Berlin steht in gut drei Wochen wieder einmal der "Tag der Arbeit" bevor. Während die meisten sich auf ein verlängertes Wochenende freuen, plant Berlins linksradikale Szene ihren wohl wichtigsten "Auftritt" im Jahr. Zur "Revolutionären 1. Mai-Demo" werden wieder tausende Menschen erwartet. Offenbar will es die Szene in diesem Jahr nicht nur beim Demonstrieren belassen.
Berlins linke Szene bereitet sich auf den 1. Mai vor. Derzeit versucht sie ihre Anhänger unter dem Motto "Wir sind Überall - selbstorganisert. solidarisch. antikapitalistisch" zu mobilisieren. Im Mittelpunkt steht dabei wieder die "Revolutionäre 1. Mai-Demonstration", die in der Vergangenheit oft Auftakt zu Gewaltausbrüchen war, in den letzten Jahren aber mit weit weniger gewaltsamen Zwischenfällen.
Wie schon 2014 soll der Demozug in Kreuzberg starten: In diesem Jahr nicht am Lausitzer, sondern am Spreewaldplatz. Von dort solle es auch erneut durch Nord-Neukölln Richtung Hermannplatz gehen, sagte Michael Prütz vom Veranstalter-Bündnis. Derzeit stimmen die Anmelder die genaue Route noch mit der Berliner Polizei ab. Am Mittwochabend sollte es dazu ein Treffen der Anmelder mit Vertretern der Polizei geben. Auch die Polizei wollte sich bislang noch nicht konkret zu den geplanten Demonstrationen oder Streckenverläufen äußern.
Wenig Randale am 1. Mai 2014
Bei der Route ist vor allem der Endpunkt wichtig für die Frage, ob es anschließend zu größeren Krawallen kommt oder weitgehend friedlich bleibt. Dabei scheint die Faustregel zu gelten, je weiter weg von für die Szene neuralgischen Kreuzberger Plätzen wie Mariannen-, Oranien- oder Spreewaldplatz, desto weniger Randale.
So endete die Demo 2014 am Willy-Brandt-Haus am Halleschen Tor. Obwohl mit 20.000 Menschen weit mehr Teilnehmer als erwartet durch Kreuzberg zogen, blieb es abgesehen von ein paar Flaschen- und Steinwürfen und vereinzelten Tumulten in der U-Bahn-Station
Hallesches Tor ruhig. Stundenlange Krawalle blieben aus.
Linke Gruppe kündigt Hausbesetzung an
Politisch treibt auch die linke Szene derzeit die Themen Gentrifizierung und Wohnknappheit in Berlin um. "Viele Orte des gemeinsamen Lebens, Schaffens, Träumens sind uns über die Jahre genommen worden", heißt es in einem Aufruf der "Radikalen Linken", einer noch recht jungen Gruppierung der autonomen Szene in Berlin.
Die Gruppe hat im Internet angekündigt, zum diesjährigen 1. Mai nicht nur demonstrieren zu wollen: "Wir wollen uns ein soziales Zentrum aneignen und gemeinsam aufbauen", heißt es in einem Eintrag auf der Website der "Radikalen Linken". Und weiter: "Dieser Ort soll nicht erbettelt, sondern genommen werden." Man wolle für diesen Ort weder Miete zahlen, noch mit "Immobilienhaien" verhandeln. Die Gruppe will die "Revolutionäre 1.Mai-Demo" als Anlass nutzen, diese Form der Hausbesetzung umzusetzen.
Walpurgisnacht-Demo in Wedding
Bereits am Vorabend zum 1. Mai soll die "Antikapitalistische Walpurgisnacht"-Demo durch Berlin-Wedding ziehen, zu der unter anderem die Gruppierung "Hände weg vom Wedding" aufgerufen hat. Damit wollen die Veranstalter offiziell gegen Rassismus und soziale Ausgrenzung in der Stadt protestieren - wie schon 2014. Los gehen soll es am 30. April um 18:30 Uhr am Leopoldplatz.
Im vergangenen Jahr verlief die Walpurgisnacht überaus friedlich. Knapp 3.000 Teilnehmer verzeichnete die Demo, außer aggressiven Sprechchören und wenigen Anzeigen aufgrund von Verstößen gegen das Vermummungsverbot gab es keine nennenswerten Zwischenfälle. Im Mauerpark soll wieder eine "Friedvolle Walpurgisnacht" mit Musik und Feuer-Artistik stattfinden.