Wilders beschert Pegida nicht den erhofften Zulauf – auch Gegendemos hinter den Erwartungen

Erstveröffentlicht: 
13.04.2015

Dresden. Ein Auftritt des niederländischen Rechtspopulisten Geert Wilders hat der islamkritischen Pegida-Bewegung in Dresden nicht den erhofften Zulauf beschert. Mit geschätzt etwa 10.000 Teilnehmern blieb die Kundgebung am Montagabend weit hinter den Erwartungen der Veranstalter zurück. Pegida hatte bis zu 30.000 Demonstranten angemeldet. Die Polizei wollte sich zunächst nicht auf eine eigene Zahl bei Pegida festlegen.

 

Zuvor hatten nachmittags rund 2500 Menschen in einem Sternlauf unter dem Motto „Vielfalt statt Einfalt“ gegen Fremdenfeindlichkeit und für eine weltoffene Stadt demonstriert. Laut Polizei, die in Dresden mit mehr als 1500 Beamten im Einsatz war, verliefen sämtliche Kundgebungen friedlich.

 

Nach einer 25-minütigen, wenig mitreißenden Rede, in der er den Islam einmal mehr undifferenziert angriff und auch die Wiedereinführung von Grenzkontrollen in Europa forderte, verließ Wilders die Bühne in der Flutrinne der Elbestadt und wurde in einer Wagenkolonne zurück zum Flughafen gebracht. Wilders sagte weiter mit Bezug auf die entgegengesetzte Position der Bundeskanzlerin: „Frau Merkel, die Mehrheit ihres Volkes ist der Meinung, dass der Islam nicht zu Deutschland gehört.“ Der 51-jährige Holländer hatte mit seiner Partei für die Freiheit bei den letzten Wahlen in den Niederlanden jeweils Schlappen erlitten. Auch die Zahl der Pegida-Demonstranten war in den vergangenen Monaten teils rückläufig. Auch die Zahl der Pegida-Demonstranten war in den vergangenen Monaten rückläufig. Am Montag vergangener Woche waren gut 7000 Menschen gekommen nach nicht einmal 3000 in der Woche zuvor. Am kommenden Montag wollen die Islamkritiker ihren sogenannten „Abendspaziergang“ aussetzen - aus organisatorischen Gründen, wie es hieß.

Wilders‘ Auftritt stieß auf breiten Protest, der aber zahlenmäßig hinter den Erwartungen zurück blieb. Neben den rund 2500 Teilnehmern am Sternlauf folgten rund 500 Menschen einem Aufruf von Dresden Nazifrei in die Friedrichstadt. Eine Demoroute, die das Bündnis an der Kundgebung vorbei geführt hätte war von Ordnungsamt und Verwaltungsgericht nicht genehmigt worden, so dass es am Ende keinen erlaubten Protest in Sicht- und Hörweite gegen Pegida gab. So präsentierte sich die Flutrinne außerhalb der Pegida-Reden gespenstisch still.

Lesen Sie das ganze Geschehen vom Tage in unserem Liveticker nach!

Während rund 300 Gegendemonstranten von der Polizei in Höhe der Yenidze festgehalten wurden, besetzten etwa 200 weitere Menschen die Kreuzung Friedrichstraße/Waltherstraße. Die anreisenden Pegida-Teilnehmer wurden von den Beamten vor Ort aber teils mit rabiaten Mitteln durch die friedliche Blockierer-Menge geleitet. Da die Kreuzung auch Zufahrtsweg für den Wilders-Konvoi war, wurde die Straße letztlich komplett geräumt. Die Gegendemonstranten zogen sich daraufhin in Richtung Vorwerkstraße zurück.

Kritisch wurde es noch einmal am Abend, als die Polizei abreisende Pegida-Teilnehmer an der Yenidze an wartenden Gegendemonstranten vorbei führte. Neben verbalen und gestikulierten Provokationen flogen dabei auch einige Böller. Unter den Pegida-Teilnehmern wurde mindestens ein Hitlergruß dokumentiert, von den Beamten jedoch nicht geahndet.Zudem musste die Polizei in der Seminarstraße aktiv werden, als eine Gruppe rechtsgerichteter Pegida-Sympathisanten aus ungeklärter Ursache randalierte, so Zeugen, die Beamten nahmen die Personalien der Beteiligten auf.Nach ersten Angaben der Polizei wurden über den Tag verteilt zwölf Ermittlungsverfahren, unter anderem wegen Landfriedensbruch, Beleidigung und Widerstand gegen Vollstreckungsbeamte eingeleitet.

SPD-Generalsekretärin Yasmin Fahimi sagte, damit offenbarten die Pegida-Organisatoren ihre rechtspopulistische Gesinnung. Der Vizepräsident des EU-Parlaments, Alexander Graf Lambsdorff (FDP), sagte: „Die Bewegung zeigt damit ihr wahres Gesicht: intolerant, ausländerfeindlich, islamophob.“ Der Grünen-Bundesvorsitzende Cem Özdemir rief die demokratischen Parteien auf, gegen Pegida zusammenzustehen. Die Einladung Wilders‘ mache deutlich, dass diese versuchten, sich in Europa zu vernetzten, sagte er bei einer der Gegenkundgebung in Dresden der Deutschen Presse-Agentur.

Auch die drei aussichtsreichsten Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Dresden im Juni verurteilten den Auftritt von Wilders . Mit der Einladung hätten die Organisatoren eine Grenze überschritten, sagten Sachsens Innenminister Markus Ulbig (CDU), Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD) und der amtierende Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) am Mittag. „Ausländerfeinde haben in unserer Stadt keinen Platz“, sagte Hilbert. Er wolle alles tun, damit Dresden nicht zu einem Wallfahrtsort für Rechte werde.