Chemnitz - Der gewaltsame Übergriff eines Polizisten auf einen CEGIDA-Gegendemonstranten schockt Sachsen. Ein noch unbekannter Bereitschaftspolizist schlug dem Schüler Jonathan T. (16) am Abend mit der Faust in den Magen.
Ein Fotograf filmte die Gewalttat für mopo24.de.
Der Chemnitzer Polizeipräsident Uwe Reißmann (57) ermittelt nun von Amts wegen. Und Politiker Valentin Lippmann (24, Grüne) erstatteten Anzeige.
Die CEGIDA-Demo (400 Teilnehmer) sowie die Gegenkundgebung von Chemnitz nazifrei und Jusos (250) waren beendet. Die letzten Linken sammelten sich an der Brückenstraße, als Jonathan T. sich einen Schal vors Gesicht zog. Ob er fror oder sich vermummen wollte, ist unbekannt.
Zwei Bereitschaftspolizisten rissen den Schüler aus der Menge, drückten ihn zu Boden und schleppten ihn - untergehakt von beiden Seiten - zu einem Polizeifahrzeug am Karl-Marx-Kopf, um seine Personalien aufzunehmen.
Da passierte das Unfassbare: Ohne erkennbaren Grund holte ein Polizist aus, schlug dem Jungen in den Magen. Der ging zu Boden, wurde weitergeschleift.
Die MOPO machte Jonathan T. ausfindig. Er will seinen vollen Namen nicht nennen und sein Gesicht nicht zeigen, sagt der 16-Jährige nur: „Das war ein heftiger Schlag, der Polizist wollte mir weh tun. Ich werde ebenfalls Anzeige erstatten!“
Der Übergriff sorgte für heftige Reaktionen. Am Vormittag erstattete Polizeipräsident Reißmann Anzeige gegen den Beamten „wegen Körperverletzung im Amt“ - dafür droht eine Haftstrafe bis fünf Jahre. Entscheidet ein Richter auf „gefährliche Körperverletzung“, verdoppelt sich das Strafmaß. Die Ermittlungen laufen.
Uwe Reißmann zur MOPO: „Sollte sich der Verdacht bestätigen, so ist das nicht hinnehmbar. Wir werden dem mit aller Konsequenz nachgehen.“ Auch der innenpolitische Sprecher der Grünen im Landtag, Valentin Lippmann, zeigte den Polizisten an.
Sogar Kraftklub-Bassist Till Brummer (24) protestierte bei Facebook gegen den Fausthieb in Uniform: „Unglaublich, was die Polizei sich erlaubt.“