Der NPD-Ratsherr Mark Michael Proch will in Neumünster Oberbürgermeister werden. Neuerdings fungiert er auch für eine virtuelle fremdenfeindliche Facebook-Gruppe.
Die Kandidatur für die Direktwahl am 10. Mai hat die Partei provokativ am Holocaust-Gedenktag bekannt gemacht. Der Neumünsteraner Proch holte 2013 mit 408 NPD-Stimmen bei den Kommunalwahlen einen Ratssitz. Proch zählt zu den wenig verbliebenen Aktivposten der Partei im nördlichsten Bundesland. 2012 reihte er sich kurz vor der Landtagswahl bei der zentralen Wahlkampfdemonstration der Nationaldemokraten in Neumünster ein. Wenige Monate später steuerte er den ersten Protest gegen einen Sexualstraftäter in der Stadt – ein Thema, für das er auch im vergangenen Jahr einige Wochenenden hintereinander versuchte, Gesinnungsgenossen zu mobilisieren.
Als im November 2013 bei einem Treffen von NPD-Mitgliedern und parteiungebundenen Aktivisten in Neumünster Steine flogen und ein Polizeieinsatz notwendig wurde, war auch Proch zusammen mit dem derzeit stellvertretenden NPD-Landesvorsitzenden Jörn Lemke mitten im Geschehen. Auch im Vorjahr fehlte er nicht, als sich die rechtsextreme Musikszene aus Mecklenburg-Vorpommern, Hamburg und Schleswig-Holstein in der „Titanic“ in Neumünster getroffen hatte. Bei Infoständen oder beim Flugblattverteilen der NPD gegen Flüchtlinge war Proch zuletzt ebenfalls regelmäßig dabei. In seiner Parzelle einer Kleingartenkolonie feiern zudem Neonazis aus ganz Schleswig-Holstein.
Neuerdings fungiert Proch als Administrator für eine virtuelle Facebook-„Shegida“-Gruppe, die sich in Anlehnung an das „Pegida“-Original von Dresden zwar in verbalem Maulheldentum rühmt, sich bisher aber noch nirgends im Land zwischen den Meeren auf die Straße getraut hat. Bei „Shegida“ im Internet wirkt auch Rene M. aus Neumünster mit. Er kommt aus dem Stadtteil Faldera und gehört zu einer selbst ernannten Kameradschaft namens „Sturmabteilung SA Faldera“. Da in Neumünster die zentrale Erstaufnahmestelle des Landes für Asylbewerber ist, versprechen sich NPD und Proch und die NPD offenbar propagandistische Erfolge mit dem Thema Fremdenfeindlichkeit. Die Weihnachtsfeier des Landesverbandes von Proch und Co. fand im Vormonat allerdings wenige Kilometer entfernt vor den Toren der Stadt statt.