Thüringens Bauernpräsident Helmut Gumpert will "kriminellen Tierrechtlern" Handwerk legen. Dazu hat er einen umfangreichen Forderungskatalog an die neue Landesregierung.
Erfurt/Knau. Die Thüringer Landwirte fordern von Politik und Justiz ein härteres Vorgehen gegen Straftaten militanter Tierschützer. "Kriminellen so genannten Tierrechtlern" müsse das Handwerk gelegt werden, erklärte am Mittwoch Helmut Gumpert, Präsident des Landesbauernverbandes (TBV), auf der 16. Jahrestagung der Thüringer Landwirtschaft.
Nach seinen Informationen hätten "Tierrechtsextremisten" in den vergangenen zehn Jahren bundesweit mehr als 2000 Straftaten begangen, wöchentlich kämen vier Delikte hinzu. Dazu zählten Brandanschläge auf Mastanlagen, Beschädigungen von Viehtransportern, umgelegte Hochsitze von Jägern oder Freilassungen von Tieren aus Ställen. Er vermisse die angemessene Reaktion von Verfassungsschutz und Landeskriminalämtern ebenso wie den Protest der Öffentlichkeit. "Wir müssen uns endlich wehren und werden das auch tun", sagte Gumpert, der selbst in Knau (Saale-Orla-Kreis) ein großes landwirtschaftliches Unternehmen führt.
An die neue Landesregierung richtet der Bauernverband einen ganzen Katalog von Forderungen. So sollen Neuausweisungen von Landschafts- und Naturschutzgebieten gestoppt und der "Flächenfraß" durch Ausgleichsmaßnahmen für Neubauprojekte beendet werden. Bei der Förderung der ökologisch orientierten Landwirtschaft müsse mehr Gewicht auf regionale Kreisläufe gelegt werden. "Ich glaube nicht an die ökologische Sinnhaftigkeit von Spargel aus China, Kartoffeln aus afrikanischen Trockengebieten oder an artgerechte Tierhaltung in Südostasien", betonte der TVB-Präsident.
Ohne Einsatz von Pflanzenschutzmitteln sei die Versorgung mit sicheren Lebensmitteln in ausreichender Menge unmöglich, so Gumpert. Die neue Landesregierung müsse daher bei der Weiterentwicklung des Pflanzenschutzrechts sicherstellen, dass dies ausschließlich gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnisse und nicht etwa ideologischen oder Zeitgeist-Maßgaben folge. Auch beim Düngerecht müssten der Nährstoffbedarf der Feldfrüchte maßgeblich bleiben und die regionalen klimatischen Bedingungen stärker Berücksichtigung finden. Gefordert wird zudem eine Korrektur der jüngsten Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetzes, die den Neubau von kleinen und mittleren Biogasanlagen unwirtschaftlich gemacht habe. Die Begünstigung von "landwirtschaftsfernen Großanlagen" müsse beendet werden, da deren Ausbau zu Monokulturen führe und die Struktur des ländlichen Raumes verarmen lasse.
"Lehrer, Kinder und Jugendliche haben häufig keine oder völlig überkommene Vorstellungen von moderner heimischer Landwirtschaft", sagte Gumpert. Das erschwere sowohl den nötigen Zugang an Berufsnachwuchs wie auch die Akzeptanz für Produktionsmethoden etwa in der Tierhaltung und damit letztlich die Vermarktung heimischer Erzeugnisse. Die künftige Landesregierung sei aufgefordert, mit Hilfe von Förderprogrammen für Schulen und Betriebe die Kinder und Jugendlichen an die landwirtschaftliche Wirklichkeit heranzuführen.
Gumpert verlangte außerdem, die Zuständigkeit für das Veterinärwesen wieder im Landwirtschaftsministerium zu konzentrieren und das Ressort in seiner bisherigen Struktur zu belassen. Der TBV-Präsident reagierte damit auf Überlegungen aus Kreisen von Linke und SPD, wieder ein eigenständiges Umweltministerium in Thüringen zu bilden.