Legida und Pegida rücken zusammen: "Dresdner Thesen" an Thomaskirche geheftet

Erstveröffentlicht: 
15.02.2014

Leipzig. Die islamfeindlichen Bündnisse Pegida (Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes) und ihr Leipziger Ableger Legida rücken inhaltlich zusammen. Über die Webseite von Legida und soziale Netzwerke wurden die zehn „Dresdner Thesen“ verbreitet. Außerdem hefteten der ehemalige Pegida-Chef Lutz Bachmann und andere das Papier an Kirchentüren in Sachsen.

 

Die 19 Thesen von Pegida seien bei einem Deutschland-Treffen aller -gidas in zehn Punkten aufgearbeitet worden. Bachmann, der im Pegida-Organisationsteam aktiv ist, lässt sich in einem Video dabei filmen, wie er ein Din-A4-Blatt in Klarsichtfolie an die Tür der Dresdner Kreuzkirche heftet. In Chemnitz wählten Sympathisanten das Rathaus für die Aushängung. Auch an die Türen der Leipziger Nikolaikirche, in der Montag wieder das Friedensgebet für ein weltoffenes Leipzig stattfindet, und an die Tür der Thomaskirche haben Anhänger ihre Thesen „anschlagen“ lassen.

„Das stimmt“, bestätigte Thomaskirchen-Pfarrer Martin Hundertmark am Sonntag gegenüber LVZ-Online. Er sieht den Vorfall gelassen. Der Küster habe das Papier wieder abgenommen, damit sei die Sache erledigt. „Das sind doch die letzten Möglichkeiten, um noch Aufsehen zu erregen“, kommentierte er.

Demos am Montag in Dresden und Leipzig

Mit den „Dresdner Thesen“ demonstriert die zerrissene Pegida-Bewegung jetzt Einigkeit: Der Schulterschluss finde auch auf organisatorischer Ebene statt, hieß es am Sonntag auf der Legida-Facebookseite. Damit schaffe man Kapazitäten für den deutschlandweiten Ausbau der Organisation.

 

Am Montag geht Pegida wieder auf die Straße, und auch Legida hat einen Aufzug angemeldet, der zum Teil um den Leipziger Innenstadt-Ring führen soll. Die Stadt hatte die Veranstaltung jedoch nur als stationäre Kundgebung auf dem Augustusplatz erlaubt, weil der Ring durch eine früher angemeldete Gegenveranstaltung belegt ist. Dagegen hat Legida am Verwaltungsgericht einen Eilantrag eingereicht . Leipzig sieht einem weiteren ungewissen Montag entgegen.

Sicher ist nur, dass Legida mit Gegenwind rechnen muss: Fünf Veranstaltungen für eine weltoffene und bunte Stadt sind bereits angemeldet. Das Netzwerk NoLegida kündigt an, dass Hallesche Bürger am Montag ebenfalls in Leipzig für menschenwürdiges Asyl und eine freie, weltoffene Gesellschaft eintreten wollen. NoLegida appelliert an alle Teilnehmer, friedlich zu protestieren. Obwohl es noch keine offiziellen Angaben zum Umfang des Polizeiaufgebots gibt, heißt es auf der NoLegida-Facebookseite, es könnten womöglich weniger Polizisten als bisher zur Verfügung stehen: "Das bedeutet, dass die Beamten unter Umständen unter größerem Stress stehen werden".

Differenzen und Abspaltungen

Legida galt bisher als deutlich radikalerer Ableger der Pegida-Bewegung, die seit Herbst 2014 in Dresden auf die Straße geht. In ihrem ursprünglichen 17-Punkte-Positionspapier bediente sich die fremdenfeindliche Initiative „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ einer Sprache, die an rechtsextreme Parteien erinnerte. Der Zulauf zu den Demonstrationen schrumpfte in Leipzig schnell.

In Dresden spaltete sich die Organisation „Direkte Demokratie für Europa“ um die Pegida-Mitbegründerin Kathrin Oertel ab, auch aus Uneinigkeit über das Verhältnis von Pe- und Legida. Ihr politischer Weggefährte Lutz Bachmann trat Ende Januar zunächst als Pegida-Chef zurück. Er war unter Druck geraten, nachdem er Asylbewerber als „Dreckspack“ und „Viehzeug“ bezeichnet, und auf Fotos mit Hitler-Bärtchen und Scheitel posiert hatte. Am 9. Februar rechtfertigte Bachmann aber in Dresden öffentlich seine ausländerfeindlichen Äußerungen. Er habe Worte gewählt, von denen er sicher sei, „dass jeder, wirklich jeder von uns sie schon einmal am Stammtisch benutzt hat“.