Ermittlungen in Großröhrsdorf: Deutscher täuscht Angriff durch Ausländer vor

Erstveröffentlicht: 
10.12.2014

Der angebliche Angriff eines Ausländers auf einen 23-jährigen Deutschen in Großröhrsdorf bei Radeberg war erfunden. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Mittwoch mitteilten, ermitteln sie jetzt gegen das vermeintliche Opfer. Der 23-Jährige steht im Verdacht, eine Straftat vorgetäuscht zu haben. Der Mann hatte behauptet, am 5. Dezember nahe der Notunterkunft für Asylbewerber angegriffen worden zu sein und erstattete Anzeige. Wie die Behörden am Mittwoch mitteilten, hat sich der Übergriff jedoch nie ereignet.

 

Selbst verletzt statt Opfer einer Attacke

 

Der Mann hatte die Polizei gerufen und erklärt, er sei eine halbe Stunde zuvor bei einem Spaziergang angegriffen worden. Unweit der Notunterkunft sei er von einem südländisch aussehenden Mann ohne Vorwarnung geschlagen und verletzt worden. Die Behörden stellten bei ihren Ermittlungen mehrere Unstimmigkeiten fest. Als sie das angebliche Opfer damit konfrontierten, räumte der 23-Jährige ein, die Geschichte erfunden und sich die Verletzungen selbst zugefügt zu haben.

Das Motiv des Mannes ist laut Polizei und Staatsanwaltschaft bisher nicht vollständig aufgeklärt. Er habe lediglich erklärt, die erfundene Attacke Ausländern in die Schuhe geschoben zu haben, weil diese seit Tagen im Ort "Blödsinn machen" würden. Dem Mann drohen für diese Täuschung bis zu drei Jahre Gefängnis oder eine Geldstrafe.

 

Asylbewerber weisen Vorwürfe zurück


Der vorgetäuschte Übergriff war einer der Gründe, warum der Kreis Bautzen nur vier Tage nach der Eröffnung der Notunterkunft entschieden hatte, die Einrichtung bis Weihnachten wieder zu schließen. In der ehemaligen Turnhalle sind derzeit 17 junge Männer unterschiedlicher Nationalität untergebracht. Weil alle Asylbewerberunterkünfte im Landkreis belegt sind, wollte das Landratsamt das baufällige Gebäude als Zwischenstation für bis zu 50 Ausländer nutzen. Allerdings gab es gleich nach dem Einzug der ersten Bewohner Konflikte. So hatte ein Asylbewerber einen Müllsack angezündet, ein anderer musste wegen Verletzungen behandelt werden. Bürgermeisterin Kerstin Ternes warf der Erstaufnahmeeinrichtung in Chemnitz vor, die drohenden Schwierigkeiten verkannt zu haben, indem der Gemeinde alleinstehende Männer unterschiedlicher Nationen zugewiesen worden seien.

Asylbewerber der Notunterkunft widersprachen der Darstellung, für Unruhe zu sorgen. Sie erklärten einer Reporterin von MDR 1 RADIO SACHSEN, es gebe lediglich mit einem der untergebrachten Männer Probleme. Dabei handele es sich um einen drogenanhängigen Mann aus Russland.