Staatsschutz ermittelt gegen vermummte Schläger
Von frank döring
Nach zwei gezielten Angriffen auf Legida-Anhänger am Montagabend
ermittelt das Staatsschutz-Dezernat der Polizei. Maskierte Schläger
hatten innerhalb von gut vier Stunden mehrere Sympathisanten der
islamkritischen Bewegung überfallen und verletzt. Unter den Opfern war
in beiden Fällen der bekennende Neonazi Alexander Kurth (35). Dieser war
voriges Jahr trotz einer Vorstrafe wegen gefährlicher Körperverletzung
als Stadtratskandidat der NPD angetreten und später aus der Partei
ausgetreten.
Das erste Mal schlugen die Legida-Gegner gegen 18.10 Uhr an der
Straßenbahnhaltestelle in Möckern zu. Kurth wartete dort mit neun
Begleitern, um zur Legida-Demonstration in die Innenstadt zu fahren. Wie
aus dem Nichts tauchten 15 Vermummte auf, brüllten
"Faschistenschweine!" und fielen über die Wartenden her. Sie sprühten
mit Pfefferspray, traten und schlugen auf am Boden liegende
Legida-Anhänger ein. Kurth erlitt eine Kopfwunde, zeigte sich auf seiner
Facebook-Seite mit blutverschmiertem Gesicht und Kopfverband. Zwei
Männer (32, 36) hatten Augenverletzungen durch das Pfefferspray zu
beklagen, ein 22-Jähriger erlitt eine Blessur am Knie. Zudem verpassten
die mit Ski-Masken ausgestatteten Angreifer einem 26-Jährigen einen
Schlag auf den Kopf und raubten ihm aus der Jackentasche ein 800 Euro
teures Smartphone sowie zwei EC-Karten.
Gegen 22.30 Uhr erwischte es Kurth erneut. Nach der Rückkehr von der
Legida-Demo saß er mit seiner Ehefrau (27) in einem Lokal in der
Georg-Schumann-Straße in Wahren. Plötzlich stürmten acht Vermummte in
die Gaststätte. Alle trugen Sturmhauben und Handschuhe. Einer blieb an
der Tür und hielt Wache, zwei Komplizen hielten die sieben anderen Gäste
am Tresen in Schach. Der Rest des Rollkommandos ging auf Kurth zu,
beschimpfte ihn als "Nazischwein". Als Kurths Frau sich schützend vor
ihn stellte, stießen die Schläger sie zu Boden, traten auf sie ein und
schlugen ihr auf den Kopf. Auch Kurth wurde erneut verprügelt. Er erlitt
eine weitere Kopfverletzung, seine Ehefrau eine Wunde am Bein. Die
Angreifer raubten noch die Handtasche der Frau mit Geld und Handy. Bevor
sie flüchteten, warfen sie einen Pflasterstein gegen die Scheibe des
Lokals, die dadurch zerstört wurde.
"Die Kriminalpolizei sieht einen Zusammenhang zwischen beiden Überfällen
und geht von einem politisch motivierten Hintergrund aus", sagte
Behördensprecher Uwe Voigt.