Erneut Tausende gegen Legida

Erstveröffentlicht: 
19.01.2015

Die Pegida-Demonstration in Dresden wurde abgesagt, aber auch in Leipzig hat deren kleinerer Ableger Legida heute keinen Abendspaziergang veranstaltet. Das hatte Legida schon in der letzten Woche verkündet, weil deren Organisatoren für die Anmeldung ihrer Wunsch-Route auf dem Leipziger Ring zu spät kamen. Den hatten nämlich schon die Legida-Gegner für sich gebucht. Trotz dieser Absage gingen in Leipzig wieder mehrere tausend Menschen auf die Straße.

 

Rund 5.000 Menschen sind nach Angaben der Stadt am Montagabend in Leipzig erneut für Weltoffenheit und Toleranz auf die Straße gegangen. Nach einem Friedensgebet in der Nikolaikirche demonstrierten sie in der Tradition der machtvollen Montagsdemos des Wendejahres 1989 auf dem Leipziger Innenstadtring. Oberbürgermeister Burkhard Jung sagte auf der Abschlusskundgebung, der Ruf aus Leipzig müsse lauten: "Für eine weltoffene und gastfreundliche Stadt". Diesen Ruf gelte es auch deutlich und mit Zivilcourage nach außen zu tragen. Superintendent Martin Henker sagte beim Friedensgebet in der Nikolaikirche, "unser Gewicht hängt nicht von Zahlen ab, unser Gewicht hängt von unserer Haltung ab." Christian Wolff, Thomaskirchenpfarrer im Ruhestand, erklärte MDR 1 RADIO SACHSEN: "Wir machen unser Handeln nicht abhängig von Legida oder Pegida, oder wie auch immer sie heißen. Wir möchten das friedliche Zusammenleben der Verschiedenen in unserer Stadt stärken." Für Dienstag haben die Legida-Kritiker "kreativen Protest" angekündigt: "Ab 14 Uhr rufen wir dazu auf, den Augustusplatz mittels Straßenkreide im Sinne von "‪#‎NoLegida" zu verschönern." Die Aktion sei mit dem Ordnungsamt abgesprochen, so heißt es auf der Facebook-Seite der Initiatoren.

 

"Der Leipziger Ring ist ein Symbol"


Der Ableger des Dresdner Pegida-Vereins hatte seinen Aufmarsch von Montag auf Mittwoch verlegt. In einer Facebook-Meldung von Legida ist von einem "Taschenspielertrick" des Oberbürgermeisters die Rede. Er habe damit den Montagsspaziergang verhindert. Diesmal wollen die Islamkritiker ausgehend vom Augustusplatz über den Leipziger Ring marschieren - dem historischen Ort der Montagsdemonstrationen 1989. Legida hatte am Sonnabendmittag über Facebook mitgeteilt, dass die Demonstrations-Route für Mittwoch bereits bestätigt worden sei. Dagegen hieß es am Montagnachmittag vom Leipziger Ordnungsamt, dass noch weitere "Kooperationsgespräche" liefen. "Eine versammlungsrechtliche Entscheidung über die angemeldete Versammlung, Aufzugsroute bzw. etwaige Auflagen ist noch nicht getroffen," informierte das Ordnungsamt in einer Mitteilung. Voraussichtlich am Dienstag soll es Klarheit geben. Die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar sagte: "Der Leipziger Ring ist ein Symbol, das wir Legida nicht geben wollen. Wir haben die Hoffnung, dass wir viele Menschen auf die Straße bringen, die friedlich dazu beitragen, dass Legida nicht laufen kann."

 

Pegida-Anhänger in Dresden in kleinen Gruppen unterwegs


In der Pegida-Hochburg Dresden war eine für Montag geplante Kundgebung nach Terrorwarnungen abgesagt worden. Die Dresdner Polizei war am Abend mit einem Großaufgebot im Einsatz, um spontane Versammlungen zu verhindern. Trotzdem kamen immer wieder kleine Gruppen von Pegida-Anhängern zusammen, wie MDR-Reporter berichteten. Auf dem Theaterplatz stellten sie zudem Kerzen am König-Johann-Denkmal nieder.

 

In Leipzig stellen sich die Veranstalter der Gegenproteste darauf ein, dass Demonstranten von Pegida zu Legida ausweichen werden. "Wir müssen befürchten, dass zu Legida mehr Leute kommen als letzten Montag", sagte die Grünen-Bundestagsabgeordnete Monika Lazar. Pegida-Organisator Lutz Bachmann rief seine Anhänger am Montag dazu auf, an anderen Orten - auch Leipzig - an Kundgebungen teilzunehmen. Legida selbst möchte mindestens 60.000 Bürger auf dem Innenstadtring versammeln. Das Aktionsnetzwerk "Leipzig nimmt Platz" ruft zu Blockaden des am Mittwoch geplanten Aufmarschs des islamkritischen Legida-Bündnisses auf. Netzwerk-Sprecherin Juliane Nagel sagte bei einer Pressekonferenz am Montag: "Wir rufen zu Aktionen des zivilen Ungehorsams - manche sagen auch Sitzblockaden - auf und wollen erreichen, dass Legida seinen 'Spaziergang' nicht durchführen kann." Drei Kundgebungen gegen Legida hat das Bündnis dazu angemeldet.