Neonazi nach Legida-Demo überfallen

Alexander Kurth zeigt sich auf seiner Facebook-Seite mit Kopfverletzung. Scannen Sie dieses Foto und sehen Sie ein Video vom Demo-Geschehen am Montag. Screenshot: Facebook
Erstveröffentlicht: 
04.03.2015

Staatsschutz ermittelt gegen vermummte Schläger

 

Von frank döring


Nach zwei gezielten Angriffen auf Legida-Anhänger am Montagabend ermittelt das Staatsschutz-Dezernat der Polizei. Maskierte Schläger hatten innerhalb von gut vier Stunden mehrere Sympathisanten der islamkritischen Bewegung überfallen und verletzt. Unter den Opfern war in beiden Fällen der bekennende Neonazi Alexander Kurth (35). Dieser war voriges Jahr trotz einer Vorstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung als Stadtratskandidat der NPD angetreten und später aus der Partei ausgetreten.


Das erste Mal schlugen die Legida-Gegner gegen 18.10 Uhr an der Straßenbahnhaltestelle in Möckern zu. Kurth wartete dort mit neun Begleitern, um zur Legida-Demonstration in die Innenstadt zu fahren. Wie aus dem Nichts tauchten 15 Vermummte auf, brüllten "Faschistenschweine!" und fielen über die Wartenden her. Sie sprühten mit Pfefferspray, traten und schlugen auf am Boden liegende Legida-Anhänger ein. Kurth erlitt eine Kopfwunde, zeigte sich auf seiner Facebook-Seite mit blutverschmiertem Gesicht und Kopfverband. Zwei Männer (32, 36) hatten Augenverletzungen durch das Pfefferspray zu beklagen, ein 22-Jähriger erlitt eine Blessur am Knie. Zudem verpassten die mit Ski-Masken ausgestatteten Angreifer einem 26-Jährigen einen Schlag auf den Kopf und raubten ihm aus der Jackentasche ein 800 Euro teures Smartphone sowie zwei EC-Karten.


Gegen 22.30 Uhr erwischte es Kurth erneut. Nach der Rückkehr von der Legida-Demo saß er mit seiner Ehefrau (27) in einem Lokal in der Georg-Schumann-Straße in Wahren. Plötzlich stürmten acht Vermummte in die Gaststätte. Alle trugen Sturmhauben und Handschuhe. Einer blieb an der Tür und hielt Wache, zwei Komplizen hielten die sieben anderen Gäste am Tresen in Schach. Der Rest des Rollkommandos ging auf Kurth zu, beschimpfte ihn als "Nazischwein". Als Kurths Frau sich schützend vor ihn stellte, stießen die Schläger sie zu Boden, traten auf sie ein und schlugen ihr auf den Kopf. Auch Kurth wurde erneut verprügelt. Er erlitt eine weitere Kopfverletzung, seine Ehefrau eine Wunde am Bein. Die Angreifer raubten noch die Handtasche der Frau mit Geld und Handy. Bevor sie flüchteten, warfen sie einen Pflasterstein gegen die Scheibe des Lokals, die dadurch zerstört wurde.


"Die Kriminalpolizei sieht einen Zusammenhang zwischen beiden Überfällen und geht von einem politisch motivierten Hintergrund aus", sagte Behördensprecher Uwe Voigt.