Dresden. Gemeinsam will Dresden am Samstag ein Zeichen für Weltoffenheit zeigen. Die Pegida-Demonstrationen sollen in den Hintergrund rücken. Eine offizielle Demonstration stellt der Freistaat Sachsen und Stadt Dresden somit erst kurz vor der zwölften Pegida-Demonstration auf die Beine. Mit dabei sind Schlagersänger Roland Kaiser und die Dresdner Bands Yellow Umbrella und Rany und Band, wie die Staatskanzlei am Freitag mitteilte.
Letztere veröffentlichten jetzt einen, der sich inhaltlich mit der -Bewegung beschäftigt. Darin singen die Künstler unter anderem „Euch reitet Angst, Ignoranz und simpler Futterneid“ und weiter „Ihr habt schon recht, ihr seid das Volk. Und das ist das Problem. Wenn ich mal wieder im Westen spiele, muss ich mich für euch schämen.“ In der Bilanz heißt es „Euer ganzer Hass vergiftet unser Klima.“
Roland Kaiser kommt
Auch der Schlagersänger Roland Kaiser, der in Dresden bei der
Kaisermania jährlich zehntausende Fans begeistert, tritt bei der
Kundgebung „Für Dresden, für Sachsen - für Weltoffenheit,
Mitmenschlichkeit und Dialog im Miteinander“ auf. Er werde direkt nach
Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz (CDU) sprechen, kündigte die
Staatskanzlei an. Die Veranstaltung vor der Frauenkirche beginnt um 14.
30 Uhr.
Den Aufruf zur Kundgebung unterstützen unter anderem
Dresdner Sportvereine, der Arbeiter-Samariter-Bund Sachsen und die
international agierende Hilfsorganisation Arche Nova aus Dresden. Der
Arche-Nova-Vorsitzende Sven Seifert sagte: „Wir wünschen uns eine große
Beteiligung an der morgigen Kundgebung vor der Frauenkirche als Zeichen
für Vielfalt und Weltoffenheit.“ Dies gelte um so mehr, als dass die
Pegida-Bewegung versuche, den grausamen Anschlag auf die Redaktion von
Charlie Hebdo in Paris als Bestätigung von Ressentiments gegenüber
Flüchtlingen und dem Islam zu missbrauchen. Seifert forderte zudem eine
sachliche Diskussion über Flüchtlinge und Flüchtlingspolitik. Während im
Libanon beispielsweise jeder fünfte ein Flüchtling ist, sei es in
Dresden nur jeder 250. „Wer über Flüchtlingspolitik diskutieren möchte,
muss komplexe globale Zusammenhänge berücksichtigen.
Stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig: "Enormer Schaden für Dresden"
Sachsens
stellvertretender Ministerpräsident Martin Dulig (SPD) räumte
unterdessen in einem Interview mit dem Radiosender Radioeins des RBB
einige Fehler im Umgang mit Pegida ein. Die Dresdner hätten der Bewegung
zu lange zu wenig entgegengesetzt. „Es wäre notwendig gewesen vor
allem, dass die Bürgerinnen und Bürger aus Dresden selber mit aufstehen,
dass diejenigen, die in der schweigenden Mehrheit sich immer weggeduckt
haben, die gesagt haben, „es ist eigentlich schlimm, was hier
passiert“, selber aufgestanden wären“, sagte er auf die Frage, warum die
Staatsregierung erst jetzt zu einer Kundgebung aufrufe. „Wir haben aber
auch festgestellt, dass der Schaden, der entstanden ist - durch dieses
Bild, was von Dresden ausgeht - so enorm groß geworden ist, dass wir
jetzt handeln müssen“, erklärte Dulig.
Auch das Bündnis „Dresden
für alle“ unterstützt die gemeinsame Demonstration vor der
Frauenkirche. „Wir sind froh, dass Oberbürgermeisterin Orosz und
Ministerpräsident Tillich am Samstag ein Zeichen für Weltoffenheit und
Menschlichkeit setzen wollen. Gleichzeitig gehen sie damit aus unserer
Perspektive auch die Verpflichtung ein, ihre Politik daran
auszurichten“, so das Bündis via Facebook.
Bündnis „Dresden Nazifrei“ lehnt Kundgebung ab
Das
Bündnis „Dresden Nazifrei“ hat eine Beteiligung an der Demonstration
hingegen abgelehnt. Das Bündnis will nach eigenen Angaben lieber in
Bautzen gegen eine angekündigte Nazi-Demonstration protestieren, anstatt
an der Dresdner Kundgebung für Weltoffenheit und Dialog teilzunehmen.
Das Bündnis wählt einen eigenen Weg, hatte jedoch eine Einladung zu der
Veranstaltung erhalten, wie es auf der eigenen . Die geplante
Veranstaltung sei ein scheinheiliges Symbol, führt Sprecher Silvio Lang
in einem Schreiben aus. „Wenn die Dresdner Oberbürgermeisterin glaubhaft
etwas gegen Pegida tun will, erwarten wir sie an den kommenden Montagen
auf der Straße in erster Reihe“, so das Bündnis weiter. Das Bündnis
hält Abstand und verweigert das gemeinsame Signal, das am Samstag von
Dresden ausgehen kann.
Die größte Demonstration für Weltoffenheit hatte sich bislang am 9. Dezember 2014 parallel zu einer Pegida-Demo organisiert. Damals zogen Dresdner Parteien, Verbände und Organisationen in einem Sternmarsch zum Dresdner Rathaus. Rund 9000 Menschen hatten sich an der Aktion beteiligt, darunter Helma Orosz und das Bündnis „Dresden Nazifrei“. Danach kamen deutlich weniger Menschen zu den Demonstrationen, während die Pegida-Demonstrationen in Dresden weiterhin Zulauf erhielten.