Legida-Chef bezweifelt Morddrohungen

Erstveröffentlicht: 
31.03.2015

Oberbürgermeister Jung zum Rücktritt aufgefordert

 

Von Jens Rometsch und Matthias Roth


Zum neunten "Abendspaziergang" von Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes (Legida) schien es gestern zunächst nichts Neues zu geben. 500 bis 600 Anhänger hatten sich vor der Oper versammelt. An der Tribüne erscholl vom Band ein Schlager mit dem Refrain "Wir sind das Volk". Oben drüber kreiste ein Polizeihubschrauber. 800 Beamte waren im Einsatz, um den friedlichen Verlauf der Veranstaltung sicherzustellen, sagte Polizeisprecher Uwe Voigt. Hinter dem Kordon aus Einsatzwagen pfiffen und trommelten Hunderte Gegendemonstranten.


In seiner Rede distanzierte sich Legida-Chef Silvio Rösler von Morddrohungen gegenüber Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD). Zugleich zog er in Zweifel, ob es diese wirklich gegeben habe. "Wer es jemals geschafft hat, Oberbürgermeister Jung anzurufen, möge sich melden", sprach er in die Runde. Niemand meldete sich. Legida habe mit Gewalt nichts am Hut, fordere aber weiterhin Jungs Rücktritt. Rösler: "Entlasten Sie das Amt des OBM und nehmen Sie Ihre zugereisten Hofschranzen gleich mit!" Was Legida außerdem erreichen will, dazu sollen in nächster Zeit konkretere Informationen folgen, kündigte er an.
Jung hatte vergangene Woche öffentlich gemacht, dass er seit Beginn der Legida-Aktionen etwa 30 Gewaltdrohungen per Facebook, Mail oder Briefpost erhalten habe, darunter auch Morddrohungen.


Nach Rösler sprach ein Syrer, der seit fünf Monaten in Leipzig lebt, hier Deutsch gelernt hat: "Ich glaube nicht an Religionen, ich glaube an das Grundgesetz."
Auch Michael Mannheimer trat ans Mikro: Er fürchte, die "Invasion der Integration" nicht zu überleben. Der rechte Blogger verstieg sich zu Formulierungen wie "Genozid an den Deutschen" und "Widerstand bis zum Tod". Die Demo über Georgiring, Wintergarten- und Querstraße verlief ohne größere Zwischenfälle. Allerdings prügelten später in der Nürnberger Straße nach Polizeiangaben unbekannte Täter auf vier Legida-Gegner ein.