Ex-Klinik als Flüchtlingsheim vom Tisch

Erstveröffentlicht: 
31.01.2015

Kritik an Informationspolitik des Innenministeriums Nach der Entscheidung des Freistaates, übergangsweise ein Erstaufnahmeheim für bis zu 350 Flüchtlinge in der Friederikenstraße 37 einzurichten (die LVZ berichtete), ist das frühere Bundeswehrkrankenhaus in Wiederitzsch als Standort zur Asylbewerber-Unterbringung vom Tisch. Das bestätigte Ingolf Ulrich, Sprecher der Landesdirektion, auf LVZ-Anfrage. "Weil es in Wiederitzsch massive Einwände von Anwohnern gab, sich auch die Verhandlungen mit dem Eigentümer der Liegenschaft als sehr schwierig erwiesen, hatten wir uns nach alternativen Objekten umgeschaut", erklärte er.


Die Stadtverwaltung war in die Standortsuche offenbar nicht involviert und zeigte sich überrascht. "Wir nehmen die Entscheidung des Freistaats zur Kenntnis und erwarten, dass sich der Innenminister persönlich, so wie in Dresden auch, in den angekündigten Bürgerinformationsveranstaltungen den Fragen der Anwohner stellen wird", so ein Sprecher. SPD-Landtagsabgeordneter Holger Mann übte dagegen scharfe Kritik an der Informationspolitik von Innenminister Markus Ulbig (CDU). "Gerade weil alle Akteure in den letzten Monaten aus kommunikativen Fehlern bei der Projektierung der Erstaufnahmeeinrichtung im Leipziger Norden gelernt zu haben schienen, ist dies ein ärgerlicher Rückfall", sagte er.


Seine Landtagskollegin Juliane Nagel (Linke) begrüßte die Entscheidung. "Der Standort in Dölitz hat durchaus Vorteile: Er ist gut an die städtische Infrastruktur angebunden und bietet beispielsweise mit dem Naherholungsgebiet Silbersee ein gutes Umfeld. Das Gebäude, ein ehemaliges Lehrlings- und Studentenwohnheim, muss nun so hergerichtet werden, dass die neu ankommenden Asylsuchenden menschenwürdige Wohnbedingungen vorfinden." Dies soll bis Juli geschehen. Die leerstehende Immobilie hatte die Stadt im vorigen Sommer nach mehreren erfolglosen Anläufen für eine halbe Million Euro an die KKS Projekt GmbH verkauft. Laut Ulrich soll in etwa vier Wochen eine erste Anwohner-Informationsveranstaltung in Dölitz stattfinden.


Ein dauerhaftes Erstaufnahmeheim mit 750 Plätzen will der Freistaat im Herbst 2017 in der Max-Liebermann-Straße in Möckern eröffnen. Derzeit befindet es sich im Bau. jr/K.S.