Dresden. Mehrere Tausend Dresdner haben sich am Sonntagnachmittag einem Neonazi-Aufzug durch die Stadt entgegengestellt. Wegen des Protests mussten die Rechtsextremen ihren Zug mehrfach unterbrechen, umleiten und auf eine geplante Zwischenkundgebung an der Trümmerfrau verzichten. Laut Polizei verlief der Einsatz im Ganzen friedlich. Nachdem die Neonazis am 13. Februar selbst nahezu unsichtbar blieben, hatten sie in diesem Jahr kurzfristig für den Sonntag eine Demo angemeldet. DNN-Online hatte darüber am Samstag als erstes Dresdner Medium berichtet.
Am Postplatz, dem Startort der Demo, wurden die teils vermummten und
gewaltbereiten Neonazis bereits durch mehrere Hundert Gegendemonstranten
begrüßt. Diese hatten, aufgerufen unter anderem vom Bündnis Nazifrei,
den halben Theaterplatz und auch die Sophienstraße besetzt. Unter den
Gegendemonstranten dort waren auch mehrere Stadträte und Sachsens
Wissenschaftsministerin Eva-Maria Stange (SPD).
Nachdem die Neonazi-Demo im ersten Teil bis zum Pirnaischen Platz von lautem Protest begleitet laufen konnte, musste sie dort erstmals stoppen. Auf der St. Petersburger Straße hatte sich eine erste friedliche Sitzblockade formiert. Zudem besetzten rund 100 Dresdner das Trümmerfrau-Denkmal, um zu verhindern, dass die Neonazis dieses für ihre Propaganda vereinnahmen können. Unter den „Beschützern“ der Trümmerfrau waren auch Ministerin Stange und Victor Vincze, Vorsitzender des Ausländerbeirates.
Dort wurde es noch einmal unübersichtlich und hektisch. Die Polizei stürmte durch die inzwischen dunklen Seitenstraßen, um heraneilende Gegendemonstranten fernzuhalten, an einem Discounter an der Lindengasse griffen zudem Neonazis aus ihrem Demo-Zug heraus Umstehende an. Erst als die Polizei die Demo über die Wiener Straße und die Strehlener Straße in Richtung Hauptbahnhof geleitet hatte, entspannte sich die Situation. Am Ende protestierten noch einige Hundert Menschen am Hauptbahnhof gegen die Abschlusskundgebung der Rechtsextremen, rund 400 zogen am Ende mit Dresden Nazifrei auf einer Spontandemonstration in Richtung Neustadt.
Laut Polizei gab es keine Festnahmen, 1.373 Beamte waren im Einsatz, darunter Polizisten aus Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern und von der Bundespolizei.