Plätze in Berlins Flüchtlingsheimen sind knapp - und daran wird sich so schnell nichts ändern. Ein Ausweg ist die Unterbringung der Menschen in Hostels oder Wohnungen. Und dabei kassieren die Vermieter beim Land Berlin zum Teil ordentlich ab - für Unterkünfte, die alles andere als gut und sauber sind. Von Oliver Soos
Er verdient viel Geld mit Flüchtlingen, doch darüber sprechen möchte er offenbar nicht. Nicolai Robak sei länger im Ausland, heißt es. Laut einer Belegungsliste des Landesamts für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) hat er in zwei Hostels in Berlin-Friedrichshain knapp 180 Flüchtlinge untergebracht. Dafür bekommt er Geld aus dem Steuersäckel.
Eine der beiden Unterkünfte ist das "Evo Hostel" auf der Halbinsel Stralau. Ein grauer fünfstöckiger Plattenbauklotz, der gerade saniert wird. Im Garten liegen stapelweise Matratzen und Dichtungsplatten aus Schaumstoff. Ein Flüchtling aus Somalia kommt heraus und ist bereit, über seine Unterkunft zu erzählen: "Mein Zimmer ist gut. Wir sind nur zu zweit, der andere kommt auch aus Somalia. Ich kann hier gut schlafen. Aber es gibt nur eine Küche und eine Toilette für 15 Leute, das ist ein Problem."
"Extrem vermüllt und verunreinigt"
Nicht mit uns sprechen will hingegen Stefan Richter, ebenfalls Hostel-Besitzer. Ihm gehört das "Rixpack" Hostel in einem Hinterhof in der Karl-Marx-Straße in Neukölln. Im vorderen Teil des Hofs führt ein düsteres Treppenhaus zu einem kleinen Bordell und mehreren Wohnungen. Hier hatte der Hostel-Besitzer in drei Vier-Zimmer-Wohnungen zwischen 20 und 50 Flüchtlinge untergebracht.
Durch einen Hinweis des Jugendamts ist der Neuköllner Sozialstadtrat Bernd Szczepanski auf eine der Flüchtlingswohnungen aufmerksam geworden. Es hieß, Kinder lebten hier unter unzumutbaren Bedingungen. Der Grünen-Politiker machte im Januar einen Kontrollbesuch: "Das Haus war extrem vermüllt und verunreinigt. In der Küche merkte ich eine unangenehme Hitze. Da stellte sich dann heraus, dass die Herdplatte an war und ich konnte sie gar nicht ausschalten, weil es gar keine Schalter gab. Die Wohnung insgesamt war sehr schmutzig, sehr verdreckt und unhygienisch."
Und dennoch: Das Land Berlin soll hier 25 Euro pro Flüchtling bezahlt haben, das gab der Hostel-Besitzer gegenüber Welt Online zu. Rechnet man das hoch, dann ergibt sich eine Monatsmiete von bis zu 12.000 Euro pro Wohnung - bezahlt durch Steuergelder. Franz Allert sagt, im Gegensatz zum "EVO"-Hostel gab es mit dem "Rixpack" Hostel keine vertragliche Vereinbarung, hier seien Flüchtlinge nur zum Übernachten hingeschickt worden: "Wenn Sie in ein Hostel gehen oder in ein Hotel gehen, dann können Sie mit dem Hotelbetreiber auch nicht verhandeln. Wir sind eben in der Situation, genau diesen Preis zahlen zu müssen, der in dem Moment dann auch von einem Hostel aufgerufen wird."
Erst als die Beschwerden über das "Rixpack" Hostel öffentlich wurden, hat das LaGaSo reagiert. Mittlerweile wurden die Flüchtlinge umquartiert.