Dortmunder Staatsanwalt auf Nazi-Jagd

Erstveröffentlicht: 
08.11.2014

Dortmund. Die Justiz in NRW ermittelt nur noch gegen einen früheren mutmaßlichen Wachmann des nationalsozialistischen Konzentrationslagers Auschwitz. Das bestätigte Staatsanwalt Andreas Brendel gestern. Von den ursprünglich fünf Beschuldigten in NRW seien zwei verstorben, einer verhandlungsunfähig, der vierte nachweislich nicht in die „Vernichtungsmaschinerie des Lagers“ eingebunden gewesen.


Das Ermittlungsverfahren richtet sich gegen einen 92-Jährigen aus dem Kreis Lippe. Er stehe im Verdacht, über zwei Jahre als Wachmann im Konzentrationslager eingesetzt gewesen zu sein. Beteiligung an Tötungshandlungen bestreite er.

Die NS-Fahndungsstelle Ludwigsburg hatte im vergangenen Jahr nach Voruntersuchungen 30 Fälle im Zusammenhang mit dem Vernichtungslager Auschwitz an Staatsanwaltschaften in Deutschland weitergeleitet, fünf davon nach NRW.

Die bei der Staatsanwaltschaft Dortmund angesiedelte Zentralstelle für die Bearbeitung von nationalsozialistischen Massenverbrechen in NRW führt derzeit 17 Ermittlungsverfahren gegen 37 Beschuldigte. Gegen einen 88 Jahre alten Kölner hat die Behörde wegen seiner mutmaßlichen Beteiligung an dem Massaker im französischen Oradour-sur-Glane im Jahr 1944 Anklage erhoben. Ihm wird gemeinschaftlich begangener Mord an 25 Menschen und Beihilfe zum Mord an mehreren hundert Menschen vorgeworfen.