Antirassistische Demonstration in Güstrow [MV]

Antirassistische Demonstration in Güstrow [MV]

Am kommenden Samstag wird es in der kleinen Stadt Güstrow, etwa 40 Kilometer südlich der Hansestadt Rostock, eine Refugees welcome! - Demonstration geben. Die Veranstaltung organisiert der Ratschlag der Bündnisse. Ein Zusammenschluss der regionalen Nazifrei! - Bündnisse aus Mecklenburg – Vorpommern. Neonazis kündigen Widerstand an.

 

Vor rund zwei Jahren eröffnete in Güstrow eine neue Sammelunterkunft für Geflüchtete. Seither hetzen Neonazis in der Kleinstadt massiv gegen die neuen Einwohner_innen. Der von ihnen propagierte Rassismus fällt in der Stadt durchaus auf fruchtbaren Boden. Eine Elterninitiative eines, der Unterkunft nahen Kindergartens, sammelte unzählige Unterschriften gegen die Eröffnung und Unbekannten verübten mehrfach verschiedene Anschläge auf das Haus. Böllerwürfe und eine Brandstiftung, die zum Glück glimpflich endete bilden die Spitze des Eisbergs in Güstrow. Anfeindungen gegenüber den Refugees im Alltag sind traurige Normalität. Aktuell mehren sich die Propagandaaktionen der Faschisten wieder, denn gegenwärtig wird eine weitere Sammelunterkunft in der Güstrower Südstadt vorbereitet.

 

Gewalttätige Angriffe auf Geflüchtete und ihre wenigen Unterstützer_innen im ländlichen Raum sind aber kein Alleinstellungsmerkmal für Güstrow. Überall im Land kam es in den letzten Monaten zu Gewalttaten gegen Migrant_innen. Seit dem die NPD im November 2012 gegen eine Flüchtlingsunterkunft in Wolgast mobil machte, ist landesweit eine unorganisiert wirkende rassistische Kampagne in Gang, die gegen die Geflüchteten hetzt und agiert.

 

Am 10. November überfielen mehrere Männer und Frauen drei Refugees am Anklamer Bahnhof. Dabei beleidigten sie die Betroffenen rassistisch und bedrohten sie mit einem Messer. Wenig später schlugen und traten sie dann auf die drei Männer ein. Einer der Angreifer versuchte sogar einen Flüchtenden mit seinem Auto zu überfahren.

 

In Neubrandenburg beleidigte ein Mann am 08. November eine Gruppe von Flüchtlingen, die am Busbahnhof wartete. Später schlug der, aus einer Gruppe heraus agierende Täter, auf einen der Refugees ein.

 

Bereits am 12. Oktober warfen Unbekannten in Groß Lüsewitz mehrere Brandsätze auf eine Flüchtlingsunterkunft. Dabei zerschellte ein Brandsatz nur knapp am Rahmen eines Zimmerfenster, hinter dem zum Zeitpunkt der Attacke Menschen schliefen.

 

Seit mehreren Wochen terrorisieren ebenfalls Unbekannte nun schon Geflüchtete im vorpommerschen Strasburg. Immer wieder warfen und schossen die Täter Böller und Silvesterraketen in die Fenster von Flüchtlingswohnungen im Ort oder beschmierten Wände und Schilder mit rassistischen Parolen.

 

Die Liste der rassistischen Angriffe und Aktionen im Bundesland lässt sich noch um ein vielfaches erweitern. Nicht immer sind die Täter einschlägig bekannte Neonazis, selten werden sie erwischt. Es scheint als avanciere unter Rassisten im Bundesland der Angriff auf Menschen, die dem Aussehen nach nicht ihren Maßstäben entsprechen, mehr und mehr zum Mittel der Auseinandersetzung. Dieser Entwicklung muss entschlossen begegnet werden. Die Solidarität mit den Geflüchteten muss gezeigt werden, denn sie können sich nicht aussuchen, in welche Region sie zugeteilt werden. Der Ratschlag der Bündnisse fordert in seinem Aufruf unter anderem dass

 

„sich Gesellschaft, Verwaltung und Politik für Flüchtlinge öffnen, konsequent für eine solidarische Willkommens- und Anerkennungskultur einsetzen und genügend öffentliche Mittel dafür zur Verfügung stehen!“.

 

Auch Antifagruppen aus dem Bundesland mobilisieren zu der antirassistischen Demonstration. Die Antifa Rostock veröffentlichte kürzlich einen eigenen Aufruf, indem sie versucht eine linksradikale Perpektive auf die Thematik einzunehmen und Kritik am reformistischen Kurs der Demonstrationsorganisator_innen zu üben. Auf dem linken Nachrichtenportal Kombinat Fortschritt erschien darüber hinaus unlängst ein Hintergrundbericht über die rassistischen Aktionen und seine Protagonisten in Güstrow.

 

Zudem wächst die Spannung auf die Demonstration am Wochenende, denn Neonazis haben die Verhinderung der antirassistischen Veranstaltung angekündigt. Darüber hinaus mobilisieren sie unter dem Namen ROGIDA – „Rostocker gegen die Islamisierung des Abendlandes“ – zu einer „Gegendemonstration“.

 

Sich als Antirassist_innen und Antifaschist_innen verstehende Menschen sind also aufgerufen die Zustände in Mecklenburg – Vorpommern zu beobachten und am Samstag nach Güstrow zu kommen, um gegen die rassistische Hetze und ihre gewalttätigen Folgen auf die Straße zu gehen.