Zum fünften Mal hat die Organisation Pegida am Abend in Dresden zu einer Demonstration in der Innenstadt aufgerufen. Rund 3.200 Menschen brachte das Bündnis "Patriotische Europäer gegen Islamisierung des Abendlandes" laut Polizei auf die Straße. Das waren noch einmal mehr als in der Vorwoche, in der sich rund 1.700 Menschen beteiligt hatten. Bei der ersten Demo Ende Oktober waren es noch rund 500 Teilnehmer. Die Facebook-Seite des Bündnisses "gefällt" inzwischen mehr als 12.000 Menschen.
Bündnis Dresden Nazifrei ruft zu Gegendemo auf
Friedlich und gewaltfrei, betonen die Veranstalter immer wieder, gehe man gegen "Glaubenskriege auf deutschen Boden" auf die Straße. Diese Botschaft rief am Montag mehrere Hundert Gegendemonstranten auf den Plan. Das Bündnis Dresden Nazifrei hatte unter dem Motto "Rassismus demaskieren" dazu nicht zuletzt angesichts der besorgniserregend wachsenden Zahl von Teilnehmern und Sympathisanten der Pegida-Demonstration aufgerufen.
Pegida schürt Ängste
Der Einschätzung des Bündnisses Nazifrei zufolge geht es der Pegida nicht wie behauptet um Islamkritik, sondern um das Schüren von Ängsten vor angeblicher Überfremdung und Islamisierung, sagte Sprecher Silvio Lang dem MDR, letztlich solle ein gesellschaftliches Klima geschaffen werden, das es Zuwanderern unmöglich mache, hier einen Lebensmittelpunkt zu finden. Pegida praktiziere unter dem Deckmantel der Friedfertigkeit und suche Anschluss in der bürgerlichen Mitte, lasse aber eine menschenfeindliche Ideologie und damit im Kern eine nazistische Einstellung erkennen.
"Wir sehen aber nach allen bisherigen Äußerungen der Organisatoren auf den Pegida-Demos viele Belege für eine rassistische, islamophobe, fremdenfeindliche, völkisch-nationalistische Ideologie, die dort transportiert werden soll."
Silvio Lang Bündnis Dresden Nazifrei
Stadt ruft demokratische Werte in Erinnerung
Dass sich die Pegida bei ihrer Aktion mit dem Aufruf zu Friedlichkeit und Gewaltfreiheit und dem Ruf "Wir sind das Volk" ausgerechnet des Geists der Montagsdemonstrationen bemächtigt, ist in den Augen von Dresden Oberbürgermeisterin Orosz und Fraktionsvorsitzenden des Stadtrats ein besonderer Affront. "Der Ruf 'Wir sind das Volk!' steht für Freiheit, Demokratie und Menschenwürde", heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. Es gehe darum, Menschen willkommen zu heißen. "Keine Antwort ist: Menschen zu bedrohen, die hier Schutz suchen. Keine Antwort ist: Menschen zu beschimpfen, die sich um Hilfesuchende kümmern."
Flüchtlingsrat und Kirchen warnen vor Hass und Rassismus
Der Sächsische Flüchtlingsrat blickt ebenfalls mit Sorge auf die
Entwicklung der Pegida -Demonstrationen und die Ängste einiger Dresdner
vor Islamisierung oder Asylsuchenden. "Aus verborgener Angst kann
schnell offener Hass werden. Schon heute fühlen sich viele Menschen in
Dresden nicht sicher, immer wieder werden Asylsuchende Opfer von
Beleidigungen und Übergriffen." Zusammen mit Kirchen,
Religionsgemeinschaften, Gewerkschaften und zivilgesellschaftlichen
Initiativen hatte der Flüchtlingsrat deshalb vor der Frauenkirche eine
Kundgebung für Weltoffenheit, Religionsfreiheit und zur Aufnahme
Asylsuchender initiiert.
Bereits nach der 4.
Pegida-Demonstration in der vergangenen Woche hatten die Kirchen in
Sachsen davor gewarnt, die Organisation nutze die Angst vor
islamistischem Terror, um Stimmung gegen Ausländer zu machen. Bei
genauerer Betrachtung entpuppe sich der Aufruf zur Verteidigung des
Abendlandes als "religiös verbrämter Rassismus".