Protest gegen Wohncontainer in Friederikenstraße Von Jens Rometsch Das künftige Erstaufnahmeheim für Asylbewerber in der Friederikenstraße soll nicht nur 350 Menschen beherbergen. "500 plus 1 Platz" sehe die neueste Planung des Freistaates Sachsen vor, sagte Dietrich Gökelmann, Präsident der Landesdirektion Sachsen, bei einer Bürgerinformationsveranstaltung am Montagabend im Connewitzer Werk II.
"Wir starten mit 350 Plätzen am 1. Juli", erläuterte er. Der Umbau der
früheren Ingenieurschule samt Wohnheim habe schon begonnen. Außerdem
hänge es von der Genehmigung durch die Bauverwaltung der Stadt Leipzig
ab, ob auf demselben Grundstück noch weitere 151 Plätze "in Containern,
die extra für Wohnzwecke konstruiert wurden" entstehen. Falls ja, hätte
dies zwei Vorteile. Erstens könne der Freistaat seine akuten Probleme
bei der Flüchtlingsunterbringung lindern. Zweitens gebe es eine Zusage
vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BaMF), bei mehr als 500
Plätzen sofort eine Außenstelle in Leipzig einzurichten. Die Bewohner
wären dann nicht mehr gezwungen, für Formalitäten und Befragungen mit
Bussen nach Chemnitz zu reisen. Dies würde auch die Asylverfahren
beschleunigen.
Laut Gökelmann wird das Heim in Dölitz durch die Malteser Werke gGmbH
betreut - in einem Personalschlüssel von 24 zu 1. Um das Grundstück
entstehe ein Zaun "mit Wärmebild-Kameras und Übersteigungsschutz". Das
Sicherheitskonzept folge den Empfehlungen des Landeskriminalamtes (LKA),
wende sich aber nicht gegen die Bewohner, die zwischen 1,5 und 3
Monaten in den Erstaufnahmeeinrichtungen verbleiben. "Der Zaun dient
ihrem Schutz. Sie können jederzeit rein und raus", sagte er. Vor der
Eröffnung im Juli gebe es für alle Interessierten einen Tag der offenen
Tür.
Die von über 500 Zuhörern besuchte Veranstaltung war die erste seit
Monaten in Leipzig, bei der es so gut wie keine Proteste gegen eine neue
Flüchtlingsunterkunft gab. Gerlind Berndt vom Staatsbetrieb Sächsisches
Immobilien- und Baumanagement (SIB) lobte die Friederikenstraße 37 als
"von der Bausubstanz sehr gut erhalten". Die Größe des Grundstücks, Nähe
zur Straßenbahn und einem Aldi seien hervorragend geeignet. Dennoch
bleibe es nur eine Übergangslösung - bis im Herbst 2017 eine dauerhafte
Erstaufnahmeeinrichtung mit 700 Plätzen in Gohlis fertig wird.
Kritik aus dem Publikum gab es vor allem an drei Punkten. "Wir haben
seit fünf Jahren in Leipzig erfolgreich dafür gekämpft, dass hier keine
Menschen in Containern leben müssen", sagte Stadtrat Siegfried Schlegel
(Linke). Der Freistaat solle lieber noch ein zweites Objekt für die 151
Plätze suchen. Sabine Winkelmann, Chefin im Bürgerverein Dölitz,
protestierte scharf, weil das Land komplett über die Köpfe der Einwohner
hinweg entschieden habe. Ihr Mitstreiter Wolfgang Weber: "Ich will
keinen Stacheldraht in meinem Stadtteil sehen."