Karfreitagsputsch Gedenkdemo 18.04.2015

95 Jahre Karfreitagsputsch

Wir haben was gelesen und was gemerkt…

Unser Anspruch an die erste Karfreitagsputsch-Demo am 18.04.2014 stand vor allem im Rahmen, „das historische Ereignis des Karfreitagsputsches in Offenbach auch dazu (zu) nutzen, um zu zeigen, dass es in Offenbach Möglichkeiten gibt in eigener Form und aus eigenem Kontext heraus revolutionäre linke Politik zu machen und zu organisieren.“ (Aufruf 2014)

 

Vor allem ging es uns darum eine Aktionseinheit darzustellen, die wir uns, aus dem heutigen Kontext, wohl eher wünschen, als es diese historisch nachweislich gegeben hat. Wir gehen damit konkret auf eine solidarische Website ein.

 

Tatsächlich ist es so, dass wir, trotz vieler Tage Recherchearbeit im Stadtarchiv, keine historisch, nachweisliche Zusammenarbeit von organisierten Anarchist*innen und Kommunist*innen beim Karfreitagsputsch im Jahr 1919 finden können.

 

Trotzdem gilt es nicht zu vergessen, dass die KPD nach ihrer Parteigründung in Offenbach am 31.12.1918 aus wenigen Spartakus-Mitgliedern bestand und danach vor allem Zulauf durch die USPD bekam. Insofern ist zumindest von einer heterogenen Organisation und Anhänger*innen zu sprechen, die dann am Karfreitagsputsch teilnahmen und diesen auch geplant haben. In Anbetracht der Zugehörigkeit von Willy Eisenreich, zur “Anarchistische Vereinigung Offenbach a.M. und Umgebung“(Gründung bereits 1910), gehen wir von personellen und inhaltlichen Verknüpfungen aus. (Koller 1997, „Der blutige Karfreitag von Offenbach“)

 

Wir danken für die Solidarität der Unterstützer*innen und rufen dieses Jahr zu folgendem auf:

 

Gedenken an den Karfreitagsputsch 1919


Vor 96 Jahren am 18.04.1919 haben Tausende in Offenbach an militanten Aktionen gegen unterdrückende Verhältnisse teilgenommen. Einer herrschenden Politik und Polizei, ihr kommunistisches Verständnis einer anderen Gesellschaft in Offenbach entgegen zu setzen, führte zu einer militärischen Niederschlagung der Proteste und einer tagelangen Ausgangssperre. Im Verlauf des Versuchs der Erstürmung der Kaserne in Offenbach wurden 17 Menschen getötet und mindestens 26 weitere schwer verletzt (Eine weitere Person starb in den folgenden Tagen im Krankenhaus).

 

Wir sehen einige der damals geforderten kommunistischen Veränderungen der Verhältnisse nach wie vor als Notwendigkeit an, um eine emanzipatorische Gesellschaft zu schaffen. Weiterhin verstehen wir die Aufbegehrenden dieser Zeit und ihre Sympathisant*innen in Offenbach als Vorkämpfer*innen gegen den deutschen Militarismus des 1. Weltkrieges und seinen dann in den 20er Jahren erstarkenden faschistischen Ausprägungen.


Wir nehmen den Karfreitagsputsch, als historische Gegebenheit wahr, die uns daran erinnert, eine Solidarisierung derjenigen, die eine emanzipatorische Gesellschaft erkämpfen, als Bewegung wahrzunehmen und vor Ort gemeinsam sichtbar zu machen.

 

Wir sehen den aktuellen Bezug


Vor allem der neoliberalen Umstrukturierung des städtischen Lebens in Offenbach sind Werktätige, Arbeitslose oder Menschen, die so oder anderweitig ihr Dasein zu fristen haben, schutzlos ausgeliefert. Auch hier wollen wir solidarisch zusammenkommen und aktiv werden.

 

Das Erstarken rechtsradikaler und anderer reaktionärer Bewegungen, muss man auch als Offenbacher radikale Linke vor Ort ernst nehmen. Pegida, als eine ihrer Ausprägungen, blieb Offenbach zwar bisher erspart, offenkundig ist aber, dass auch Offenbacher Rechte an Pegida-Kundgebungen in Frankfurt teilnehmen. Ebenso gilt es den seit Jahren stattfindenden Veranstaltungen von Pierre Vogel und der jüngsten Intensivierung salafistischer Arbeit in Offenbach eine handlungsfähige radikale Linke entgegen zu setzen.

 

Die Bedrohungen und Umstände unter denen viele Menschen in Offenbach heute ihr Leben führen müssen, macht den Aufruf zum Gedenken an den Karfreitagsputsch auch weiterhin als revolutionären historischen Bezugspunkt notwendig.


Wir sehen uns auf der Straße!


Dem Gedenken an den Karfreitagsputsch als Anlass, soll mit Entschlossenheit und Solidarität einer autoritären, polizeistaatlichen Politik entgegen getreten werden, um eine Perspektive für eine bessere Welt zu schaffen. Und zwar nicht irgendwo, sondern vor allem vor Ort in den Lebensalltag hinein kämpfend. Hier und jetzt.

 

Offenbach braucht eine handlungsfähige, widerständige radikale Linke, die auch öffentlich in Erscheinung tritt. Nehmt daran teil diese zu organisieren und sichtbar zu machen. Dieses Mal keine halben Sachen machen: Solidarität muss praktisch werden.

 

Erinnern an den Karfreitagsputsch heißt: Heute eine befreite Gesellschaft erkämpfen!
Remembering means fighting! Solidarität wie 1919!

18.04.2015, 18.00 Uhr, Offenbach Marktplatz