köckert.

Die Antifa Task Force hat bereits Widerstand gegen den Naziaufmarsch angekündigt. Ebenfalls mobilisiert die JG-Stadtmitte aus Jena nach Eisenberg. Bleibt zu hoffen, dass es geschafft werden kann den Nazis nächste Woche in Eisenberg wieder den Weg zu versperren und gleichzeitig mehr Inhalte zu vermitteln als für ein 'buntes und tolerantes' Städtchen einzustehen.

 

Um 18 Uhr wird es in Eisenberg am kommenden Montag eine antirassistische Kundgebung geben! Es werden mehrere Busse aus Jena fahren!

Treffpunkt ist ab 17:00 in der JG-Stadtmitte, bzw. 17:15 am Busbahnhof! 

Heute Abend ab 19 Uhr gibt es in der JG eine Mobi-Veranstaltung zu den geplanten Gegenprotesten.