Leipzig. Die islamfeindlichen Bündnisse Pegida (Patrioten gegen die Islamisierung des Abendlandes) und ihr Leipziger Ableger Legida rücken inhaltlich zusammen. Über die Webseite von Legida und soziale Netzwerke wurden die zehn „Dresdner Thesen“ verbreitet. Außerdem hefteten der ehemalige Pegida-Chef Lutz Bachmann und andere das Papier an Kirchentüren in Sachsen.
Die 19 Thesen von Pegida seien bei einem Deutschland-Treffen aller
-gidas in zehn Punkten aufgearbeitet worden. Bachmann, der im
Pegida-Organisationsteam aktiv ist, lässt sich in einem Video dabei
filmen, wie er ein Din-A4-Blatt in Klarsichtfolie an die Tür der
Dresdner Kreuzkirche heftet. In Chemnitz wählten Sympathisanten das
Rathaus für die Aushängung. Auch an die Türen der Leipziger
Nikolaikirche, in der Montag wieder das Friedensgebet für ein
weltoffenes Leipzig stattfindet, und an die Tür der Thomaskirche haben
Anhänger ihre Thesen „anschlagen“ lassen.
„Das
stimmt“, bestätigte Thomaskirchen-Pfarrer Martin Hundertmark am Sonntag
gegenüber LVZ-Online. Er sieht den Vorfall gelassen. Der Küster habe
das Papier wieder abgenommen, damit sei die Sache erledigt. „Das sind
doch die letzten Möglichkeiten, um noch Aufsehen zu erregen“,
kommentierte er.
Demos am Montag in Dresden und Leipzig
Mit
den „Dresdner Thesen“ demonstriert die zerrissene Pegida-Bewegung jetzt
Einigkeit: Der Schulterschluss finde auch auf organisatorischer Ebene
statt, hieß es am Sonntag auf der Legida-Facebookseite. Damit schaffe
man Kapazitäten für den deutschlandweiten Ausbau der Organisation.
Am Montag geht Pegida wieder auf die Straße, und auch Legida hat einen
Aufzug angemeldet, der zum Teil um den Leipziger Innenstadt-Ring führen
soll. Die Stadt hatte die Veranstaltung jedoch nur als stationäre
Kundgebung auf dem Augustusplatz erlaubt, weil der Ring durch eine
früher angemeldete Gegenveranstaltung belegt ist. Dagegen hat Legida am
Verwaltungsgericht einen
Eilantrag eingereicht
. Leipzig sieht einem weiteren ungewissen Montag entgegen.
Sicher ist nur, dass Legida mit Gegenwind rechnen muss:
Fünf Veranstaltungen für eine weltoffene und bunte Stadt
sind bereits angemeldet. Das Netzwerk NoLegida kündigt an, dass
Hallesche Bürger am Montag ebenfalls in Leipzig für menschenwürdiges
Asyl und eine freie, weltoffene Gesellschaft eintreten wollen. NoLegida
appelliert an alle Teilnehmer, friedlich zu protestieren. Obwohl es noch
keine offiziellen Angaben zum Umfang des Polizeiaufgebots gibt, heißt
es auf der NoLegida-Facebookseite, es könnten womöglich weniger
Polizisten als bisher zur Verfügung stehen: "Das bedeutet, dass die
Beamten unter Umständen unter größerem Stress stehen werden".
Differenzen und Abspaltungen
Legida galt bisher als deutlich radikalerer Ableger der Pegida-Bewegung, die seit Herbst 2014 in Dresden auf die Straße geht. In ihrem ursprünglichen
17-Punkte-Positionspapier
bediente sich die fremdenfeindliche Initiative „Leipzig gegen die
Islamisierung des Abendlandes“ einer Sprache, die an rechtsextreme
Parteien erinnerte. Der Zulauf zu den Demonstrationen schrumpfte in
Leipzig schnell.
In Dresden spaltete sich die Organisation
„Direkte Demokratie für Europa“ um die Pegida-Mitbegründerin Kathrin
Oertel ab, auch aus Uneinigkeit über das Verhältnis von Pe- und Legida.
Ihr politischer Weggefährte Lutz Bachmann trat Ende Januar zunächst als
Pegida-Chef zurück. Er war unter Druck geraten, nachdem er Asylbewerber
als „Dreckspack“ und „Viehzeug“ bezeichnet, und auf Fotos mit
Hitler-Bärtchen und Scheitel posiert hatte. Am 9. Februar rechtfertigte
Bachmann aber in Dresden öffentlich seine ausländerfeindlichen
Äußerungen. Er habe Worte gewählt, von denen er sicher sei, „dass jeder,
wirklich jeder von uns sie schon einmal am Stammtisch benutzt hat“.