Leipzig. Die Demonstrationen von „Leipzig gegen die Islamisierung des Abendlandes“ (Legida) werden auch in der internationalen Presse wahrgenommen – und das weitgehend negativ. Leitmedien wie der Londoner „Guardian“, „Al Jazeera“ in Katar oder die "New York Times" zeigen ein Bild von Intoleranz und wachsender Islamophobie in Sachsen, das nur zum Teil durch die starke Präsenz der Gegendemonstranten abgeschwächt wird.
Obwohl die internationale Berichterstattung sich seit Wochen
hauptsächlich auf die Dresdner Pegida-Proteste fokussiert, findet
inzwischen auch Leipziger Ausgliederung immer stärker weltweite
Beachtung. In den meisten Beiträgen werden die Ereignisse in der der
Messestadt dabei aber nicht von den anderen Städten mit Anti-Islam-Demos
unterschieden, sondern vielmehr werden Parallelen zur ursprünglich
Dresdner Bewegung gezogen.
Anti-Islam-Phänomen in Schlagzeilen, Gegen-Bewegung minimalisiert
Die „New York Times“,
in der zuvor viel Positives über die Entwicklung Leipzigs berichtet
wurde, berichtet zunächst von der Anti-Islam-Front in Dresden, vom ‚Tal
der Ahnungslosen’ in Sachsen angesichts der „kommunistischen
Vergangenheit.“ Leipzig wird erwähnt, aber nicht differenziert.
http://nyti.ms/1zfHDsH
Im britischen „Guardian“ ist vor allem vom
ursprünglichen Verbot von Mohammed-Karikaturen bei der Leipziger
Legida-Demo die Rede. Am Montag berichtete die Zeitung dann über die
Aufhebung des Verbots von Oberbürgermeister Burkhard Jung als Zeichen
der Meinungsfreiheit in der Messestadt. „Die Legida-Organisatoren haben
versucht, das Verbot zu ihrem eigenem Zwecken zu benutzen“, wird Marcel
Nowicki von der Gegenbewegung NoLegida zitiert. Die Tatsache, dass die
Islam-Gegner letzlich den Gegendemonstranten in Leipzig deutlichst
unterlegen waren, wird am Ende des Textes kurz erwähnt.
http://alj.am/1AS4v2I
Der Staatskanal „Russia Today“ stellt eine
andere Perspektive dar: In mehreren Online-Artikeln beschreiben sie die
zunehmende Unterstützung für Pegida in „immer mehr europäischen
Ländern“, darunter in der Schweiz, Österreich und Niederländen. Eine
Darstellung der Gegendemonstrationen, so wie in Leipzig, bleibt dagegen
minimal. In einer Zeile wird das Phänomen zum Beispiel zusammengefasst:
„In den meisten Städten ist die Zahl der Anti-Pegida-Protester wie
gemeldet größer als die der Pegida-Unterstützer“. Genaue Zahlen werden
allerdings nicht genannt.
http://on.rt.com/ulajt7
Image-Schaden für Leipzig befürchtet
Ein Artikel der „Al Jazeera America“
berichtet über die steigende Sorge, dass eine Assoziation mit der
Pegida-Bewegung in Dresden negative Auswirkungen auf das Image von
Leipzig haben könnte. Im Text wird Gesine Grande zitiert, Rektorin der
HTWK in Leipzig: „Man sieht in Dresden, wie schnell der Ruf einer Stadt
beschmutzt werden kann.“ Trotzdem gäbe es wichtige Unterschiede zwischen
den zwei sächsischen Großstädten, die möglicherweise entscheidend
werden, schildert der Autor und bietet Beispiele zur langjährigen Messe-
und Protesttradition in Leipzig. Dabei hoffen viele Einwohner, dass die
Stadt ihr „weltoffenes“ Image nicht verlieren wird.
http://alj.am/1AS4v2I
Ein Kommentar im türkischen „Daily Sabah“
ist nicht annähernd so optimistisch angesichts der Bewegung gegen Islam
und „Multikulti“ in Leipzig und anderswo. Klar und deutlich wird hier
vor einem „Aufstieg des Faschismus“ in Deutschland gewarnt.
http://sabahdai.ly/TTfBgy
Ähnlich wird in einem
Reuters-Bericht
prognostiziert, dass die Proteste in Dresden schnell den Ruf
des ganzen Bundeslandes verletzten könnten. Die Anti-Islam-Proteste
seien „extrem gefährlich für Deutschland“ – ein Land, das Jahrzehnte
damit verbrachte, sein Image als offenes, tolerantes Land nach dem
Zweiten Weltkrieg wiederherzustellen.